„Nachteil für Bielefelds Sicherheit“: Pächter kritisiert Ende des Kesselbrink-Kiosks

Bielefeld. Der Kesselbrink-Kiosk zwischen Grünem Würfel und Volksbank soll endgültig verschwinden. Das hatte Vermieter Thomas Kunz vom Handelsverband OWL vergangene Woche mitgeteilt. Das Ziel sei, den Abgang zur Tiefgarage sicherer zu machen. Der Kiosk sei bisher zentraler Anziehungspunkt für verschiedene, auch problematische Gruppen. Das soll mit dem Abriss des Häuschens 2025 anders werden. Jetzt meldet sich Akram Borto, seit mehr als zehn Jahren Pächter des betroffenen Kiosks. Er und seine Familie haben jetzt einen Rechtsanwalt eingeschaltet, weil sie die Kündigung möglicherweise für unwirksam halten. Darüber hinaus fordern die Pächter aber auch von Stadt und Vermieter mehr Weitsicht: Die Hoffnung der Vermieter, durch das Verschwinden der Bude mehr Sicherheit am Tiefgaragen-Zugang zu bewirken, wird von ihnen als &bdquo;absurd“ bezeichnet. Das berichtet ihr Anwalt Philipp Küster, Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht. Der Anwalt der Pächter prüft derzeit die Wirksamkeit der Kündigung, die laut Handelsverband fristgerecht zum 31. März ausgesprochen worden sei. Unabhängig davon kritisiert die Pächterfamilie aber auch die Absichten des Handelsverbands: &bdquo;Geschäftsführer Kunz hat sich im Zusammenhang mit der Kündigung mitnichten für die Interessen des Einzelhandels rund um den Kesselbrink eingesetzt“, heißt es in einer Mitteilung des Rechtsanwaltes. Lesen Sie dazu: Gewalt am Hotspot: Vermieter schließt Bielefelder Kesselbrink-Kiosk für immer Gesprächsversuche mit dem Vermieter blieben ohne Erfolg Die Pächter vermuten, dass sich der Handelsverband &bdquo;ganz offenbar bei der Auseinandersetzung zwischen den Großunternehmen und -instituten im neugestalteten Wilhelmsstraßenviertel und den Protagonisten des bisher gescheiterten Kesselbrinkkonzeptes auf die Unternehmensseite geschlagen“ habe. Schon vor zehn Jahren habe man der Familie erstmals kündigen wollen, berichtet Borto. Dann habe es Rückzieher gegeben, immer wieder ein Hin und Her. Es folgten Lippenbekenntnisse, aber auch immer wieder zwischen den Zeilen die Erkenntnis, dass der Kiosk von anderen nicht gewünscht sei. Die Handelsverband-Geschäftsführung habe zu keinem Zeitpunkt das persönliche Gespräch zu den Pächtern gesucht. &bdquo;Vielmehr hat man einseitig und nach hiesiger Einschätzung im Zusammenwirken mit bestimmten Interessengruppen die Kündigung übermittelt“, heißt es weiter in der Mitteilung. Versuche der Familie, in der Sache mit der Geschäftsführung in Kontakt zu treten, seien ohne Gesprächsangebot geblieben. Das könnte Sie auch interessieren: Bielefelder Kiosk-Boom in der Altstadt: &bdquo;Vor sechs Jahren war ich noch alleine“ Wie berichtet, macht Geschäftsführer Kunz dem Pächter keinerlei Vorwürfe. Das Verschwinden des Kiosks sei aber dennoch beschlossen – man wolle der Stadt als Eigentümer einen Abriss vorschlagen. Der Handelsverband ist Betreiber der Kesselbrink-Tiefgarage und gleichzeitig Vermieter des Kiosks. Mit der Entscheidung komme man den Beschwerden von Kunden nach, die sich wegen der problematischen Klientel am Kiosk direkt neben dem Tiefgaragen-Abgang nicht mehr zu ihren Fahrzeugen getraut hätten. Borto ist irritiert: &bdquo;Ich habe nachgefragt. Den Tiefgaragen-Mitarbeitern sind keine Beschwerden bekannt.“ &bdquo;Kioskpersonal erhöht soziale Kontrolle“ am Kesselbrink Sein Anwalt ergänzt: &bdquo;Die angeblichen Gründe stehen im krassen Widerspruch zu den Erfahrungen der Kioskpächter. Die offenbar vorhandene Einschätzung, nach Beseitigung des Kioskhäuschens würde der Zugang zur Tiefgarage wieder sicherer sein, wird als absurd angesehen.“ Jedem objektiven Betrachter müsse einleuchten, dass der Betrieb des Kiosks mit Personal das Sicherheitsgefühl am Zugang zur Kesselbrink-Tiefgarage &bdquo;zwingend erhöht und die soziale Kontrolle in diesem Bereich stärkt“. Zum Thema: Reportage: Zwischen Chillen, Gewalt und Angst – eine Nacht am Bielefelder Kesselbrink Dies hätten Ordnungsbehörden wie auch die Betreiber des Grünen Würfels im Zuge der Prügeleien und Auseinandersetzungen auf dem Platz im Sommer bestätigt, betont Küster: &bdquo;Die Familienmitglieder haben noch gut in Erinnerung, dass sie häufiger als Streitschlichter, Ansprechpartner und Bindeglied zwischen den Gruppierungen fungiert haben.“ Am Kesselbrink regt sich gegen die Entscheidung Widerstand. Das Verschwinden wäre demnach eher ein Nachteil für Bielefelds Sicherheit, sagen einige, kein Vorteil. &bdquo;Plumpes Plattmachen entschärft nicht die Lage“ Der Anwalt wendet sich im Namen seiner Mandanten auch an die Stadt, die Eigentümerin des Kiosks ist: &bdquo;Es sollte allen Beteiligten, auch dem Sozialdezernenten der Stadt (Anm. d. Redaktion: Ingo Nürnberger), klar sein, dass der soziale Brennpunkt Kesselbrink nicht durch plumpes Plattmachen eines Kiosks entschärft werden kann.“ Zumal weitere vergleichbare Verkaufsstätten am Kesselbrink existierten. Der Anwalt fordert viel mehr, schnell ein umfassendes Sicherheits- und Sozialkonzept zu erarbeiten. Die Pächterfamilie sei willens, Teil hiervon zu sein und könnte sich nicht nur die Zusammenarbeit mit Stadt, Handelsverband und anderen Interessengruppen, sondern auch mit einem professionellen Sozialarbeiter oder Streetworker vorstellen. Die Familie Borto ist nah dran am Kesselbrink und seinen Problemen. Jeder kennt sie hier und sie kennen jeden. Lesen Sie auch: Interview: Wie SPD-Kandidat Ingo Nürnberger die OB-Wahl in Bielefeld gewinnen will

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