Bielefelder Rat diskutiert Grundsteuer C: Was jetzt auf Grundstücksbesitzer zukommt

Bielefeld. Städte und Gemeinden haben ab dem 1. Januar 2025 die Möglichkeit, für Baulücken und unbebaute, aber baureife Grundstücke einen gesonderten Hebesatz festzusetzen: die Grundsteuer C. Wer das Grundstück besitzt, müsste dann statt der regulären eine erhöhte Grundsteuer zahlen. Das rot-grün-rote Rathausbündnis in Bielefeld hat jetzt für die Ratssitzung am kommenden Donnerstag (26. September) eine Anfrage gestellt. SPD, Grüne und Linke wollen wissen, ob die Verwaltung die Einführung einer Grundsteuer C vorsieht und wann mit einer entsprechenden Beschlussvorlage zu rechnen wäre. Die Ratspolitiker wollen außerdem in Erfahrung bringen, wie viele unbebaute baureife Grundstücke es gibt und wie groß deren Gesamtfläche ist. Für die Stadt Bielefeld wird es immer schwieriger, dringend benötigten neuen Wohnraum zu schaffen. Gleichzeitig steigt der Wert von baureifen Grundstücken, die brachliegen. So werden sie nicht selten zu Spekulationsobjekten. Die Eigentümer kalkulieren oft lieber mit der Wertsteigerung, statt eine Bebauung zu planen oder das Grundstück zu verkaufen. Die höhere Grundsteuer C könnte solche Spekulationen unattraktiver machen und gleichzeitig einen Anreiz bieten, neue Wohnungen zu errichten. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausen lehnt Spekulationssteuer für unbebaute Grundstücke ab Grundstückspreise steigen weiter Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte bei der Stadt Bielefeld legt jedes Jahr einen Bericht vor, wie sich die Grundstückspreise entwickelt haben. Die Tendenz ist weiter steigend. War der Quadratmeterpreis in Bielefelds teuerster Gegend, im Musikerviertel unterhalb von Sparrenburg und Promenade, 2022 auf mehr als 700 Euro geklettert, sind im vergangenen Jahr 730 Euro fällig gewesen. Für gute Wohnlagen in Schildesche müssen zwischen 450 und 550 Euro (am Obersee) gezahlt werden. Zwischen Siegfriedplatz und Alm sind 600 Euro fällig. Unter 300 Euro ist eigentlich nur noch in Randlagen wie Schröttinghausen oder Teilen von Sennestadt und Senne etwas zu bekommen. Wer es günstiger haben möchte, muss in den nördlichen Speckgürtel von Bielefeld ausweichen. In Enger oder Spenge liegen die Bodenrichtwerte teils nur bei 110 Euro pro Quadratmeter. Aber auch dort handelt es sich dann in der Regel um weniger attraktive Randlagen. Lesen Sie auch: Das sind die teuersten und günstigsten Wohnviertel in Bielefeld Bislang gibt es zwei Grundsteuerarten. Die Grundsteuer A wird für land- und forstwirtschaftliche Flächen verlangt. Die Grundsteuer B gilt für Wohn- und Gewerbegrundstücke. Mit der Grundsteuerreform wurde den Städten und Gemeinden die Möglichkeit gegeben, auch eine Grundsteuer C für unbebaute Flächen und Baulücken zu erheben. Deren Höhe darf jede Kommune selbst festlegen. Eigentlich sollte die Reform bewirken, dass es gerechter zugeht. Wer ein Haus in 1a-Lage besitzt, soll mehr zahlen als jemand, der eine Immobilie in einer weniger begehrten Gegend sein Eigen nennt. Aber am Ende sorgt die Reform auch für neue Ungerechtigkeiten. Denn für Wohnhäuser dürfte die Steuer eher steigen, für Gewerbeimmobilien dagegen deutlich sinken. Auch für Hausbesitzer und Mieter wird es teurer Die Reform stellt die Stadt schon jetzt vor große Probleme. 81 Millionen Euro nimmt sie bislang jedes Jahr über die Grundsteuer ein. Dieser Betrag muss schon wegen der insgesamt angespannten Finanzlage gehalten werden. Das wird nach der Reform aber nur gehen, wenn der Hebesatz deutlich erhöht wird. Stadtkämmerer Rainer Kaschel hat vorgeschlagen, den Hebesatz auf 815 Prozent anzuheben, als er jetzt den Doppelhaushalt 2025/26 dem Rat vorgelegt hat. Das sind 155 Punkte mehr als bisher. Darüber muss die Politik nun entscheiden. Zahlen müssten das Hausbesitzer und Mieter gleichermaßen, denn die Grundsteuer darf umgelegt werden. Wer ein unbebautes Grundstück besitzt, für den könnte es jetzt noch teurer werden, sollte auch die Grundsteuer C kommen.

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