Angehörige des getöteten Ex-Boxers erheben Vorwürfe: „Er hatte Angst, die Polizei tat nichts“

Bielefeld. Während sich die Polizeibehörde nach den tödlichen Schüssen in der Altstadt noch sehr bedeckt hält, ist für die Angehörigen des Toten eigentlich alles klar: &bdquo;Ich weiß, wer die Täter sind; die Polizei weiß es auch“, sagt Berat Nimani, der ältere Bruder des Getöteten. &bdquo;Es existieren Videos von den Flüchtenden, die Täter sind von Augenzeugen erkannt worden.“ Umso schmerzlicher sei es, für sie zu erleben, dass die mutmaßlichen Schützen immer noch nicht gefasst sind. Wie berichtet, hatten SEK-Einheiten noch in der Nacht diverse Wohnungen von Tatverdächtigen sowie von Angehörigen durchsucht. Ohne Erfolg. Es soll sich um mehrere Brüder handeln. Am Montagabend kamen zwei weitere Durchsuchungen in der Altstadt und auch in der Neustadt dazu. Doch zu Festnahmen sei es wieder nicht gekommen. Die Täter werden mit ihren Familien bereits im Ausland vermutet, ist zu vernehmen. Tatverdächtige sollen vorher immer wieder Stress gemacht haben Besar Nimanis Bruder Berat führt die Tat auf einen Vorfall vor ungefähr drei Jahren zurück. Damals habe Besar Nimani noch einen Kiosk an der Heeper Straße geführt. &bdquo;Eines Tages stürmten ein paar Möchtegern-Gangster in den Laden und haben meinen Bruder bedroht. Mein Bruder ist ein Hitzkopf und er kann sich als Kampfsportler wehren. Er hat diese Typen rausgeworfen, wahrscheinlich hat er sie auch geschlagen.“ Seitdem sollen die Brüder immer wieder Stress im Kiosk gemacht haben. &bdquo;Die kamen rein, haben alles zusammengeschlagen. Sie haben ihn mit Waffen bedroht. Die waren wohl tief gekränkt.“ &bdquo;Mein Bruder wollte seine Frau und die drei Kinder schützen“ Besar Nimani muss geahnt haben, dass die Brüder Ernst machen würden. Den Kiosk hatte er bereits wieder verkauft. Anfang 2023 versucht er, fünf Schusswaffen aus dem Kosovo über die österreichisch-deutsche Grenze zu bringen. Die Polizei hält ihn aber auf und beschlagnahmt die fünf Schreckschusspistolen mit aufgebohrtem Lauf sowie 56 Schuss Munition. &bdquo;Er wollte damit seine Frau und seine drei Kinder schützen“, sagt Bruder Berat. Von den Behörden kam ja kein Schutz. Neun Tage vor seinem Tod hatte die Staatsanwaltschaft wegen des Waffenschmuggels Anklage gegen Besar Nimani erhoben, bestätigte die Behörde. Azize Nimani, Schwester von Besar und Berat und selbst erfolgreiche Amateur-Boxerin, ist sichtlich wütend: &bdquo;Besar hatte Angst. Er wollte Schutz. Aber die Polizei tat nichts. Die haben gesagt, es sei ja noch nichts passiert.“ Also sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als sich und seine Familie selbst zu schützen. &bdquo;Das hat er nicht geschafft.“ Schwester des Bielefelders: &bdquo;Das sind Feiglinge mit einem Ego-Problemen“ Die Tat am Samstagabend habe deutlich gezeigt, dass die Befürchtungen des 38-Jährigen berechtigt waren, betonen die Nimanis. Dass der Staat hier nicht vorher eingegriffen habe, sei für sie schwer zu ertragen. Die kurdischen Brüder, die Besar Nimani bedroht haben sollen, hätten sich hier wie einer dieser Berliner Clans aufgeführt, berichtet Azize. &bdquo;Das sind Feiglinge mit einem Ego-Problemen“, sagt sie mit Tränen in den Augen. &bdquo;Solche Leute dürfen hier in Deutschland nicht das Gefühl bekommen, sie könnten sich alles erlauben.“ Deshalb sei ihr größter Wunsch, dass die Schützen ihre gerechte Strafe erhielten. Querschläger hätten auch Unbeteiligte treffen können Zeugen der Tat berichteten, dass die Täter offenbar auf Besar Nimani an der Obernstraße gewartet hätten – auch Tage vorher hätten sie dort bereits rumgelungert. Als der 38-Jährige am Samstagabend einen Freund vom Friseur abholen wollte, stellte er seinen Wagen am Ende der Fußgängerzone ab und ging in Richtung des Friseursalons. Davon geht inzwischen auch die Mordkommission aus. Doch bis dahin kam er nicht mehr. Drei Männer sollen sich ihm plötzlich entgegengestellt haben – aus einem Café kommend. Zwei von ihnen zückten Schusswaffen und drückten ab – mehrfach. Ganz gezielt. Anschließend sollen sie in einen bereitstehenden Wagen in der Nähe gesprungen sein. Polizeisprecher Fabian Rickel bestätigt: &bdquo;Sie hatten offensichtlich keine anderen Personen als Ziel.“ Anwohner in der Bielefelder Altstadt haben Angst Deshalb sei in einer ersten Polizeimeldung die Rede davon gewesen, dass &bdquo;keine Gefährdung für unbeteiligte Dritte“ bestand. &bdquo;Auch gezielte Schüsse können in einer belebten Straße natürlich für andere eine Gefahr bedeuten“, erklärt Rickel. Querschläger oder Projektile, die das Opfer womöglich nicht getroffen haben, seien in solchen Fällen jederzeit denkbar. Allerdings, so Rickel, habe nach Ansicht der Mordkommission zumindest anschließend für Dritte keine Gefahr mehr bestanden. So sei es gemeint gewesen. Ein Anwohner sagt dazu: &bdquo;Wir können hier wohl bald nur noch mit schusssicherer Weste nach draußen.“ Viele Gerüchte kursieren über den ehemaligen Profi-Boxer Berat Nimani ist eines sehr wichtig: &bdquo;Es wird derzeit viel über meinen Bruder geredet, auch viel Schlechtes.“ Von Schulden, Betrug und sogar Schutzgelderpressungen ist die Rede. &bdquo;Diese ganzen Gerüchte um meinen Bruder stimmen nicht. Der einzige Grund für diese Tat war dieser eine Streit vor drei Jahren in seinem Kiosk – eine Lappalie.“ Für diese Brüder sei daraus aber über die lange Zeit eine Ehrensache geworden. &bdquo;Mein Bruder war ein Hitzkopf und er war immer ehrlich und direkt. So hat er auch im Kiosk gehandelt. Das wurde ihm hier zum Verhängnis.“ Es gebe rein gar nichts, was deshalb so eine Tat rechtfertigen könnte. Die Bielefelder Mordkommission erbittet Zeugenhinweise und Videos Wie die Polizei betont, herrsche in dem Fall &bdquo;ein reges Hinweisaufkommen“. Das heißt, es melden sich viele Zeugen und Insider. Die Auswertung dieser Hinweise laufe im Hintergrund auf Hochtouren. Es soll sogar Bildmaterial von den Flüchtenden geben. Die &bdquo;Mordkommission Ober“ unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Alexander Scholz bittet dennoch weiter um Hinweise, Bilder oder Videos zum Tatgeschehen unter Tel. 0521 5450. Lesen Sie auch: Alle Berichte zum Mordfall in der Obernstraße

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