Hintergrund zum großen Polizeieinsatz gegen die Bielefelder Hells Angels

Bielefeld. Ein konzertierter Polizeieinsatz lief am Mittwoch in Bielefeld. Vom frühen Morgen, ein Beamter sprach von 3 Uhr, bis zum Nachmittag durchsuchten Kripobeamte und Polizisten der Einsatzhundertschaft drei Gebäude in der Innenstadt, Ummeln und Quelle. Wie das Landeskriminalamt in Düsseldorf bestätigte, galt das Großaufgebot an Kräften einem Einsatz im Rocker-Milieu der &bdquo;Hells Angels“. Festnahmen hatte es nach anfangs anders lautenden Hinweisen keine gegeben, bestätigte Claudia Bosse, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Ziel des Einsatzes sei es gewesen, Beweismittel in einem laufenden Verfahren sicherzustellen. Zu dem Verfahren selbst wollte die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen keine Stellungnahme abgeben. Wie die NW aus Insiderkreisen erfuhr, soll es sich bei dem Verfahren um eine mutmaßliche schwere Körperverletzung samt Entführung und Nötigung handeln. Demnach sollen Mitglieder der Bielefelder &bdquo;Hells Angels“ einen theoretisch mit ihnen befreundeten Höllen-Engel aus Serbien unter fadenscheinigen Gründen nach Bielefeld gelockt haben. Der Bielefelder Rocker, Deutscher von Nationalität her, sei in Serbien in den Rocker-Club aufgenommen worden, damit hätte er die in Deutschland bestehenden Vorbehalte gegen ihn problemlos umgangen. In Bielefeld sollen die &bdquo;Hells Angels“ dann ihren Gast in ihr Hauptquartier oder Vereinsheim gebracht und dort mit Baseballschlägern schwer malträtiert haben. Anschließend hätten die Aggressoren dem angeblich bis zur Bewusstlosigkeit geprügelten Mann mit einer Tätowiernadel dessen auf der Haut befindlichen &bdquo;Hells Angels“-Signaturen übertätowiert, hieß es. Der Anlass für diese äußerst gewalttätige Behandlung soll in der gemeinsamen Vergangenheit des gegenwärtigen Bielefelder Präsidenten der &bdquo;Hells Angels“ liegen sowie des angeblich übel zugerichteten Mannes. In einem bereits acht Jahre zurückliegenden Drogen-Prozess sollen die Männer damals beide mit der Polizei gesprochen und Aussagen getätigt haben, um das jeweilige Strafmaß zu reduzieren. Diese in einem Strafprozess nicht unübliche Verfahrensweise gelte allerdings als Sakrileg in der Rocker-Szene, wie es hieß, und stehe bei den &bdquo;Hells Angels“ offenbar ganz oben auf dem Index der verbotenen Dinge. Mitwisser eingeschüchtert Damals hätten beide noch den Status eines Anwärters bei den &bdquo;Hells Angels“ gehabt namens &bdquo;Supporter“. Um den potenziellen Mitwisser mutmaßlich einzuschüchtern sei es dann zu dem drastischen Übergriff gekommen. Weder die Polizei, noch die Staatsanwaltschaft wollten diesen Hintergrund für den Großeinsatz bestätigen oder kommentieren. Ein Indiz für den Wahrheitsgehalt der Version könnte zumindest die Gegenwart der Spurensicherung in der Erpestraße in Ummeln sein. Wie von Kennern der Szene berichtet, soll es sich bei der intensiv durchsuchten Immobilie in dem Industriegebiet um das Vereinsheim des Motorrad-Clubs handeln. Dutzende maskierte Kräfte der Einsatzhundertschaft hatten das Gebäude seit dem Morgen umstellt und machten den Weg frei für ihre Kollegen von der Beweissicherungseinheit sowie den Beamten in Schutzanzügen von der Spurensicherung. &bdquo;Bei dem Einsatz stellten die Beamten Beweismaterial sicher“, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei. Drei Einsatzorte Zeitgleich zu dem Einsatz in der Rocker-Zentrale fuhren die Zivilfahrzeuge mit den Kripobeamten auch in der Herbert-Hinnendahl-Straße am Hauptbahnhof, flankiert von vier weiß-blauen Mannschaftswagen der Einsatzhundertschaft. In dem Mehrfamilienhaus mit einem Wettbüro im Erdgeschoss durchsuchten die Polizisten ebenfalls eine Wohnung, die einen Logenplatz bietet mit Blick auf den bekannten Szene-und Drogentreff an der Tüte. Auch dort sei es zu keiner Festnahme gekommen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei erklärten. Ob das jedoch so geplant war, sei fraglich, wie es aus Insiderkreisen heißt: Mutmaßlich waren die Beamten mit Haftbefehlen unterwegs, hätten aber keinen der Gesuchten angetroffen. Auch nicht an der Carl-Severing-Straße in Quelle, wo die maskierten Einsatzkräfte einen Wohnkomplex an der Café-Sport-Kreuzung umstellten hatten und in einer Wohnung ebenfalls Beweise sicherten.

Meistgelesen