
Bielefeld. Auf lange Sicht könnten die Handwerker sehr zufrieden sein, denn gerade in Zeiten von Energiewende, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz gilt ihre Branche als besonders zukunftsträchtig. Beim Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld wurde aber deutlich, dass viele Betriebe anhaltend große Sorgen haben: „Die größten Herausforderungen sind der Mangel an Nachwuchs und die überbordende Bürokratie“, betonte Kreishandwerksmeister Frank Wulfmeyer bei dem Empfang in den Hallen des Steinmetzbetriebs von Lars Jauer (Jauer Natursteine).
Der Fachkräftemangel sei keine abstrakte Bedrohung, sondern sehr konkret, „wir spüren ihn jeden Tag“, so der Bielefelder Tischlermeister Wulfmeyer. Besonders alarmierend seien die Zahlen junger Menschen ohne Berufsabschluss.
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Bundesweit seien 2,86 Millionen junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 34 Jahren ohne Abschluss: „Knapp jeder fünfte junge Mensch in unserer Region hat keinen Berufsabschluss - das können wir uns als Gesellschaft schlicht nicht leisten“, warnte Wulfmeyer. Das Handwerk brauche zum Beispiel einen besseren Zugang zu bestimmten Schulformen, um Nachwuchs zu finden.
Reform des Baurechts könnte Baukosten senken
Beim Thema Bürokratie forderte der Kreishandwerksmeister angesichts einer Flut von Dokumentationspflichten, Vorgaben und Auflagen in allen Bereichen mehr Vertrauen vom Staat ein. „Als Handwerker sind wir es gewohnt, Probleme anzupacken und eigenverantwortlich Lösungen zu finden“, warb Wulfmeyer um Unterstützung. „Experten für Bürokratieabbau finden Sie nicht in Rathäusern und Ministerien“, wandte sich Wulfmeyer an die Politik. „Die Experten für Bürokratieabbau finden Sie heute hier“.
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Um die schwächelnde Baukonjunktur anzukurbeln, habe Niedersachsen ein positives Beispiel geliefert: Dort seien Umbauten durch eine Reform des Baurechts so vereinfacht worden, dass sie nun teilweise genehmigungsfrei umgesetzt werden könnten. Damit werde „Wohnraum wieder besser bezahlbar“.