Dieses Bielefelder Chirurgen-Duo leitet besondere Unfallklinik

Bielefeld. Geboren in Bethel, Abitur am Ratsgymnasium, Medizinstudium, als Chirurgen erfolgreich im Evangelischen Klinikum Bethel, Professoren an der Medizinischen Fakultät der Uni Bielefeld – Thomas Vordemvennes und Stefan Buddes Lebensläufe haben viele Parallelen. Während Budde (41) in Hannover studierte, legte der elf Jahre ältere Vordemvenne (52) sein Examen in Münster ab. Zurückgekehrt in die Heimat, nach Bielefeld, sind sie beide. Und beide sind offenbar sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Thomas Vordemvenne ist Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie in Gilead I, die er zum überregionalen Traumazentrum ausbaute. Budde ist dort Ärztlicher Leiter und hat das Spektrum um robotische Endoprothetik und Sportmedizin erweitert. Seit 2015 ist er zudem im Ärzteteam von Arminia Bielefeld. Die beiden führen ein hoch qualifiziertes Team aus Ärzten, Pflegekräften und Physiotherapeuten. Klinik-Leitung will gesamte Unfallmedizin abbilden Die ganze Bandbreite von Orthopädie und Unfallmedizin abzubilden, sei die Motivation gewesen, die Leitung der Klinik so zu besetzen: &bdquo;Wenn man am Patienten interessiert ist, muss man größere Bereiche in Gestalt von Personen spezialisieren“, ist Vordemvenne überzeugt. Besonders stolz sind die Ärzte darauf, dass die Klinik seit 2015 von den Berufsgenossenschaften ermächtigt wurde, Schwerstverletzte nach Arbeitsunfällen zu versorgen. &bdquo;Das ist ein anspruchsvoller Bereich“, so Budde. Als Kompetenzzentrum komme die Klinik auf hohe Fallzahlen, was wiederum erwiesenermaßen gute Ergebnisse und geringe Komplikationsraten mit sich bringe. Auch sei es wichtig, in einer Klinik planbare OPs mit der Unfallchirurgie zusammenzuführen, da beide voneinander profitierten, ist Vordemvenne überzeugt. Im Gedächtnis ist ihm die junge Frau, schwerstverletzt durch einen Verkehrsunfall und eigentlich todgeweiht. Mit mehr als 40 Operationen haben er und sein Team sie zurück ins Leben geholt, mit heute guter Prognose. &bdquo;Als Spezialisten für Polytraumata geht das aber nur mit einem engagierten, multiprofessionellen Team“, lobt der Chef seine Mitarbeiter. Eines von nur 12 Zentren in NRW zu sein, die oftmals komplexe Verletzungen nach Arbeitsunfällen versorgen, zudem ein &bdquo;kindertraumatologisches Referenzzentrum“ zu betreiben, das rund 160 Polytraumata pro Jahr bewältigt, erfüllt den Chefarzt mit Stolz. Die Sterblichkeit sinkt, doch die Unfallzahlen steigen Mit dem Betheler Krankenhaus Mara für Menschen mit Beeinträchtigungen kooperiert Vordemvennes und Buddes Klinik ebenfalls: Brüche, Arthrosen, Hüftgelenksversteifungen – diese Krankheitsbilder stellten bei der Behandlung von behinderten Menschen eine ganz andere Herausforderung dar. &bdquo;OPs etwa bei autoaggressiven (sich selbst verletzenden) Menschen sind besonders anspruchsvoll, manchmal auch gar nicht machbar“, so der Chefarzt. Geht es um roboterunterstützte Eingriffe, dann ist Stefan Budde gefragt, der sich darauf spezialisiert hat. Doch bei aller Begeisterung für die Technik setzt Budde sie nicht um jeden Preis ein: &bdquo;Wir müssen immer schauen, ob der konkrete Patient davon profitiert.“ Die Ziele müssten vorab definiert werden. Man müsse schauen, ob die hohe Präzision der Maschine der Flexibilität der Handwerkskunst durch gute Chirurgen wirklich überlegen sei. Budde: &bdquo;Mancherorts wird die Robotik als Nonplusultra verkauft, zeigt am Ende aber gruselige Ergebnisse.“ Und wie sieht die Lage bei den Unfällen aus? Steigen die Zahlen, so wie es beim Blick in die Tageszeitung oft den Anschein hat? &bdquo;Obwohl durch Fortschritte in der Medizin die Sterblichkeit in den letzten Jahrzehnten von 40 auf zehn Prozent gesunken ist, steigen die Unfallzahlen insgesamt“, bestätigt Vordemvenne. Und er schickt die überraschende Erklärung hinterher: &bdquo;Wir haben eine zunehmend freizeitorientierte Bevölkerung. Beim Ausüben diverser Hobbys gibt’s mehr Unfälle. Auch die Zahl der Haushalts- und Arbeitsunfälle steigt.“ &bdquo;Ohne Empathie macht man den Job nicht gut“ Bei so vielen gravierenden, oft auch berührenden Schicksalen, schweren, multiplen Verletzungen – wie schafft man es, als Arzt Mitgefühl zu zeigen, sich aber auch distanzieren zu können? &bdquo;Jeder Fall ist anders, und wir haben es mit Menschen zu tun. Das darf man nie vergessen. Wer keine Empathie empfindet, kann seinen Job nicht gut machen“, gibt Vordemvenne zur Antwort. Und Budde ergänzt: &bdquo;Man muss die Fälle auch in der Klinik lassen können, denn wenn man viel operiert, treten auch Komplikationen auf. Da muss man ein dickes Fell haben.“ Beeindruckt sind beide von dem &bdquo;Vertrauensvorschuss“, den Patienten ihren Ärzten vor planbaren OPs entgegenbringen. So etwas wolle man nicht enttäuschen. Wenn man als Chirurg innerhalb kürzester Zeit eine sichtbare Verbesserung für die Patienten erreiche, sei das ein Riesenmotivator. Offensichtlich auch das Geheimnis der hohen Berufszufriedenheit dieses Ärzte-Tandems.

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