Fachkräftemangel

Nachwuchssorgen in Bielefeld: Handwerksbetriebe schlagen Alarm

Das Handwerk hat grundsätzlich gute Aussichten – aber es mangelt an Nachwuchs. Der Fachkräftemangel und der erhoffte Bürokratieabbau waren auch beim Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft die Themen.

Konnten beim Empfang der Kreishandwerkerschaft über Fachkräftemangel, Bürokratie und das schöne Wetter plaudern: Kreishandwerksmeister Frank Wulfmeyer (v.l.), Steinmetzmeister Lars Jauer und Katja Jauer, der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU), die Landtagsabgeordnete Christina Osei (Grüne), und Alexander Kostka, seit April 2024 Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld. | © BARBARA FRANKE

Martin Krause
07.09.2024 | 07.09.2024, 09:00

Bielefeld. Auf lange Sicht könnten die Handwerker sehr zufrieden sein, denn gerade in Zeiten von Energiewende, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz gilt ihre Branche als besonders zukunftsträchtig. Beim Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld wurde aber deutlich, dass viele Betriebe anhaltend große Sorgen haben: „Die größten Herausforderungen sind der Mangel an Nachwuchs und die überbordende Bürokratie“, betonte Kreishandwerksmeister Frank Wulfmeyer bei dem Empfang in den Hallen des Steinmetzbetriebs von Lars Jauer (Jauer Natursteine).

Der Fachkräftemangel sei keine abstrakte Bedrohung, sondern sehr konkret, „wir spüren ihn jeden Tag“, so der Bielefelder Tischlermeister Wulfmeyer. Besonders alarmierend seien die Zahlen junger Menschen ohne Berufsabschluss.

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Bundesweit seien 2,86 Millionen junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 34 Jahren ohne Abschluss: „Knapp jeder fünfte junge Mensch in unserer Region hat keinen Berufsabschluss - das können wir uns als Gesellschaft schlicht nicht leisten“, warnte Wulfmeyer. Das Handwerk brauche zum Beispiel einen besseren Zugang zu bestimmten Schulformen, um Nachwuchs zu finden.

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Reform des Baurechts könnte Baukosten senken

Beim Thema Bürokratie forderte der Kreishandwerksmeister angesichts einer Flut von Dokumentationspflichten, Vorgaben und Auflagen in allen Bereichen mehr Vertrauen vom Staat ein. „Als Handwerker sind wir es gewohnt, Probleme anzupacken und eigenverantwortlich Lösungen zu finden“, warb Wulfmeyer um Unterstützung. „Experten für Bürokratieabbau finden Sie nicht in Rathäusern und Ministerien“, wandte sich Wulfmeyer an die Politik. „Die Experten für Bürokratieabbau finden Sie heute hier“.

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Um die schwächelnde Baukonjunktur anzukurbeln, habe Niedersachsen ein positives Beispiel geliefert: Dort seien Umbauten durch eine Reform des Baurechts so vereinfacht worden, dass sie nun teilweise genehmigungsfrei umgesetzt werden könnten. Damit werde „Wohnraum wieder besser bezahlbar“.