Bürger klagt: Diese Bielefelder Ortsdurchfahrt ist hochgradig gefährlich

Bielefeld. Vor 20 Jahren hat der Bielefelder Stadtrat mehrheitlich für den Neubau der Ortsumgehung Ummeln (B61n) votiert. Doch noch immer ist unabsehbar, wann die 3,7 Kilometer vom Autobahnkreuz A33/OWD bis zur Stadtgrenze in Gütersloh gebaut werden. Dass sie irgendwann gebaut wird, davon geht die Stadt nach Gesprächen mit dem Land weiterhin aus - trotz angestrebter Verkehrswende, trotz zunehmenden gesellschaftlichen Protests. So lange rollt der große Verkehrsstrom weiterhin durch Ummeln. Eine Belastung, die aus Sicht von Stefan Werner nicht länger unwidersprochen hingenommen werden darf. Das Gefahrenpotenzial sei so groß, dass das Nichtstun der Verwaltung aus Sicht des Ummelner Bürgers an einen Skandal grenze. Daher hat er sich mit einer Beschwerde an den Bürgerausschuss des Rates, an das Rechtsamt der Stadt und ans Brackweder Bezirksamt gewandt. Er fordert, dass die Stadt ihrer Aufgabe nachkommt, Gefahren für die öffentlichen Sicherheit und Ordnung abzuwehren, die durch die Verkehrs-, Emissions- und Immissionsbelastung der B61 in Ummeln bestehen. Bei der Suche nach Verkehrszahlen sei er auf die der Bundesanstalt für Straßenwesen aus dem Jahr 2021 gestoßen. Trotz Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auch auf den Verkehr habe die tägliche Verkehrsbelastung in der Ortsdurchfahrt bei rund 22.000 Fahrzeugen gelegen, so Werner. Die Verkehrsprognose für den Bau der B61n gehe sogar von 31.000 Fahrzeugen aus, sei aber auch schon sieben Jahre alt. Wie hoch ist den wirklich die aktuelle Verkehrsbelastung, fragt der Ummelner in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Brackwede. Verkehrsmessung Grundlage für Lärmschutzmaßnahmen Denn auf diesen Zahlen ergebe sich die tatsächliche Schadstoff- und Lärmbelastung der Bürgerinnen und Bürger in Ummeln. In ihrem Luftreinhalteplan von 2020 weise die Stadt eine Vielzahl von Messstellen im Stadtgebiet Bielefeld aus, jedoch keine im Bereich der Gütersloher Straße. "Dies erscheint vor dem Hintergrund der feststehenden Verkehrsbelastung zumindest verwunderlich", schreibt Stefan Werner in seiner Beschwerde. Die Ummelner seien in den vergangenen Jahrzehnten trotz des zunehmenden Verkehrs von Verwaltung und Politik allein gelassen worden. Geeignete Maßnahmen zur Lärmreduzierung, wie Temporeduzierung, Durchfahrtverbot für Lkw oder Einbau weiter Querungshilfen, seien ausgeblieben. Mit Ausnahme einer Querungshilfe in Höhe der Apotheke Am Meilenstein habe es in 40 Jahren keine baulichen Veränderungen auf der Strecke gegeben. "Das ist wirklich skandalös", sagt Werner in der BZV-Sitzung. Man könne von Glück sagen, dass noch nichts Schlimmes passiert sei. Die Ampel 300 Meter weiter entspreche nicht der Lebensrealität, dass die Menschen auf kürzestem Weg zu Wohngebieten, Einkaufszentrum, Sportstätten die Straße wechselten. Der stationäre Blitzer, der hin und wieder in die andere Richtung gedreht werde, sei nur noch wenig effektiv. Stefan Werner möchte von der Stadt zu seinen Fragen und Vorschlägen Antworten haben. Dem schloss sich die Bezirksvertretung an. Carsten Krumhöfner (CDU) erinnerte daran, dass der BZV vor etwa zehn oder 15 Jahren erste Pläne für die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Ummeln vorgestellt worden seien. Schon damals habe es geheißen, dass dieser Umbau erst möglich werde, wenn die Ortsumgehung gebaut sei. Bielefeld will negative Auswirkungen der B61n möglichst minimieren Aktuell lässt das Amt für Verkehr die Politik wissen, dass sie versuchen will, die Straßenplanung "im Sinne einer nachhaltigen Stadt- und Verkehrsentwicklung mit den Zielen der Mobilitätsstrategie zu verschneiden" und dabei großen Fokus auf die Belange des Umweltverbundes zu legen. Bei den weiteren Planungen der B61n will die Stadt weiterhin im Gespräch mit dem Verkehrsministerium bleiben, "um die negativen Auswirkungen der Ortsumgehung zu minimieren und im Sinne einer nachhaltigen Verkehrsplanung agieren zu können". Die Stadt will, wie beschlossen, weiterhin versuchen, den vierstreifigen Ausbau der B61 ab Stadtgrenze Gütersloh zu verhindern. Außerdem sollen die Belange eines Radschnellweges bei Straßenumplanungen in Ummeln berücksichtigt werden. Laut Gutachtermeinung ist ein gradliniger Verlauf auf der Gütersloher Straße am sinnvollsten. Noch in diesem Jahr soll der Politik eine Vorzugstrasse vorgestellt werden.

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