Bielefeld braucht mehr Wumms beim Schulbau

Bielefeld. An diesem Montag will das rot-grün-rote Rathausbündnis eine Halbzeitbilanz ziehen, zeigen, was es geschafft hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Der Ort ist die Baustelle der neuen Hellingskampschule an der Herforder Straße. Und tatsächlich: Da entsteht etwas richtig Gutes. Doch ansonsten hakt es im Schulbereich beträchtlich. Oft vertröstet Jüngstes Beispiel dafür ist die Debatte um den Ausbau des Gymnasiums am Waldhof. Laut Planung sollte die dringend notwendige Erweiterung des stark nachgefragten Gymnasiums längst umgesetzt werden. &bdquo;Bisher wurden wir aber immer wieder vertröstet oder haben einfach nichts mehr dazu gehört von der Stadt“, hatte Schulleiterin Caro Brauneis erst kürzlich in der Neuen Westfälischen beklagt. Bereits zum Schuljahr 2020/21 ist die Schule offiziell zu einem Gymnasium mit vier Klassen pro Jahrgang geworden. Damit ist die Stadt verpflichtet, die Schule zu erweitern. Doch Möglichkeiten dazu wurden verschlafen oder erweisen sich jetzt als schwer umsetzbar. Das zum Verkauf angebotene frühere Gebäude der Innungskrankenkasse an der Neustädter Straße hatte man sich durch die Lappen gehen lassen. Jetzt sagt Planungsdezernent Gregor Moss, dass ein Abriss des Hauses des Handwerkes (HdH) und ein Schulneubau auf dem Grundstück nur schwer umzusetzen wären und drängt die Schulpolitik zu einer anderen Lösung – und dies, obwohl genau diese Variante zuvor stets als ideal bezeichnet worden war. Der Ankauf des HdH wurde in dieser Woche jedenfalls erst einmal zurückgestellt. Was denn nun, fragen sich da Eltern, Schüler und Lehrer zu recht. Ähnlich schräg verläuft die Diskussion um die Martin-Niemöller-Gesamtschule. Tatsächlich wird der Neubau mit vorhergesagten Kosten von 132,4 Millionen der teuerste Schulbau der Stadt. Doch stoppen, wie es die FDP fordert, lässt sich die Umsetzung der umstrittenen Zwei-Standort-Planung nicht mehr. Ihre Realisierung hat vielmehr längst begonnen. Ein Teil des bestehenden Schulgebäudes wird bereits für den Abriss vorbereitet. Kein schöner Lernort Allerdings: Durch die nicht minder umstrittene Baumschutzsatzung macht sich die Koalition auch bei diesem Projekt selbst das Leben schwer. Auf dem relativ eng bemessenen Grundstück an der Westerfeldstraße sind wegen der Satzung nun nämlich Umplanungen notwendig. Klar ist: Die Niemöller-Gesamtschule ist so, wie sie jetzt ist, marode, alles andere als ein schöner Lernort. An ihrer Erneuerung führt kein Weg vorbei. Die Planung dürfe nicht gegen die Planung neuer Grundschulen ausgespielt werden, sagt dazu Gesamtschul-Chef Torsten Schätz und weist damit einen weiteren Kritikpunkt der FDP zurück. Damit hat er recht. Aber auch die Liberalen liegen mit ihrer Kritik nicht ganz falsch. Denn tatsächlich hat es viel zu lange gedauert, bis die Gründung von drei neuen Grundschulen in der Stadt auf den Weg gebracht worden ist. Das soll nun in der kommenden Woche im Schulausschuss passieren. Allerdings für Übergangstandorte. Noch für keine der neuen Schulen ist ein Stein gesetzt. Die Kinder, die sie besuchen sollen, haben dagegen ihre Kita-Zeit schon bald hinter sich. Schulbau ist eine Pflichtaufgabe der Stadt. Angesichts dramatisch steigender Schülerzahlen muss das Rathausbündnis in der zweiten Hälfte der Wahlperiode in diesem Bereich deshalb schneller nachlegen, etwa bei der Planung für den Bildungscampus auf dem Seidenstickergelände, wo ein neues Gymnasium, eine Sekundarschule und ein Integrationszentrum entstehen sollen. Wie war das mit dem Wumms von Kanzler Scholz? Der Schulbau in Bielefeld könnte ihn gut gebrauchen. Wie denken Sie darüber? ich freue mich auf Ihre Anregungen unter michael.schlaeger@nw.de

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