Bielefelder Händlerin wünscht sich Kesselbrink-Betreuer für mehr Sicherheit

Bielefeld. Immer dunkler und stürmischer wird es plötzlich, dann entlädt sich ein schweres Gewitter über dem Kesselbrink. Kein Zeichen – einfach nur der vergurkte Bielefelder Sommer und so geht das sechste Kesselbrinkgespräch mit Barbara America-Sieckmann statt wie geplant auf dem Balkon des Grünen Würfels nun trocken im selbigen über die Bühne. Und die Geschäftsfrau, die seit 32 Jahren mit ihrem Radladen &bdquo;Raddesign“ in unmittelbarer Nähe des Kesselbrinks zu Hause ist, nutzt die Gelegenheit, um einen Vorschlag zu platzieren, der sie schon des Längeren umtreibt, wie sie betont: &bdquo;Wir sollten auf Polizei und Ordnungsamt hier nur dann setzen, wenn nichts anderes geht.“ Stattdessen schlägt sie vor, &bdquo;Kesselbrink-Betreuer“ auszubilden und einzusetzen, die auf dem Platz aktiv werden und nach dem Rechten sehen. Platz zu stark sich selbst überlassen Ähnlich wie Schwimmmeister in den Bädern sollten diese Tag und Nacht in Schichten auf dem Platz präsent sein, erläutert die 66-Jährige ihre Idee weiter. Ihr schweben dabei &bdquo;zweiköpfige Teams vor, die aus möglichst jungen, und am besten verschieden-sprachigen Leuten zusammengesetzt sein sollten.“ Teams dieser Art könnten viel leichter als Polizeibeamte und Ordnungsamtsmitarbeiter Zugang zum Publikum auf dem Kesselbrink finden und mit den Menschen darüber ins Gespräch kommen, was hier auf dem Platz statthaft ist und was nicht. &bdquo;Denn das ist doch das große Problem hier, nach der euphorisch bejubelten Eröffnung, haben die Verantwortlichen den Platz zu stark sich selbst überlassen und sich zu wenig um die Menschen dort gekümmert.“ So seien nach und nach verschiedene Szenen entstanden, die dann begonnen hätten, den Platz nach ihren eigenen Regeln zu nutzen und wenig Rücksicht auf das Allgemeingut zu nehmen. Lesen Sie auch: Reportage – zwischen Chillen, Gewalt und Angst – eine Nacht am Bielefelder Kesselbrink Interessante Idee: Betreuer für den Kesselbrink Es sei daher an der Zeit, den Kesselbrink als Multi-Kulti-Platz wieder zurückzugewinnen, betont America-Sieckmann, die einst Soziologie an der Uni Bielefeld studiert hat, bevor sie dann vor 32 Jahren zusammen mit ihrem Mann ins Fahrradgeschäft an der Wilhelmstraße einstieg und dort auch zehn Jahre über dem Laden gewohnt hat, ehe sie mit dem Geschäft vor eineinhalb Jahren an die Friedrich-Verleger-Straße umzog. Hauptbaustein, um den Platz neu aufzustellen, seien für sie die &bdquo;Kesselbrink-Betreuer“. Diese sollten ihrer Vorstellung nach &bdquo;freundlich, aber nachdrücklich für Ordnung und Sauberkeit sorgen und den Platzbesuchern immer wieder die Regeln des Zusammenseins dort vermitteln“ schlägt sie vor. Zudem sollten sie Ansprechpartner sein für Menschen, die sich auf dem Platz gefährdet sehen. &bdquo;Sie könnten dann entscheiden, ob sie Polizei oder das Ordnungsamt hinzuziehen. Dazu sollten sie mit einem kurzen Draht zu den Behörden ausgestattet sein“, sagt die Geschäftsfrau. Und wer soll diese Jobs ausfüllen? Lesen Sie zudem: &bdquo;Das Grün muss runter“: Bielefelder Künstlerin mit ungewöhnlichem Vorschlag für den Kesselbrink Polizei und Ordnungsamt entlasten &bdquo;Das könnten doch Studierende aus den Bereichen Pädagogik oder Sozialarbeit sein, die dafür geschult werden und Interesse an so einer Tätigkeit haben“, betont die 66-Jährige. Der Vorteil sei zudem, dass diese niedrigschwellige Anlaufstelle von den Menschen auf dem Platz eher angenommen werden würde, als wenn gleich Polizei und Ordnungsamt einschreiten, sobald sich jemand nicht Platzkonform benimmt. Zudem entlaste es die Ordnungsbehörden davon, hier ständig Streife zu fahren und stärke durch die dauerhafte Anwesenheit wiederum das Sicherheitsgefühl. Und kostengünstiger sei dieses Modell auch. Spiel- und Sportgeräte für Kinder ungeeignet und gefährlich Von Hans E. Latzkes Idee aus dem vierten Kesselbrinkgespräch, auf dem Kesselbrink neue Laufwege abzubilden und einen zentralen Anlaufpukt (zum Beispiel einen Kiosk) mitten auf dem Platz zu schaffen, hält die gebürtige Mindenerin sehr viel. &bdquo;Wir sehen doch, wie gut Plätze funktionieren, die so etwas aufweisen.“ Vollkommen verändern würde America–Sieckmann zudem gerne das Spiel- und Sportangebot auf dem Platz. &bdquo;Die bisherigen Geräte sind für kleine Kinder überhaupt nicht geeignet, ja sogar gefährlich, wenn sie allein daran herumturnen. Das habe ich immer wieder beobachtet“, sagt sie. &bdquo;Das sollte wirklich zügig geändert werden und würde den Platz zusätzlich beleben, wenn die Kinder dort geeignetes Spielgerät vorfinden würden.“ Die Scater- und BMX-Anlage hingegen sei toll. Verkaufsverbot für Alkohol Über ein Verkaufsverbot für Alkohol am Kesselbrink sowie ein Verbot von Glasflaschen auf dem Platz sollte die Stadt ebenfalls nachdenken. &bdquo;Auch das würde dem Platz und dem Zusammensein dort guttun.“ Auch die Sauberkeit, die immer wieder zu wünschen übrig lasse, würde dadurch gesteigert und spielende Kinder nicht länger durch Scherben gefährdet. Der Grüne Würfel sollte besser bis in den späten Abend geöffnet sein. das würde den Platz auch weiter beleben. Philharmoniker auf dem Kesselbrink: Mehr davon Absolut begeistert ist America-Sieckmann von den Konzerten der Bielefelder Philharmoniker auf dem Kesselbrink. &bdquo;Von solchen Veranstaltungen brauchen wir viel mehr, denn sie helfen, den Platz anders zu besetzen und kommen unglaublich gut an beim Publikum.“ Selbst bei denen, von den wir immer glauben, sie interessierten sich für diese Art von Musik nicht. Daher wünsche sie sich noch viel mehr solche Aktivitäten, um das Klima auf dem Platz zu drehen. Und noch einen großen Wunsch hat sie: &bdquo;Es wird wahrlich Zeit, dass die Wilhelmstraße, die seit Jahren quasi eine Dauerbaustelle und letztendlich eine Katastrophe ist, endlich zur Fußgängerzone umgestaltet und eine echte Verbindungsachse zum Kesselbrink wird.“ Auch das sei ein wichtiger Baustein zur Belebung des Platzes.

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