Größte Bielefelder Tiny House-Siedlung: 25 Häuschen entstehen auf dem Acker

Bielefeld. Mega: Auf das Wesentliche reduziert, nachhaltig, ökologisch und oft verbunden mit einem tollen Gemeinschaftskonzept. Firlefanz: Liebhaberei von Idealisten, die Grundstücke belegten, die sonst mit deutlich mehr Wohnfläche bebaut werden könnten: Beim Thema Tiny House gehen die Meinungen auseinander. Nachdem an der Heeper Straße das erste Projekt mit fünf Einheiten realisiert wurde, soll in Dornberg die erste Siedlung in großem Stil entstehen – mit Modellcharakter. 25 frei stehende, ökologische Mini-Eigenheime und zwei Tiny Houses als Doppelhaushälfte mit jeweils bis zu 40 Quadratmetern Wohnfläche, die die Bewohner individuell realisieren können, sind geplant. &bdquo;Bei Bedarf kann bei einigen ein flexibles Zusatzelement mit 18 Quadratmetern Fläche angedockt werden, beispielsweise, wenn Kinder älter werden und zeitweise etwas mehr Platz gewünscht ist“, berichtet Heike Helwig. Die Innenarchitektin ist Mitgründerin des für das gemeinschaftliche Bauvorhaben gegründeten Vereins &bdquo;Tiny House Bielefeld“. Zusammen mit einer befreundeten Architektin hat sie den Masterplan für das Gesamtkonzept entworfen. Eine Form der Nachverdichtung in Zeiten von explodierten Baukosten Neben den Minihäusern ist ein etwa 120 Quadratmeter großes, barrierefreies Gemeinschaftshaus geplant. &bdquo;Hier kann gemeinsam gekocht und zur Probe gewohnt werden, und es kann auch als Notunterkunft für Menschen in Not und Treffpunkt für die umliegende Nachbarschaft dienen.“ Außerdem sind eine Werkstatt, Platz für Fahrräder und Müllcontainer, eine Streuobstwiese und ein Gemüsegarten zur Selbstversorgung sowie Carsharing geplant. Ihr Projekt sei auch eine Form der Nachverdichtung. &bdquo;Wir machen einige Häuser und große Wohnungen in der Stadt frei, wenn wir hier einziehen können“, sagen Helwig und ihre Mitstreiter. Gerade in Zeiten, wo Wohnraum fehlt, gerade auch für Familien, und Bauprojekte aufgrund der Kostenexplosionen stocken. Wenn es nach ihnen geht, könnte ihre Tiny-House-Siedlung kurzfristig realisiert werden. Ein passendes Grundstück hat der für das gemeinschaftliche Bauvorhaben gegründete Verein gefunden: zentral und naturnah gelegen am Hollensiek in Dornberg. Dietmar Weihrauch hat sein Mini-Haus, das dann auf Punktfundamenten aufgestellt wird, schon fast fertig. Er sei bisher der Älteste, der bei dem Projekt des Vereins fest mit dabei ist, berichtet der Tischler, der derzeit zur Miete in Gadderbaum wohnt. Der jüngste zukünftige Mitbewohner sei ein Dreijähriger, der zusammen mit seinen Eltern in ein etwa 40 Quadratmeter großes Zuhause auf dem insgesamt 7.000 Quadratmeter großen Grundstück am Hollensiek einziehen werde. Ein Tiny House kostet &bdquo;ganz grob“ 100.000 Euro Gemeinschaft, Minimalismus und Ökologie, das sei allen wichtig, sagt Isabelle Grimme. Sich beim Wohnen auf das Wesentliche zu reduzieren, könne auch sehr entlastend sein und Raum für anderes schaffen. Drei Monate, dann sei ihr Tiny House fertig, so die Auskunft ihres Zimmerers. 100.000 Euro etwa, ganz grob, müsse man für sein Häuschen mit &bdquo;gutem Standard“ etwa einplanen, ergänzt Helwig. Dazu kommt Pacht für das Grundstück, das Kathrin Meyer zu Wendischhoff &bdquo;sehr gern“ zur Verfügung stellt. Sie lebt mit ihrer Familie in Sichtweite der Tiny-House-Siedlung in spe in einem denkmalgeschützten Hof – auf 250 Quadratmetern und stellt den direkt gegenüber der Wohnsiedlung am Hollensiek gelegenen Streifen eines Ackers als Erbpachtgelände zur Verfügung. &bdquo;Ich fand die Idee auf Anhieb sehr sympathisch“, sagt die Hofbesitzerin. Der Vertrag soll über 80 Jahre abgeschlossen werden, mit Option auf Verlängerung. Aufgrund der gegenüberliegenden Bebauung mit flachen Bungalows füge sich die Tiny-House-Siedlung perfekt ein. Das Grundstück mit deutlich höheren Mehrfamilienhäusern &bdquo;zuzupflastern“ käme für sie hingegen definitiv nicht in Frage. Aktuell noch ein Problem: die für Bielefeld definierte Baulandstrategie Bis am Hollensiek die ersten Tiny Houses angeliefert werden können, wird es noch dauern. &bdquo;Das wird wohl erst 2027 so weit sein“, befürchtet Helwig. Das Gelände sei bereits als Allgemeiner Siedlungsbereich ausgewiesen. Jetzt müssen ein entsprechender Flächennutzungs- und Bebauungsplan genehmigt werden: Das ziehe sich hin. Eine Herausforderung sei zudem die für Bielefeld definierte Baulandstrategie, bei der ab einer Grundstücksfläche von 2.000 Quadratmetern ein Teil für Sozialen Wohnungsbau geplant werden muss. &bdquo;Aber die Bezirksvertretung und auch die Ansprechpartner bei der Stadt stehen unserem Vorhaben sehr positiv gegenüber und unterstützen uns“, sagt Helwig. Neun der 27 Minihäuser seien aktuell bereits fest vergeben. &bdquo;Und wir haben einige weitere sehr konkrete Interessenten, aber auch noch Kapazitäten frei.“ Gerade gründe der Verein eine Genossenschaft, die als Investor fungiert, sich dann um das Finanzierungskonzept und die Baugenehmigungen kümmert. Interessenten können per E-Mail Kontakt aufnehmen: guter-grund@gmx.net. Weiter Infos zum Verein: tinyhouse-bielefeld.de.

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