450.000 Liter Wasser im Keller: Bielefelder erfährt im Urlaub von der Katastrophe

Bielefeld. Montagabend gegen 19 Uhr: Die Leitstelle der Bielefelder Feuerwehr nimmt den Anruf einer Frau entgegen, die als Haushälterin arbeitet. Es sei Wasser im Keller eines Einfamilienhauses, in dem sie tätig sei. Man möge bitte schnell kommen. Kurze Zeit später ist die Feuerwehr bereits mit dem Gerätewagen &bdquo;Öl und Wasser“ und mit zwei Mann Besatzung vor Ort im Bielefelder Süden. Man geht davon aus, dass es eventuell Folgeschäden des schweren Unwetters mit Starkregen am Sonntag sind. Als die beiden Einsatzkräfte die Tür des großen Einfamilienhauses öffnen, strömt ihnen bereits das Wasser entgegen. Schnell wird ihnen klar, dass vermutlich der gesamte Kellerbereich unter Wasser steht. Sofort werden weitere Kollegen der Berufsfeuerwehr und der Löschabteilung Senne alarmiert. Auch die Stadtwerke, für die Wasser- und Stromversorgung zuständig, machen sich auf den Weg. Ihre erste Aufgabe ist es, das Haus von der Frischwasserversorgung zu kappen. Das Gebäude wird abgeschiebert. Ein Schutzschalter im Haus hat bereits die Stromversorgung unterbrochen. Hausbesitzer in Südeuropa erreicht Der Einsatzleiter der Feuerwehr, Thomas Epp, ahnt schnell, dass es für den Hausbesitzer kein gutes Ende nehmen wird. Er hat ihn im Urlaub in Südeuropa erreicht. &bdquo;Der Eigentümer wollte sofort nach Bielefeld zurückkehren, als ich ihm von seinem komplett mit Wasser gefüllten Kellerbereich erzählte. Ich habe ihn davon abgehalten“, berichtet Epp. Er solle die Ruhe bewahren und vielleicht schon einmal die Versicherung anrufen, so der Einsatzleiter. Lesen Sie auch: Unwetter in Bielefeld: Feuerwehr rückt 229 Mal aus Ein Nachbar taucht am Einsatzort auf. Er habe sich gewundert, dass sich die Jalousien, die sonst automatisch arbeiten, nicht geöffnet hätten. Den Keller zu erkunden, ist zunächst unmöglich. Die Wassermassen sind gewaltig. &bdquo;Wir können nicht in das Gebäude rein, schon aus Gründen des Eigenschutzes. Auch wenn das Haus vermutlich stromlos ist, kann eine eventuelle statische Aufladung noch die Einsatzkräfte in Gefahr bringen“, erklärt Epp. Pumpen schaffen 1.600 Liter Wasser pro Minute Nur Taucher könnten zu diesem Zeitpunkt erkunden, was die Ursache für die Unmengen an Wasser ist. Und Einsatzkräften in Wathosen würde das Wasser noch über dem Kopf zusammenschlagen. Draußen surren inzwischen vier Hochleistungspumpen. Sie sind explosionsgeschützt und schaffen insgesamt 1.600 Liter pro Minute. Eine fünfte Pumpe ist auf der Anfahrt. Nur ganz langsam sinkt der Pegel. Und dann rechnet Thomas Epp vor, dass sich in dem rund 450 Kubikmeter umfassenden Kellerraum 450.000 Liter Frischwasser befinden, die wieder nach draußen befördert werden müssen. So viel verbraucht nach Angaben der Stadtwerke eine Durchschnittsfamilie in zwei Jahren. Unklar ist, wie lange dieser Rohrschaden unbemerkt blieb. Lesen Sie auch: Starkregen in Bielefeld: Sieben Tipps, wie Sie Haus und Besitz schützen Erste Vermutung für das Wasserproblem ist ein sogenannter Muffenversatz, eine undichte Verbindung zwischen Wasseruhr und Haupthahn für die Wasserversorgung von draußen. Dies wird später auch von den Stadtwerken bestätigt. Ein kleines Verbindungsstück, rund 10 Zentimeter lang hatte sich gelöst und gab dem Frischwasser freien Lauf in den Keller. Eine halbe Stunde nach Mitternacht ist der Keller endgültig trockengelegt. Es ist nur zu ahnen, welchen Schaden die Wasserfluten dort angerichtet haben. Wer muss für den Schaden bezahlen? In den kommenden Tagen wird zu klären sein, wer für den Schaden zuständig ist. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander. &bdquo;Alles, was vor der Wasseruhr ist, ist Sache des Versorgers, in diesem Fall der Stadtwerke“, sagt Dirk Rupprecht, Sanitär- und Heizungsbaumeister beim Bielefelder Unternehmen Stückemann. In den kommenden Wochen werden sich vermutlich die Versicherungen des Hauseigentümers und der Stadtwerke darum streiten, wer den Schaden zu begleichen hat. Ein Trost bleibt dem Geschädigten: Die 450.000 Liter Frischwasser muss er nicht bezahlen, denn das Unglück geschah vor der Wasseruhr.

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