
Im Oktober wird auf dem Kesselbrink ein 18-Jähriger durch eine Messerattacke so schwer verletzt, dass er die halbe Lunge verliert, lange Zeit in Lebensgefahr schwebt. Wäre eine solche Tat durch ein Waffenverbot auf dem Kesselbrink zu verhindern gewesen? Das ist natürlich Spekulation. Aber dennoch verdient der Vorschlag der CDU, Waffenverbotszonen nicht nur dort, sondern auch auf dem Boulevard im Neuen Bahnhofsviertel, am Hauptbahnhof und am Jahnplatz einzurichten, eine ehrliche Betrachtung ohne ideologische Scheuklappen.
Denn immer häufiger finden sich im Polizeibericht Mitteilungen über tätliche Angriffe, bei denen auch ein Messer oder andere Waffen im Spiel sind. Und das, obwohl Bielefeld doch gemeinhin als eine der sichersten deutschen Großstädte gilt.
So läuft es in Köln und Düsseldorf
Natürlich müssen die rechtlichen Voraussetzungen vor der Einführung eines solchen Verbots geklärt sein. In NRW gibt es Waffenverbotszonen in Köln und Düsseldorf. Sie bestehen temporär an den Wochenenden sowie vor und an Feiertagen. Dann ist abends und nachts das Mitführen von Waffen und Messern mit einer feststehenden oder feststellbaren Klinge mit einer Länge von mehr als vier Zentimetern verboten. Die Zonen in der Düsseldorfer Altstadt, auf den Ringstraßen und der Feiermeile Zülpicher Straße in Köln sind jeweils mit Schildern gekennzeichnet.
Für die Polizei ist es dort nun viel einfacher, vorbeugend einzuschreiten, zu kontrollieren und Verstöße zu sanktionieren. Wer eine entsprechende Ordnungswidrigkeit begeht, muss mit einer Geldbuße von bis zu zehntausend Euro rechnen.
Illegal mitgeführte Waffen dürfen die Beamten einziehen. Selbstverständlich können sie nicht jede und jeden kontrollieren, aber wenn kontrolliert wird, muss es dafür keinen Anlass geben. Das mag nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Aber das Sicherheitsgefühl wird deutlich erhöht.
Kritiker sagen, mit Waffenverbotszonen werde willkürlichen Kontrollen Tür und Tor geöffnet. Auch könne es dabei schnell einen Hang zum „Racial Profiling“ geben, also dazu, vor allem Menschen mit anderer Hautfarbe oder mit Migrationshintergrund zu kontrollieren. Aber genauso, wie man niemandem, der vermeintlich anders aussieht, unterstellen darf, irgendwie verdächtig zu sein, darf man der Polizei pauschal rassistische Motive nachsagen.
Nachdem der CDU-Antrag auf dem Tisch lag, kam auch von der rot-grün-roten Ratsmehrheit nicht gleich Ablehnung. Es wird weiter beraten. Die Einführung von Waffenverbotszonen war nur einer von vielen Vorschlägen, wie in der Stadt für mehr Sicherheit und Ordnung gesorgt werden kann.
Endlich ein gemeinsames Konzept für Bielefeld
Diese Debatte ist in Bielefeld schon oft geführt worden und dann stets irgendwie versandet. Die einen sagen: Was wollt ihr denn? Die Statistik zeigt, die Stadt ist sicher. Die anderen beklagen, dass es Probleme mittlerweile nicht nur im Zentrum, sondern auch in den Stadtbezirken und dort keineswegs nur auf dem Brackweder Treppenplatz gebe.
So kann man sich noch zigmal auseinandersetzen. Man kann aber auch versuchen, endlich gemeinsam ein Konzept auf den Weg zu bringen, das das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen stärkt und sie auch nachts um drei den Kesselbrink noch angstfrei überqueren lässt.
Und natürlich wird ein Ort nicht bloß dadurch sicherer, dass schärfer kontrolliert wird. Er wird es am Ende nur dann, wenn auch das soziale Umfeld stimmt.
Darum müssen neben der Überwachung auch die Prävention und soziale Arbeit in einem solchen Gesamtkonzept ein angemessenes Gewicht bekommen.