Naturschützer sehen neuen ICE-Trasse als Gefahr für Bielefelder Johannisbachaue

Bielefeld. Idyllisch liegt sie da. Heckrinder grasen in der Johannisbachaue. Im Frühjahr kommen regelmäßig die Störche, um dort zu brüten. Die Fläche zwischen Viadukt und Herforder Straße ist auch ein gefragtes Ausflugsziel. &bdquo;All das ist in Gefahr“, sagt Martin Enderle, Vorstand der Naturschutzorganisation Pro Grün und Bielefelds früherer Umweltdezernent. In Gefahr wegen der geplanten ICE-Trasse, die die Bahn zwischen Bielefeld und Hannover bauen möchte und die die Fahrtzeit zwischen den beiden Städten auf 31 Minuten reduzieren soll. Das Vorhaben ist Teil der Deutschland-Takt-Initiative der Bahn. Besonders erbost ist Enderle über die Haltung der Bielefelder Grünen. Denn auch auf Initiative der Grünen hat sich die Stadt im Herbst aus dem Bündnis der Trassengegner verabschiedet, das sich in der Region gebildet hatte. Die Gegner hatten ihre Ablehnung gegenüber den Plänen der Bahn in der sogenannten &bdquo;Herforder Erklärung“ formuliert. Unterzeichnet worden war sie von zahlreichen Landräten, Kommunal-, Landes- und Bundespolitikern aus der Region. Auch Bielefelds Umweltdezernent Martin Adamski hatte mitgezeichnet. &bdquo;Nun ist das Durcheinander perfekt“ Doch dann kam die Kehrtwende, und der Rat verabschiedete mit großer Mehrheit seine eigene &bdquo;Bielefelder Erklärung“, in der er sich für den Deutschland-Takt der Bahn und damit mindestens indirekt für die Neubaustrecke ausgesprochen hatte. Inzwischen gibt es neue Entwicklungen. Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt werden auch Projekte wie der Deutschland-Takt und damit die Schnellverbindung zwischen Bielefeld und Hannover wieder in Frage gestellt. Auch die Bundes-SPD hat sich bei ihrem Parteitag neu positioniert. &bdquo;Nun ist das Durcheinander perfekt“, bewertet Enderle die Entwicklung. Die Bielefelder Grünen seien für den Deutschland-Takt der Deutschen Bahn, wohlwissend, dass die dafür notwendige neue Trasse durch die Johannisbachaue führe, die sie doch eigentlich unter Naturschutz stellen wollten. Die Bielefelder SPD habe sich ebenfalls pro Deutschland-Takt festgelegt. &bdquo;Und nun beschließt am vergangenen Wochenende ihr Bundesparteitag die Ablehnung der DB-Pläne.“ Angesichts dieser Entwicklung müsste nach Enderles Auffassung auch im Bielefelder Rathaus die Initiative ergriffen werden, um zum regionalen Konsens und damit zur Herforder Erklärung zurückzukehren. Trassenvorschläge sollen bis März gemacht werden In der werden der Flächenverbrauch, die unsichere Finanzierung und immense Kosten für eine am Ende überschaubare Fahrzeitverkürzung ins Feld geführt. Stattdessen sollten lieber mehr Mittel in den Ausbau des Schienen-Nahverkehrs gesteckt werden. Bis zum März kommenden Jahres will die Deutsche Bahn nun zehn Trassenvorschläge für die Strecke zwischen Bielefeld und Hannover machen. Wirklich umsetzbar davon sollen aber nur zwei sein. Was das genau für die Johannisbachaue bedeuten würde, ist noch nicht klar. Durchschnitten werden dürfte sie aber auf jeden Fall. Gefahr droht der Aue auch vom Straßenbau. Denn die Herforder Straße zwischen dem Rabenhof in Baumheide und der Einmündung der künftigen L712n in Brake soll ausgebaut werden. An der Einmündung der Landesstraße ist ein großer Kreuzungsbereich geplant. An der Fläche &bdquo;geknabbert“ werden dürfte auch durch den geplanten Radschnellweg zwischen Bielefeld und Herford, der ebenfalls dort entlanggeführt werden soll. Sondersitzung im Januar Umweltschützer sehen aber auch im neuen Regionalplan, der die Gebietsentwicklung für die Region beschreibt, eine Gefahr für den Naturschutz in der Johannisbachaue. Denn der Bau eines Untersees bliebe bislang als Option im Regionalplan bestehen. Für den Bau eines solchen Sees gibt es seit Jahrzehnten immer wieder neue Vorschläge. Der Regionalrat Detmold wird voraussichtlich in einer Sondersitzung am 31. Januar 2024 den Feststellungsbeschluss für den neuen Regionalplan fassen.

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