Kommt nach 20 Jahren das Aus der Pläne für die Ortsumgehung Ummeln?

Bielefeld. Vor bald 20 Jahren hat der Bielefelder Stadtrat mehrheitlich für den Neubau der B61n votiert - 3,7 Kilometer vom Autobahnkreuz der A33 mit dem Ostwestfalendamm durch Ummeln bis zur Stadtgrenze zu Gütersloh. Das Verfahren zum Bau läuft immer noch, das Bundesverwaltungsgericht und sogar der Europäische Gerichtshof waren bereits damit befasst. Und nun scheinen sich neue Zweifel an der Straßenbaumaßnahme anzuschleichen, offenbar auch im Rathaus. Das hat vielleicht auch mit einer Resolution der Gütersloher Nachbarn zu tun, die den Verzicht der B61n fordern. Diese Resolution ist, wie berichtet, bereits im November vom Gütersloher Stadtrat verabschiedet worden. Bürgermeister Norbert Morkes hat sie am 13. Februar persönlich beim Kollegen Pit Clausen abgegeben. Der Bielefelder Stadtentwicklungsausschuss wurde jetzt offiziell darüber informiert, dass die Nachbarn einen Stopp der B61n fordern, die mittlerweile viele Kritiker hat. Olaf Lewald, Leiter des Bielefelder Amtes für Verkehr, hält es für möglich, dass ein Bielefelder Ratsbeschluss von 2020 bereits einen entsprechenden Verzicht beinhalten könnte. Bielefeld bereits in Gesprächen mit dem Land zur B61n Nicht nur die Ortsumgehung Ummeln steht im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030, sondern auch der anschließende vierspurige Ausbau der B61 über rund 10 Kilometer bis Rheda-Wiedenbrück. Für diesen Ausbau müsste im schlimmsten Fall unter anderem auch eine kilometerlange uralte Baumallee gefällt werden. Der Bielefelder Stadtrat hatte vor rund drei Jahren einen Beschluss gefasst, dass sich die Verwaltung bei Bund und Land dafür einsetzen soll, dass dieser Ausbau nicht stattfinden möge. Olaf Lewald interpretiert diesen Beschluss nun so, dass die Ablehnung dieses Ausbaus auch die Ortsumgehung Ummeln einschließt. Bielefelds Verkehrs- und Umweltdezernent Martin Adamski stellt auf Nachfrage der NW klar, dass dem nicht so ist. Der Ratsbeschluss vom 13. Februar 2020 habe sich ausschließlich auf den vierstreifigen Ausbau der B61 von der Stadtgrenze nach Gütersloh bezogen. Gleichwohl müsse man schon sehen, dass beide Straßenbauvorhaben zusammenhängen. Olaf Lewald hatte dem Stadtentwicklungsausschuss mitgeteilt, dass sich die Stadt in Gesprächen mit dem Land über die Ortsumgehung Ummeln befinde. Nach dem Abschluss dieser Gespräche werde die Verwaltung ihr aktuelle Bewertung und die Vorschläge zum weiteren Vorgehen in den politischen Gremien vorstellen. Welchen Inhalts diese Gespräche sind, dazu machte Martin Adamski keine ganz konkreten Aussagen. Bielefelds Verkehrsdezernent will Pro und Contra neu bewerten Zunächst einmal wolle er wissen, wie weit das Verfahren mittlerweile gediehen sei. Der Landesbetrieb Straßen NRW stellt derzeit in einem Ergänzungsverfahren Unterlagen und Gutachten zu Punkten zusammen, die das Bundesverwaltungsgericht am Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung von 2017 kritisiert hatte. Dabei geht es um die Trassenführung der B61n und um wasserrechtliche Fragen. Noch ist nicht klar, wann diese ergänzten Unterlagen zur neuerlichen Bewertung in Detmold eingereicht werden können. Adamski ließ aber durchaus durchblicken, dass es auch um durchaus um das große Ganze gehen könnte. Es gebe eine neue schwarz-grün geführte Landesregierung, es gebe neue Akteure. Verkehrsminister Oliver Krischer ist bekanntlich ein Grüner, und die Grünen in Bielefeld haben die B61n immer abgelehnt. "Es macht Sinn, mit denen zu reden", sagt der Bielefelder Dezernent, - über die fachlichen Aspekte der B61n und wahrscheinlich auch über den weiterführenden vierstreifigen Ausbau Richtung Gütersloh. Der dortige Stadtrat hat sich Ende 2022 noch einmal mehrheitlich dafür ausgesprochen, diesen Ausbau aus dem BVWP "vorrangig zu streichen" oder zumindest aus dem "Vorrangigen Bedarf" in den "nachrangigen Bedarf" herabzustufen. Noch steht die B61n auf Position 7 im Bundesverkehrswegeplan Im Bundesverkehrswegeplan 2030, der sich derzeit auf dem Prüfstand mit Blick auf die Fortschreibung bis 2040 befindet, steht die Ortsumgehung Ummeln in der Liste der "Laufenden und fest disponierten Projekte" an Position 7. Der vierstreifige Ausbau bis Rheda-Wiedenbrück steht mit dem Label "Vordringlicher Bedarf" als Engpassbeseitigung an Position 149. Notfalls, sagt Martin Adamski, gebe es auch Mittel und Wege, aus dem Bundesverkehrswegeplan wieder herauszukommen. Er betonte aber auch positiven Aspekte, die eine Ortsumgehung Ummeln habe. Martin Adamski will jetzt erst einmal Fakten und Stimmen sammeln. "Das muss ich dann noch einmal zusammensetzen. Wenn ich alle Grundlagen kenne, müssen wir als Verwaltung Farbe bekennen und der Politik einen Vorschlag unterbreiten."

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