Bielefelder verschleppt Flüchtling: 27-jähriger Spenger lebt zwei Tage in Todesangst

Spenge/Bielefeld/Versmold. Eine brutale Entführung aus einer Spenger Flüchtlingsunterkunft beschäftigt jetzt das Bielefelder Landgericht. Drei Männern aus Bielefeld, Versmold und Dortmund wird vorgeworfen, am 1. Oktober 2022 einen Flüchtling aus dem Gebäude entführt zu haben. Er wurde nach Versmold verschleppt und soll von den Tätern schwer misshandelt und gefoltert worden sein. Die Staatsanwaltschaft hat die drei Männer im Alter von 35, 38 und 54 Jahren wegen erpresserischen Menschenraubes und schweren Misshandlungen angeklagt. Sollten sich die Vorwürfe aus der Anklageschrift bewahrheiten, muss das Opfer unsägliche Angst und Schmerzen erlitten haben. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatten die drei Männer einen gemeinsamen Tatplan erarbeitet. Am 1. Oktober, früh am Samstag gegen 3 Uhr, verschafften sich Max G. und Daniel M. auf unbekannte Weise Zutritt zum Flüchtlingsheim. Dort wohnte das 27-jährige Opfer, das aus Marokko geflüchtet war. Die Angeklagten brachen das Zimmer des Opfers auf und weckten den Mann mit Schlägen und Tritten. Der wehrte sich zunächst gegen die Männer, warf mit seinem Bettgestell nach ihnen, hatte aber letztlich keine Chance gegen die körperliche Überlegenheit der Angreifer. Er wurde bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und musste den Tätern sein Mobiltelefon und 17.000 Euro Bargeld aushändigen. Vermutlich waren dies, so der Staatsanwalt, Erlöse aus einem Drogenhandel. Der Marokkaner wurde gefesselt und ihm wurde eine Stofftasche über den Kopf gestülpt. Sie nahm ihm jegliche Orientierung. &bdquo;Ein Ton, und dein Leben ist vorbei“, schrie ihn ein Täter an. In einem blauen VW Caddy ging die Fahrt zunächst nach Bielefeld. Hier stieg einer der mutmaßlichen Täter, der 35-jährige Max G. zunächst aus. Daniel M. setzte die Fahrt mit dem Entführungsopfer nach Versmold fort. Immer wieder drohte er, mit einem Messer in das Knie und in den Hals des verängstigten Mannes zu stechen. Die Fahrt endete in Versmold auf einem kleinen Gehöft am Wischkamp, wo der 38-jährige Täter wohnte. Inzwischen blutete das Opfer aus Nase und Mund. Der Entführer erhöhte das Drohpotential, holte seinen Hund und setzte ihn neben den verletzten Mann. &bdquo;Bewege dich nicht, mein Hund riecht Blut und wird dich fressen“, warnte er laut Staatsanwalt. Zusammengeschnürt in einen Schacht geworfen Wenig später fand sich das jetzt wie ein Paket zusammengeschnürte und gefesselte Opfer auf einer Sackkarre wieder und wurde einige Runden durch den Garten gefahren. In einem Schweinestall endete die Fahrt. Der Marokkaner landete dort unsanft in einem fensterlosen Kellerschacht, der Länge, Breite und Höhe von je zwei Metern hatte. Lediglich mit etwas Trinkwasser musste das Opfer auskommen. Immer wieder gab es Drohungen, ihn umzubringen, ihm die Hände abzuschneiden oder in eine Kiste zu stecken und nach Marokko zu transportieren. Die Fesselungen des Mannes wurden immer gravierender, mit diversen Gurten wurden Arme und Beine an den Körper festgezurrt. Ein Draht an seinen Beinen endete an einem metallenen Gestell über ihm. Sollte er sich bewegen, würde das Gestell auf ihn fallen, lautete die erneute Drohung. Immer wieder gab es Schläge, auch auf den Kopf. Am Sonntag wurde das gequälte Opfer schließlich aus seinem kleinen, dunklen Verlies an das Tageslicht geholt. Zu Daniel M. hatte sich inzwischen auch wieder Max G. gesellt. Und ein dritter Mann, jetzt auch auf der Anklagebank, aber nicht in Untersuchungshaft, gesellte sich zu den beiden Kriminellen. Wieder wurde dem Opfer eine Stofftasche über den Kopf gezogen und Daniel M. drohte, er werde ihm gleich eine Hand abschneiden. Der neue Mann, der jetzt aus Dortmund gekommen sei,würde für die Mafia arbeiten. An ihn solle er Schulden in Höhe von 10.000 Euro zurückzahlen, monatlich in Raten von 1.000 Euro. Er sei jetzt die &bdquo;Hure“ des Trios. Würde er nicht zahlen, käme er nicht ungeschoren davon. Dann verabschiedete sich der Dortmunder &bdquo;Mafioso“ in Richtung Dortmund, Max G. Richtung Bielefeld. Daniel M. holte noch einmal etwas Trinkwasser für das Opfer. Gegen 20 Uhr am Sonntagabend wurde die Heimfahrt von Versmold nach Spenge angetreten. Um den Druck auf den malträtierten Mann noch zu erhöhen, stopfte ihm Daniel M. ein Tuch in den Mund. Außerdem schlug er mit einer Machete auf dessen Hände. Mit einer Fraktur verlor das Opfer wiederum kurzfristig das Bewusstsein. In Spenge angekommen vertraute sich das Opfer seinem Freund an, der sofort die Polizei informierte. Die Anklageschrift zeichnet ein Martyrium, das nahezu unvorstellbar ist. Am 11.April, dem nächsten Verhandlungstag, werden sich vermutlich die Angeklagten über ihre Strafverteidiger zu den Vorwürfen einlassen. Inzwischen liegen auch DNA-Gutachten vor.

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