Eltern wütend: Beliebte Bielefelder Lehrerin darf nicht unterrichten – trotz Lehrermangels

Bielefeld. Das kann doch wirklich nicht wahr sein: Lehrermangel ist seit Monaten ein Riesenthema, überall fehlen Pädagogen. Eine &bdquo;ganz tolle“ Lehrerin einer Grundschule im Bielefelder Osten würde gern einspringen und ihr schon vor langer Zeit geplantes Sabbat-Halbjahr verschieben, darf es aber nicht. Das macht Eltern wütend, auch Kollegen schütteln nur den Kopf. Die zuständige Bezirksregierung Detmold besteht darauf, dass Simone K. (Name von der Redaktion geändert) die Auszeit nimmt. Und das ausgerechnet jetzt, wo für ihre Klasse im kommenden Sommer der Wechsel auf die weiterführende Schule ansteht. Simone K. hatte aus persönlichen Gründen bereits vor einigen Jahren das Sabbat-Halbjahr angemeldet. Damit das für die Schüler nicht mit einem zusätzlichen Klassenlehrerwechsel verbunden sein würde, war nicht angedacht, dass sie zu dem Zeitpunkt eine eigene Klasse hat. Doch dann sprang die Bielefelderin für eine Kollegin ein. Und bat bereits im vergangenen Jahr im September darum, das freie halbe Jahr zu verschieben, um die Kinder der Klasse bis zum Ende ihrer Grundschulzeit begleiten zu können. Über ein Dreivierteljahr hinweg versuchte die Lehrerin durch alle Instanzen der Verwaltung, die Verschiebung möglich zu machen. Auch die Eltern der Klasse schalteten sich ein und versuchten, die zuständige Bezirksregierung umzustimmen. Es sei völlig unverständlich, dass überall Lehrer fehlten, gewillte Kollegen, wie die tolle Klassenlehrerin ihrer Kinder, dann aber nicht aushelfen dürfen. Die heutigen Viertklässler hätten durch die Corona-Einschränkungen ohnehin schon einen schweren Schulstart gehabt. Familien und Kinder hätten in der Pandemie besonders gelitten. Nach Corona sollte doch eigentlich alles besser und stabiler werden, das Gegenteil sei jetzt der Fall, kritisieren die Eltern der betroffenen Kinder. Hinzu komme, dass für sie gerade jetzt die sensible Phase beginne, in der die Entscheidung für eine weiterführende Schule ansteht. Erhebliche Lerndefizite nach Corona in den Grundschulen Doch die Bezirksregierung blieb bei ihrer Entscheidung. Bei dem Instrument der &bdquo;Teilzeitbeschäftigung im Blockmodell“ – so die offizielle Bezeichnung in der Verwaltungssprache für die Sabbatzeit – handele es sich um eine andere Form der Teilzeitbeschäftigung mit ungleichmäßiger Verteilung der Arbeitszeit, so Steffen Adams, Pressesprecher der Bezirksregierung Detmold, auf Nachfrage. &bdquo;An die Ansparphase mit erhöhter Arbeitszeit schließt sich unmittelbar eine Phase mit ermäßigter Arbeitszeit oder vollständiger Befreiung vom Dienst an.“ Änderungen des Teilzeitumfangs oder der Laufzeitdauer seien während des laufenden Bewilligungszeitraums grundsätzlich nicht möglich – nur in eng begrenzten Ausnahmefällen, wenn beispielsweise das Beamtenverhältnis endet oder der Dienstherr gewechselt wird. Erhebliche Lerndefizite nach Corona in den Grundschulen, gravierender Lehrermangel und die Anweisung aus Düsseldorf, dass jetzt erst einmal keine Sabbatzeiten mehr genehmigt werden dürfen: In der aktuellen Situation müsste man doch über jede Lehrerin froh sein, die unterrichtet, sagen Eltern. Selbst wenn es – vermutlich schon lange Jahre bestehende – Paragrafen gibt, die erst einmal besagen, dass das so einfach nicht geht, müsste man im Interesse der Kinder und Familien doch aufgrund der aktuellen Situation entsprechend reagieren. Antworten zu diesen Punkten ließ die Bezirksregierung und auch das ebenfalls angefragte NRW-Schulministerium offen. Lehrermangel an vielen Bielefelder Schulen ein Thema Lehrermangel ist an vielen Bielefelder Schulen grundsätzlich ein Thema, bestätigen Schulleiter. &bdquo;Beim Elternabend vor den Ferien hieß es, unsere Erstklässler hätten aufgrund fehlender Kräfte erst einmal gar keinen Sportunterricht“, berichtet eine Mutter, deren Kind jetzt im Bielefelder eingeschult wird. Da habe sich aber glücklicherweise noch kurzfristig eine Lösung gefunden, so die Konrektorin dieser Grundschule. Konstruktive Lösungen und Flexibilität seien jetzt gefragt, sagen Eltern. Die verlange man schließlich auch immer von Familien. Beispielsweise, wenn in der Kita mal wieder nicht ausreichend Erzieherinnen da sind und die Kinder möglichst zu Hause betreut werden sollen. Lange Erklärungen, warum etwas erst einmal nicht geht und Verweise auf für Normalbürger oft nicht wirklich gut verständliche Paragrafen, würden hingegen absolut nicht weiterhelfen.

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