Polizei will jetzt mit Task-Force in der Bielefelder Innenstadt für Ordnung sorgen

Bielefeld. Pfefferspray-Überfälle, Messer-Taten, wüste Prügeleien – die Zahl der Gewalt- und Rohheitsdelikte in der Bielefelder Innenstadt geht weiter nach oben. Das belegen jüngste Zahlen aus der Polizeistatistik, das belegen aber auch die Art und die Regelmäßigkeit der Vorfälle, die die Behörde inzwischen meldet. Wie berichtet, hat die Stadt nun einen Acht-Punkte-Plan aufgestellt, mit dem Sozialarbeiter und Streetworker hoffen, die problematischen Szenen an der Tüte und am Kesselbrink besser betreuen und vielleicht auch wenig entzerren zu können. Die Klientel, die für Sozialarbeit nahezu nicht empfänglich ist, sind aber die jungen Kriminellen, die seit geraumer Zeit in der Bielefelder Innenstadt für Probleme sorgen. Sie sind so flexibel – auch was ihren Wohnort angeht –, dass die Bemühungen von Polizei und Justiz ihrer habhaft zu werden dagegen sehr behäbig rüberkommen. Bielefelder Task-Force soll sich junge, flexible Dealer vornehmen Um sich diese Gruppe künftig besser vorknöpfen zu können, hat die Polizei sich nun lange beraten und einen Plan geschmiedet. Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, dass die Bielefelder Polizei nun eine spezielle Kripo-Task-Force gründen möchte, mit der sie genau dieses kriminelle Dunkelfeld aufhellen möchte. Lesen Sie dazu: Alarmierende Zahlen: Kriminalität an Kesselbrink und Jahnplatz explodiert Polizeisprecher Michael Kötter bestätigt, dass die Behörde bereits in Kürze eine spezielle Gruppe für die Bekämpfung der Straßenkriminalität vorstellen wolle. Angesichts der angelaufenen Planungen könne er aber noch nicht mehr dazu sagen. Den Aufenthalt am Kesselbrink so unangenehm wie möglich machen Möglicherweise nicht ohne Grund. Denn polizeiintern gibt es Uneinigkeit. Ist es sinnvoller, eine Ermittlungskommission mit Kripobeamten aufzustellen oder ist mehr geholfen, der Szene mit regelmäßigen Nadelstichen – etwa durch sich wiederholende Kontrollen – den Aufenthalt an den zentralen Kriminalitäts-Hotspots wie dem Kesselbrink so unangenehm wie möglich zu machen? Eine Ermittlungskommission wird in der Regel aktiv, um Hintergründe und mögliche Hinterleute einer gemeinsam agierenden Vereinigung aufzudecken. Ob das der richtige Weg ist, bezweifeln viele erfahrene Kripobeamte. Denn die Zielgruppe macht nicht den Anschein, als sei sie konspirativ aktiv. Viel mehr ist von hochflexiblen Ich-AGs auszugehen. Drogen-Verbindungen nach Holland aufdecken Denn es geht hier um auffällige Kleindealer, die sich vorübergehend zusammenschließen, in diesem Zusammenhang Drogen verkaufen, in großen Teilen auch selbst Drogen konsumieren und ganz schnell wieder untertauchen, wenn die Behörden ihnen zu nahe kommen. Viele von ihnen sollen ihre Drogen aus Holland beziehen. Diese Verbindungen in das Nachbarland könnten sehr wohl die Aufgabe einer Ermittlungskommission sein. Doch gleichzeitig ist auch von einer Kripo-Einheit ziviler Ermittler die Rede, die konkret vor Ort dazwischen gehen solle. Lesen Sie dazu: Pfefferspray-Angriffe: Wer sind die Reizgas-Täter in der Bielefelder Innenstadt? Zahlreiche Taten auf Bielefelds Straßen gehen zu einem Teil auf eine relativ junge Gruppe zurück, die ein Sprecher der Bremer Sozial- und Jugendbehörde kürzlich in einem Interview so beschrieben hat: &bdquo;Es gibt tatsächlich eine Gruppe von jungen Menschen aus den Maghreb-Staaten, die in ganz Europa unterwegs ist. Sie sind in vielen Städten unterwegs und tauchen immer wieder mal hier und mal da auf. Es ist Teil ihrer Lebensweise, sich mit kleineren und größeren Straftaten irgendwie über Wasser zu halten.“ Bielefelds Polizeipräsidentin unter Druck – die Politik erwartet Erfolge Ein Teil dieser jungen Männer habe zuvor schon länger in Frankreich, Spanien oder Italien gelebt, sei vielleicht sogar dort aufgewachsen. Sie kämen aus einer Welt, in der Resozialisierung weniger im Vordergrund stehe als Bestrafung. Ihnen längere Hilfsangebote zu machen – etwa eine Drogentherapie – sei teilweise erst möglich, wenn sie in Haft kämen. Doch dort landeten nur wenige. Bielefelds Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauer ist nun zu einer Sondersitzung des Haupt- und Beteiligungsausschusses der Stadt geladen. Dort soll sie am Donnerstag, 26. September, unter anderem zu den ersten Erfolgen der im Januar angekündigten Sicherheitskooperation von Stadt und Polizei berichterstatten. Mehrere politische Parteien in Bielefeld haben Ende der Sommerpause nun endlich Erfolge im Kampf gegen Drogen und Gewalt eingefordert. Die neu einzurichtende Task-Force könnte dann zumindest einen Wechsel in der Polizeistrategie aufzeigen. Erfolge dürfte die Einheit noch nicht auf sich verbucht haben. Lesen Sie auch: Bielefelds Polizeipräsidentin redet Tacheles: &bdquo;Wir brauchen Polizeipräsenz“ Große Frage: Woher kommt das Personal für die Einheit? Und dann bleibt auch eine ganz wichtige Frage: Welche der personell stark angespannten Kommissariate und Wachen soll die Mitglieder der neuen Task-Force stellen? Es gibt nahezu keine Dienstgruppe und kein Kommissariat, das derzeit auf sein Personal verzichten kann. Erste Antworten dazu könnte es bereits kommende Woche geben, heißt es.

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