„Es ist megaernst“: Bielefelder Bunker Ulmenwall bangt um seine Existenz

Bielefeld. Die Lage ist ernst, sehr ernst. Der Bunker Ulmenwall, einst strahlendes Aushängeschild Bielefelds für Jazzmusik bis in Musikclubs der Lower East Side in Manhattan ein Begriff in der Szene, gerät zunehmend in finanzielle Bedrängnis. Im ganzen Land werden – nach Corona – Fördertopfe von der Herdplatte genommen oder der Inhalt stark eingedampft. Darunter leiden auch Bielefelder soziokulturelle Einrichtungen: die Theaterwerkstatt Bethel, das Tor 6 Theaterhaus, das Alarmtheater, das Welthaus, die Bürgerwache am Siegfriedplatz oder das Kulturhaus Ostblock sind einige davon. Und eben auch der Bunker Ulmenwall. &bdquo;Wir stehen an der Kante, der Bunker ist dabei sich zu häuten“, formuliert es Bunker-Geschäftsführerin Friederike &bdquo;Frieda“ Wieczorek. Und sie weiß auch: &bdquo;Gestrichene Soziokultur kommt so schnell nicht wieder“. Corona wirkt tatsächlich wie ein Zauberwort – böser Zauber: Seit Corona, so Wieczorek, drängten sich vermehrt kommerzielle Veranstalter um diese Fördertöpfe. Bunker Ulmenwall: Situation ist dramatisch Der Bunker Ulmenwall muss etwa die Hälfte seines Etats aus Drittmitteln generieren. So verbringt Wieczorek den Löwenanteil ihrer Arbeitszeit damit, Förderanträge auszufüllen. Sie kennt ihre Töpfe natürlich: Der Landesmusikrat, der Fond Soziokultur, der LWL und auch das Jugendamt der Stadt, dem der Bunker unterstellt ist (nicht das Kulturamt) sind einige davon. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Die Luft wird dünner: Zwar sind die städtischen Zuschüsse von derzeit 82.000 Euro per anno gesichert, diese werden allerdings nur für laufende Betriebskosten (Miete, Stellen, Instandhaltung) verwendet. Der laufende Spielbetrieb, also (Kultur-)Programme und Projekte, muss über die erwähnten Drittmittel einmassiert werden. Und das wird laut Frieda Wieczorek zunehmend schwierig: &bdquo;Wenn irgendwo Löcher klaffen, wo wird dann als Erstes gekürzt? Bei der Kultur, was sonst?“ Lesen Sie auch: &bdquo;Blind Date“-Konzert im Bunker Wie dramatisch die Situation ist, erklärt Wieczorek an einem Beispiel: &bdquo;Wir konnten die laufenden Kosten für die Sommermonate (dann hat der Bunker geschlossen, wer will dann schon in den Keller?) einigermaßen gut überbrücken, indem wir vieles angespart haben. Das geht nun nicht mehr“. Bis Ende des Jahres sei der Bunker &bdquo;save“, aber dann? &bdquo;Es ist megaernst“, sagt Frieda und gibt einen kleinen Einblick in ihr Gefühlsleben: &bdquo;Wenn ich hier morgens reinkomme, schnürt es mir den Hals zu“. Nicht das erste Benefiz-Konzert im Bunker Ulmenwall Nicht zum ersten Mal veranstaltet der Bunker Ulmenwall nun eine Rettungsaktion in eigener Sache (neben der jährlichen Weihnachtsmatinee in der Oetkerhalle). Bereits Mitte der 1990er-Jahre gab es ein 24-Stunden-Benefiz-Konzert für den Bunker. Damals wurde im Zuge einer Neustrukturierung der Stadtverwaltung der Bunker aus der Obhut der Kommune entlassen und einem Trägerverein übertragen. An diesem Wochenende, von Samstag, 26. Oktober, um 15 Uhr bis Sonntagnacht um 3 Uhr lässt es der Bunker an der Kreuzstraße 0 zwölf Stunden lang nonstop krachen - bei freiem Eintritt. Ein Dutzend Musikerinnen, Musiker, Duos und Bands geben sich die Klinke in die Hand und performen Jazziges, Poppiges, Klassisches, Rockiges, Elektronisches und Beat-lastiges. Die meisten Musizierenden kommen aus der Region, der Stadt und aus dem Bunker-Umfeld. So auch der Pianist Markus Schwartze, der mit &bdquo;Klavier solo“ den Benefiz-Marathon zu fortgeschrittener Stunde beenden wird. Er war übrigens schon beim 24-Stunden-Benefiz vor fast 30 Jahren dabei. Statt Eintritt werden Spendendosen- und Hüte im Bunker aufgestellt, aber es helfe schon, so die zweite Vorsitzende des Bunker-Trägervereins, Merle Meuleneers, wenn die Gäste zwei oder drei Gläser mehr trinken an der Theke - das sollte doch zu schaffen sein. Wenn das alles nicht hilft, dann sieht die Prognose nach den Worten von Frieda Wieczorek echt düster aus: &bdquo;Dann müssen wir dichtmachen!“ Bielefeld ohne Bunker Ulmenwall? Ausstellung &bdquo;Down under“ im Bunker Ulmenwall Den genauen Ablaufplan des &bdquo;12-Stunden-Bunker-Benefiz“ findet man auf der Internetseite des Bunkers. Und wenn man sich ohnehin schon in diesen weltberühmten geschichtsträchtigen Gewölben aufhält, empfiehlt sich ein Blick in die neue &bdquo;Down-under-Ausstellung“ des Jazzkellers: &bdquo;Stereochrome“ – Fotografien von Daniel Adriaans. Er widmet sich der Straßenfotografie in Schwarz-Weiß, diese ist nach seinen Worten eng mit dem Hören von Musik verbunden. Die Ausstellung verbindet also Stereoklang im Ohr mit monochromer Fotografie fürs Auge.

Meistgelesen