Winterreifen oder Ganzjahresreifen – was Bielefelder Autofahrer jetzt wissen sollten

Bielefeld. Viele Bielefelder orientieren sich beim Reifenwechsel an der alten Faustformel &bdquo;von O bis O“ – bedeutet von Ostern bis Oktober werden die Sommerreifen und von Oktober bis Ostern die Winterreifen gefahren. Doch aufgrund des milden Klimas und zuletzt schneearmer Winter in der Stadt lassen sich viele Autofahrer mehr Zeit. Wer jetzt erst nach einem Termin fragt, muss lange warten. Anrufe bei den Bielefelder Reifenprofis verraten: Kurzfristig ist gerade kein Termin zu bekommen. Es ist Hochsaison. Der Terminkalender von Fabio Bovino von &bdquo;Reifen Radeck“ in Stieghorst ist bis Anfang Dezember voll. &bdquo;Viele Kunden haben bislang auf das milde Wetter vertraut und sind daher spät dran, doch unsere Kapazitäten sind aktuell erschöpft“, sagt er. Grundsätzlich gebe es jedes Jahr eine schlagartige Nachfrage. In diesem Jahr komme zudem eine starke Verunsicherung bei den Kunden aufgrund der Pflicht für das Schneeflocken-Symbol auf Ganzjahresreifen hinzu. Sie gelten nur noch dann als wintertauglich, wenn sie das alpine Symbol tragen. Es hat die Form eines Berges mit einer Schneeflocke und ist für neue Winter- und Ganzjahresreifen schon seit 2018 vorgeschrieben. Reifenwechsel-Termin in Bielefeld erst nach Wochen Die Übergangsfrist ist nun abgelaufen. &bdquo;Wir bekommen zahlreiche Anrufe von Kunden, die sich nicht sicher sind oder das Symbol auf ihren Reifen nicht finden“, sagt Bovino. Doch meistens könne er beruhigen und es gebe keinen Handlungsbedarf. Lesen Sie auch: Winterreifen ab Oktober ans Auto? Was Sie jetzt wissen müssen Bei Axel Wittler von &bdquo;Reifencom“ am Leineweberring beträgt der Vorlauf für einen Termin gut vier Wochen. Auch hier sind die Kunden spät dran. &bdquo;Die Preise für neue Reifen gehen langsam hoch und ausgefallene Größen werden Mangelware“, sagt Wittler. Beim &bdquo;Reifenservice Clemens und Hegel“ am Ostring dauert es nicht ganz so lange. In zwei Wochen kann Chef Mac Kasper einen Termin anbieten. Auch ihn erreichen viele Nachfragen zum neuen Schneeflocken-Symbol, und er ist verärgert: &bdquo;Es kursieren viele Falschaussagen. Das Ganze ist nichts Neues. Winterreifen haben diese Kennzeichnung schon lange. Nur bei Ganzjahresreifen ist das Symbol M+S jetzt nicht mehr ausreichend.“ M+S steht für &bdquo;Matsch und Schnee“. Wer dennoch ab Oktober dieses Jahres nur damit unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld von 60 Euro sowie einen Punkt in Flensburg. Bei Serviceleiter Milko Micanovic von &bdquo;Schröder-Teams“ am Stadtholz dreht sich an bestimmten Tagen alles nur noch um Reifen. Sie haben die Radwechseltage für ihre Kunden eingeführt. An drei ausgesuchten Tagen machen die zwölf Monteure in sechs Teams im Halbstundentakt nichts anderes, als Räder umzustecken. Die Azubis sind nur mit dem Ein- und Auslagern beschäftigt. &bdquo;Das zu bündeln ist für uns entspannter und geht für den Kunden schneller“, sagt Micanovic. Am Ende des langen Tages gebe es für alle Monteure eine Pizza. Lesen Sie auch: Diese Neuerungen gelten 2024 für Autofahrer Kaum Probleme mit Ganzjahresreifen Auf 100 Radwechsel kommen sie pro Tag. &bdquo;Am nächsten Termin ist nichts mehr frei, erst Ende November wieder“, sagt er. Daraus ergibt sich ein Terminvorlauf von drei Wochen. Alle 800 eingelagerten Reifensätze hat sein Team frühzeitig auf die verbindlichen Symbole geprüft und die Kunden, wenn nötig, informiert. Auch hier seien nur Einzelfälle betroffen gewesen. Laut dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) gibt es in Deutschland keine generelle, sondern eine situative Winterreifenpflicht. Bei winterlichen Straßenverhältnissen – Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte – dürfen nur Winterreifen genutzt werden. Die Faustformel habe rechtlich keine Relevanz. Anstelle der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern empfiehlt der ADAC mindestens vier Millimeter und einen Austausch spätestens nach sechs Jahren. Dann sei die Gummimischung so hart geworden, dass die Bodenhaftung bei tiefen Temperaturen nachlasse. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Warum überhaupt die Mühe mit dem Reifenwechsel machen? Sind Ganzjahresreifen womöglich eine Alternative? &bdquo;Wer viel fährt oder unter Extrembedingungen wie hohem Schnee und in den Bergen unterwegs ist, der kommt um Winterreifen nicht herum“, sagt Bovino. Wer nur im Stadtverkehr unterwegs sei und nicht mehr als 10.000 bis 12.000 Kilometer im Jahr fahre, könnte Allwetterreifen als Alternative nutzen. &bdquo;Aber es ist eben nur ein Kompromiss“, betont er. Die Gummizusammensetzung und das Profil fallen anders aus. Längere Bremswege mit Ganzjahresreifen Wittler gibt den Grenzwert etwas höher an: 17.000 Kilometer im Jahr. Auch Kasper macht es vom Fahrverhalten abhängig und nennt 5.000 bis 8.000 Kilometer. &bdquo;Allwetterreifen sollen alles können, aber können nichts richtig“, argumentiert er. Grundsätzlich seien sie, was die Sicherheit in Extremsituationen angeht, immer schlechter und können 30 bis 40 Prozent längere Bremswege haben. &bdquo;Festgefahrene Schneedecken haben wir hier in Bielefeld nicht mehr, aber die Nachteile zeichnen sich auch auf nassem Laub und anderen Untergründen ab“, so Kasper. Lesen Sie auch: Gefährlicher Herbst: So reagieren Autofahrer richtig bei Wild auf der Straße

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