Igelsterben in Bielefeld: Schockierende Fotos von kranken und verletzten Tieren

Bielefeld. Tierschützer senden Hilferuf: Igel um Igel wird in die Pflegestellen des kleinen Vereins Wildtiere OWL gebracht. Die Tiere sind verletzt, krank, völlig abgemagert. Fotos, die der Verein auf Facebook postet, sind nichts für schwache Nerven. Die Botschaft: &bdquo;Wir brauchen Hilfe.“ Die Pflegestellen können sich vor Igeln kaum retten. 33 hat Juliane Gross dieses Jahr schon aufgenommen. &bdquo;Und der Herbst als schwierigste Igelzeit des Jahres kommt erst noch“, sagt die Tierfreundin. Wenn es im Herbst kälter wird und der Bodenfrost einsetzt, sollten sich alle Igel ausreichend Speck angefressen haben, um den Winter zu überstehen. Doch das schaffen viele nicht mehr. Das hat mehrere Gründe: Durch das wärmere Klima werden teils noch spät im Jahr Igel geboren, die es zeitlich schlicht nicht schaffen, rechtzeitig Kampfgewicht zu erreichen. Andererseits gibt es immer weniger leckere Insekten wie Käfer – die Lieblingsspeise der Igel. Lesen Sie auch: Tierschützer fordern Nachtfahrverbot für Mähroboter Stattdessen fressen sie unter anderem Schnecken und Würmer – die sind nur halb so lecker, außerdem übertragen sie unter anderem gefährliche Innenparasiten auf die Igel. Und die ausgemergelten Tiere landen dann unter anderem in der Pflegestelle von Juliane Gross. Gerade hat sie fünf Baby-Igel an der Detmolder Straße aufgelesen – unterernährt. Die Mutter war überfahren worden. Parasiten, Verletzungen, Unterernährung Fast alle Igel, die die Pflegestellen der Igelhilfe aufnehmen, sind krank oder unterernährt: Die Befunde reichen von Innenparasiten von falschem Futter, Verletzungen jeglicher Art, Abszessen, schlechten Zähnen, bis hin zu so starkem Madenbefall, dass die Tiere nur noch eingeschläfert werden konnten. Und dann beginnt nun auch noch die Babysaison. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Schwer verletzt werden Igel oft bei Zusammenstößen mit Autos, von Rasentrimmern und ähnlichen Geräten. Zuletzt machten in Bielefeld verstörende Bilder eines verstümmelten Igels die Runde. Das Tier war unter einen Mähroboter geraten. Tierschützer fordern schon lange ein Nachtfahrverbot für Mähroboter. Häufig sind auch unter anderem Vergiftung durch Schneckenkorn oder andere Gifte in den Gärten der Menschen. Das Problem: Aufgeräumte Agrarlandschaften haben wichtige Lebensräume des Igels ersetzt. Besser geht es den Tieren in Gärten und Grünanlagen in Siedlungsgebieten, deshalb leben Igel heute zunehmend in Städten – hier gibt es Schätzungen zufolge bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land, sagt Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier-Stiftung. &bdquo;Aber auch dort hat es der Igel immer schwerer. Denn täglich werden Flächen versiegelt, und in Wohnstraßen breiten sich sterile Schottergärten aus.“ Lesen Sie auch: Igel in Bielefeld von Mähroboter verstümmelt Nur noch ein Fünftel der Igelpopulation von 1976 Die Folgen: Der Igel steht nun auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Um auf die Misere aufmerksam zu machen, wurde er zudem zum Wildtier des Jahres 2024 gekürt. Laut dem Rote-Liste-Zentrum haben etwa Langzeitzählungen überfahrener Igel in Bayern über einen Zeitraum von fast 40 Jahren einen stetigen Rückgang der Funde auf etwa ein Fünftel der 1976 vorhandenen Bestände ergeben. Ob diese Entwicklung für das ganze Bundesgebiet gilt, sei zwar nicht gesichert, weil vergleichbare Zählungen nicht vorliegen. Gelegenheitsbeobachtungen in Nordrhein-Westfalen allerdings deuten ebenfalls auf einen Rückgang des sogenannten Westigels hin. Die Igel werden nicht nur weniger, den verbliebenen geht es oft nicht gut. Die Pflegestellen des Vereins Wildtiere OWL leisten hier wertvolle Arbeit – und die geht ins Geld. Laut Juliane Gross kostet ein Pflegeigel von der Aufnahme bis zur Auswilderung bei weniger schweren Fällen ab 50 bis 60 Euro. 33 Tiere hat Gross in diesem Jahr bislang aufgenommen. Das macht, wenn man mögliche Tierarztkosten grob mit einrechnet, weit mehr als 2.000 Euro. Den Herbst noch nicht eingerechnet. Hier geht es zu den Amazon-Wunschlisten der Pflegestellen. Lesen Sie auch: Was passiert eigentlich, wenn man seinen Rasen einfach mal wachsen lässt? Wer Beratung zu einem tierischen Notfall braucht, kann den Verein unter Tel. 0521 44815758 kontaktieren. Der Verein sucht zudem immer Auswilderungs- und Überwinterungsplätze für die Igel. Wer Interesse und einen naturnahen Garten abseits großer Straßen und ein Gehege und Häuschen zur Verfügung hat, kann sich jederzeit beim Verein beraten lassen. Spenden an den Verein über Paypal.

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