Ein See auf dem Bielefelder Kesselbrink? Das halten die „NW“-Leser von der Idee

Bielefeld. Es wäre eine riesige Veränderung für den zentralen Bielefelder Platz. Wissenschaftstheoretiker Peter Finke schlägt, wie berichtet, vor, einen See auf dem Kesselbrink zu schaffen: &bdquo;Es wäre sehr gut, wenn es gelänge, einen oder mehrere der städtischen Bäche zum Kesselbrink zu führen und in ein Becken mit dem ganzen Umfang des Platzes zu leiten, sodass ein ständig durchflossener großer Teich oder kleiner See entstünde.“ Sollte das nicht machbar sein, sei laut Finke auch ein stehender Teich sinnvoll. Der gewagte Vorschlag packte viele Bielefelder. Sie teilten ihre Meinungen in der &bdquo;NW“-Kommentarspalte mit. Ein Leser ist begeistert: &bdquo;Ja, bitte! Wir haben zu wenig Seen in Bielefeld, und es wertet die Innenstadt auf, zu sehen an der Lutter. Ja zu mehr Lebensqualität für Bielefelder!“ Ähnlich sieht es ein anderer Nutzer, der auf die freigelegte Lutter anspielt: &bdquo;Sehr gute Idee! Man sieht ja in der Ravensberger Straße, was ein bisschen Wasser positiv bewirken kann.“ EU verbietet Flußdurchleitung – also unrealistisch Martin Enderle, ehemaliger Umweltdezernent der Stadt (1992–2000) und zusammen mit dem Verein &bdquo;Pro-Lutter“ Promotor der Lutter-Freilegung, sagte hingegen auf Nachfrage dieser Redaktion: &bdquo;Ich begrüße das bürgerschaftliche Engagement von Herrn Finke sehr, aber sein Vorschlag ist dennoch nicht umsetzbar, weil schlichtweg unrealistisch.“ Enderle hat gleich mehrere Einwände: &bdquo;Nach meinem derzeitigen Wissensstand gibt es, anders als von Herrn Finke vermutet, überhaupt kein Fließgewässer in der Nähe des Kesselbrinks, das sich problemlos dorthin umleiten ließe, um einen Teich zu speisen und zu durchfließen.“ Auf keiner der alten Karten sei ein Bach verzeichnet. Doch selbst wenn es einen solchen Flußlauf in der Nähe gäbe, stehe der Durchleitung EU-Recht entgegen, betont Enderle und führt aus: &bdquo;Brüssels Wasserrahmenrichtlinie verbietet die Durchleitung durch einen See.“ Mit dieser Richtlinie solle verhindert werden, &bdquo;dass der Lebensraum eines Fließgewässers für Fauna und Flora unterbrochen wird“. &bdquo;Deshalb und wegen der starken Sedimentablagerung werde ja auch der Johannisbach am Obersee vorbeigeleitet.“ Und wegen des Verstoßes gegen diese Rahmenrichtlinie könnten zudem keine Fördergelder beantragt werden. &bdquo;Und so ein Projekt wäre sehr teuer“, warnt Enderle. Und wie wäre es stattdessen mit einem stehenden, eher flachen Teich ohne Durchfluss, den Finke als Alternative wegen der Tiefgarage ja selbst auch ins Spiel gebracht hat? &bdquo;Auch das funktioniert nicht. Der Kesselbrink heizt sich gerade im Sommer viel zu sehr auf, sodass so ein flaches Gewässer schnell umzukippen droht.“ Enderle empfiehlt stattdessen, den Kesselbrink mit viel mehr Grün intensiver zu begrenzen sowie zu beschatten und für mehr Wasser durch weitere Wasserspiele zu sorgen. &bdquo;Das würde dem Platz guttun.“ Auch ein Leser, der der Teichidee grundsätzlich etwas Gutes abgewinnen kann, macht sich in seinem Kommentar Gedanken über die konkreten Umstände: &bdquo;Eine Wasserfläche in der Stadt ist gut für das Stadtklima. Allerdings ist unter dem Kesselbrink eine Tiefgarage. Trotzdem sollte man prüfen, ob die Idee realisierbar wäre.“ Ein anderer geht mit leicht ironischem Unterton etwas weiter: &bdquo;Es könnte ein tiefer See werden mit der Möglichkeit, zu tauchen.“ Manche NW-Leser lehnen die Idee ab Der Kommentator kann der Idee hingegen eher wenig abgewinnen: &bdquo;Wie man auf die Idee kommt, hier einen See anzulegen, ist unglaublich. Wir leben doch nicht an der Küste.“ Auch ein anderer Leser ist skeptisch: &bdquo;Die Kosten für Rückkauf der Tiefgarage und Abriss und Umleitung mit Offenlegung der Bäche dürfte schnell die 50-Millionen-Euro-Grenze sprengen. Und Bielefeld ist jetzt schon faktisch pleite.“ Er fordert: &bdquo;Denkt über kleine Veränderungen nach, verabschiedet euch von Traumtänzerei.“ Lesen Sie auch: Bielefelds fünf größte Planungsirrtümer: Der Tunnel durch den Teutoburger Wald Ein Leser wünscht sich im Kommentar auf nw.de kleinere Veränderungen in Form von mehr Grün, Video-Überwachung und einem Springbrunnen. Ein Nutzer kommentiert mit ironischem Unterton: &bdquo; ein kleiner, netter See, für die Dealer – wieso nicht? Dann haben wir das eigentliche Problem ja gelöst in Bielefeld.“ Auch unter dem Facebook-Post mehren sich die Kommentare. Mehr als 40 sind es bereits am Montagmorgen. Auch hier ist das Stimmungsbild gemischt. Grundsätzliche Zustimmung zeigt ein Nutzer: &bdquo;Keine so schlechte Idee.“ Es solle aber keinesfalls ein stehender Teich werden. &bdquo;Ansonsten haben wir ein Mückeneldorado. Es muss auch gesichert sein, dass das Gewässer nicht verschmutzt.“ Eine Userin mahnt an, die Finanzen nicht aus den Augen zu verlieren: &bdquo;Grundsätzlich ein schöner Gedanke, aber woher kommen Gelder für Bau und regelmäßige Pflege?“ Lebhafte Diskussion zur Kesselbrink-Idee Ganz anders sieht das dieser Leser: &bdquo;Wie sehr muss man die Stadt hassen, um auf eine solche Idee zu kommen?“ Auch in diesem Kommentar wird die Ablehnung der Idee deutlich: &bdquo;Gott sei Dank wird das nie passieren. Was ein Quatsch.“ Für einen weiteren Nutzer ist der Vorschlag &bdquo;planerisch pure Verzweiflung“. Auch Kai Diekmann, ehemaliger Chefredakteur der &bdquo;Bild“-Zeitung, der in Bielefeld aufgewachsen ist, hat sich an der See-Debatte beteiligt und auf eine Umfrage dieser Redaktion auf X (vormals Twitter) reagiert. Votiert hat er allerdings nicht für den See (61,6 Prozent Zustimmung), sondern für &bdquo;Bebauen und verkleinern“ (16,6 Prozent) des Kesselbrinks. Auch wenn Peter Finkes Idee nicht bei jedem auf Gefallen stößt: Eine lebhafte Diskussion zur Zukunft des Kesselbrinks hat er mit dem Vorschlag zumindest initiiert.

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