Fast 30 Bielefelder Parkplätze fallen weg: Der Johannistal-Umbau kommt

Bielefeld. 2025 ist das Jahr des großen Umbruchs im Johannistal: 27 Parkplätze fallen weg, machen Platz für Fußgänger, Rad- und Autofahrer. Platz, der benötigt wird, weil die Verkehrswende Geschwindigkeit aufnimmt, weil Bielefeld das ambitionierte Ziel hat, dass 2030 nur noch jede vierte Fahrt in Bielefeld per Auto geschieht. ÖPNV, Radfahren und zu Fuß gehen sollen gestärkt werden. Im Johannistal hat Bürger Kai Berenbrinker aber massive Zweifel daran, dass die angestrebte Förderfähigkeit der Planung gegeben ist - in Mails an Stadt und Bezirksregierung hat er das dargestellt. Fällt der Johannistalumbau mangels Geld aus? Verkehrsamtsleiter Olaf Lewald geht davon nicht aus. Die eigene Bewertung und auch Rückmeldungen aus Detmold legten nahe, dass Berenbrinker falsch liege. Der moniert, dass Flächen, die gemeinsam von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden, gegen Förderrichtlinien verstoßen. Im Johannistal ist eine solche Fläche geplant. Lewald entgegnet: &bdquo;Ja, es gibt Regelwerke, aber das sind keine gesetzlichen Vorschriften, sondern Empfehlungen - und wir müssen eben immer auch auf die Verhältnisse vor Ort blicken.“ Also: &bdquo;Was ist wie umsetzbar?“ Häufig seien im städtischen Raum Flächen begrenzt und eng - in diesem Korsett müssten Lösungen gefunden werden. Deshalb habe es neben der politischen Debatte auch eine Bürgerbeteiligung gegeben - und ein gutes Dutzend Varianten. Durchgesetzt hat sich Variante 6. Lewald: &bdquo;Den Idealfall gibt es selten bei solchen Umplanungen.“ Heute wird von außen nach innen geplant Anders als früher werde heute nicht mehr von innen nach außen, also vom Auto aus geplant, sondern von außen nach innen; mehr Abwägung aller Interessen sei das Ziel. Die Bezirksregierung habe bisher deutlich gemacht, dass erkennbar abgewogen worden sei, und dass der Antrag deshalb ins Jahresförderprogramm aufgenommen werden könne. Variante 6 sieht folgendes vor: bergauf einen 2,5 Meter breiten Geh-und Radweg. &bdquo;Auf einer Fläche, ohne weitere Markierungen“, so Lewald. Mit 50 Zentimeter Sicherheitstrennstreifen zur Straße. Radfahrer radeln hier Richtung Tierpark und Hoberge. Bergab, wo es zu hohen Geschwindigkeiten kommt, sollen Radfahrer bewusst weiterhin auf der Straße bleiben. Ohne Markierung, so Lewald, aber mit Hinweisschild. Und ohne rechts parkende Autos. Der fließende Verkehr hat sechs Meter Breite und mehr Sichtfreiheit. Es gilt Tempo 30 - bisher in Messungen übrigens gerne von einem Drittel bis zu mehr als der Hälfte der Autofahrer missachtet. Die Fußgänger bekommen einen deutlich breiteren Gehweg von 1,8 Metern Breite. Weitere Veränderungen: An der Einmündung Uhlandstraße wird ein Kreisel gebaut, damit bergabfahrende Autos hier entschleunigen und bergauf radelnde Radfahrer es leichter haben, auf den dann links gen Tierpark verlaufenden Radweg zu wechseln. Und: Oberhalb der Kita entstehen zwei Kurzzeitparkplätze für Eltern-Taxis. Ebenso in der Goethestraße. Zebrastreifen ersetzt Johannistal-Ampel Unten am Ende des Johannistals soll die Ampel wegfallen, ein Zebrastreifen ersetzt sie. Hier müssen die Radfahrer queren, die in die Stadt fahren wollen - und solche, die vom Johannisfriedhof aus bergauf radeln wollen (oder in die Stadt). Und natürlich alle Fußgänger mit Ziel Stadt, Johannistal, Tierpark. Die Förderanträge sind gestellt, so Lewald, im Sommer erhofft er sich grünes Licht für bis zu 75 Prozent der zwischen 750.000 und einer Million Euro teuren Bauarbeiten. Dann würden die Ausschreibungen erfolgen, und zu 2025 könnte die Stadt startklar sein - um dann in den späten Herbstmonaten nach der Kommunalwahl fertig zu sein. Wichtig sei, dass dann Werther- und Stapenhorststraße keine Baustellen sind - und der Umbau der Jöllenbecker Straße nicht mit dem des Johannistals kollidiere. Alle drei Straßen seien als Ausweichstraßen notwendig. Verkehrswende hat mit Angebotsplanung zu tun Zurück zum Warum des Umbaus: Bisher fahren durch das Johannistal täglich 7.500 Autos und 250 Fahrräder. Werden also Bürger gegängelt, umerzogen? Als das Foto zum Johannistal-Umbau entsteht, kommt eine Anliegerin, sagt: &bdquo;Schreiben Sie aber dazu, dass Sie lange warten mussten, bis ein Radfahrer kam.“ Recht hat sie, an diesem nasskalten Februartag sind es in 30 Minuten drei Radler. Für sie ist der Umbau &bdquo;pure Ideologie“. Für Lewald nicht. Er verweist auf den Klimawandel, die Mobilitätsstrategie der Stadt und darauf, dass eine Verkehrswende auch etwas mit einer Angebotsplanung zu tun habe. Dazu gehöre, Dinge angemessen zu verknappen (Parkraum, Auto-Fahrspuren) und Dinge zu verbessern (Park&Ride-Parkplätze, Quartiersparkhäuser, Geh- und Radwege, ÖPNV). Credo: &bdquo;Es muss Alternativen geben.“ Erste Erfolge seien zu erkennen: Die neueste Befragung ergab drei Prozent mehr Fahrten mit dem Rad und zwei Prozent weniger mit dem Auto. Lewald: &bdquo;Es heißt gerne, not in my backyard!“ Also: Nicht in meiner Nachbarschaft. &bdquo;Das aber würde Stillstand bedeuten“, sagt er mit Blick auf Kritik, die überall schnell aufkomme.

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