Tiny-Houses in Bad Oeynhausen: Eigentümer geben Einblicke, wie sie auf kleinstem Raum leben

Bad Oeynhausen. Mächtige Eichenbäume, hochgewachsene Nusssträucher, jede Menge Obstbäume. Und ein alter Bauwagen, in dem Kaminholz lagert. Im Hintergrund gurgelt der renaturierte Kaarbach vorbei. Zwischen den Beeten im Garten steht ein ausrangiertes Holzboot, das zu einem Sofa umfunktioniert wurde. Mitten in diesem idyllischen Landleben an der Bergkirchener Straße in Wulferdingsen sind auf einem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück zwei Mini-Häuser entstanden: ein Modulhaus mit zwei Wohneinheiten und ein Tiny-Haus - mit jeweils 45 Quadratmetern Wohnfläche und einer Deckenhöhe von 3,70 Metern. Der ursprünglich in den USA geborene große Traum vom kleinen Wohnen ist auch in der Kurstadt angekommen. Wie viele der Mikrohäuser in Puppenstuben-Romantik es in Bad Oeynhausen gibt, ist unbekannt. Das liegt daran, dass das deutsche Baurecht greift, sobald ein Gebäude fest mit der Erde verbunden ist. &bdquo;Da Tiny-Hauser baurechtlich wie ein Einfamilienhaus betrachtet werden, können wir nicht ohne Weiteres anhand der erteilten Baugenehmigungen nachzählen, wie viele davon es bei uns gibt. Denn für Tiny-Häuser gelten dieselben Voraussetzungen wie für andere bewohnte Gebäude auch, sodass sich das Genehmigungsverfahren nicht unterscheidet“, gibt Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich Auskunft. Dem Trend zufolge müssten es aber immer mehr werden, auch wenn es für diese Zahlen in Deutschland bislang noch keine Datenbank gibt. Denn Schätzungen gehen von mindestens 500 neu gebauten Minihäusern pro Jahr in der BRD aus. Und es gibt auch - etwa beim 2019 in Karlsruhe gegründeten Tiny-Haus-Verband - Hinweise darauf, dass sich die Nachfrage und das Angebot kontinuierlich weiterentwickeln. Zum einen, weil in Zeiten steigender Mieten alternative Wohnmodelle immer gefragter werden, und zum anderen, weil die kleinen Häuser dem Umweltgedanken nachkommen und einen einfachen Lebensstil fördern. Lesen Sie auch: Immer mehr Tiny Houses in OWL: Wo sie stehen und für wen sie sich lohnen Die Idee von Texel mitgebracht Auf die Idee, auf ihrem erschlossenen Grundstück in Wulferdingsen Minihäuser aufzustellen und sie komplett einzurichten, kam Susanne Stoll beim Urlaub auf der niederländischen Insel Texel. &bdquo;Wir machen dort seit 22 Jahren Ferien und beim Anblick der Tiny-Häuser dort war ich jedes Mal wieder schockverliebt“, sagt die Bauherrin, die selbst mit ihrer Familie auf dem Grundstück im geerbten Elternhaus von 1927 lebt. Ihre drei Wohneinheiten - das Tiny-Haus wurde vor zwei Jahren und die beiden Wohneinheiten des Modulhauses vor etwa einem halben Jahr errichtet - zu vermieten, war überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: &bdquo;Das war superleicht. Auch weil das Wohnkonzept ganz offensichtlich zieht. Schon bevor die Häuser überhaupt standen und selbst heute noch, klingeln immer wieder Menschen bei uns, die gerne einziehen würden: Mitarbeiter von Balda aber auch junge Rentner, die ihr Familienhaus verkaufen wollen, weil sie viel unterwegs sind, die aber hier einen Stützpunkt behalten wollen“, beschreibt Susanne Stoll die Nachfrage. Ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, ein Badezimmer, eine Küche und eine geräumige Veranda davor: Auf 45 Quadratmetern Wohnfläche ist alles untergebracht, was man zum Leben braucht. Die Kosten dafür variieren stark. Je nach Hersteller und Ausstattung muss man zwischen 30.000 und 80.000 Euro berappen, in der Luxusvariante auch schon mal 200.000 Euro. Für den Bewohner des Tiny-Hauses, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, war sein neues Domizil sofort &bdquo;Liebe auf den ersten Blick“. Auch wenn er hier nur zwei bis drei Tage in der Woche wohnt: &bdquo;Für mich und meine Partnerin ist es das reinste Bullerbü. Eine echte Wohlfühlatmosphäre“, schwärmt der Mieter. Denn alles andere funktioniert wie bei den großen Häusern auch: Jeder hat seinen eigenen Briefkasten, seine eigene Hausnummer und seinen eigenen Stellplatz. Annehmlichkeiten, um den großen Traum vom kleinen Wohnen zu leben. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen