Was das von der Stadt Bielefeld geschlossene Bauerngärtchen so besonders macht

Bielefeld. Leben und leben lassen, scheint zumindest die Devise der Hoftiere des Bauerngärtchens zu sein. Ganz entspannt, ohne Stress und Futterneid, wuseln Hängebauchschweine, Hofhunde und Hühner am Samstag im Sonnenschein im Eingangsbereich des kleinen Hofes an der Kirchdornberger Straße durcheinander. Und freuen sich über den Sonnenschein und die Brotreste, die Chefin Elke Wörmann verteilt. Landidylle pur. Aber leider, wie berichtet, geschlossen. Der Grund: Fehlende Parkplätze. &bdquo;Ernsthaft?“, fragt ein junges Paar, dass davon noch nichts mitbekommen hat und vorm verschlossenen Tor steht. Nicht nur sie hatten sich auf selbstgebackenen Kuchen gefreut. Stachelbeer-Baiser, Käse-Mohn, Apfel und Himbeere. Eigentlich stehe sie am Wochenende immer um 6 Uhr auf, um für ihre Gäste zu backen, sagt Wörmann, die den Hof seit 36 Jahren zusammen mit ihrem Mann Ralf bewirtschaftet. Hof seit knapp 200 Jahren in Familienbesitz Das Anwesen ist seit 1825 in Familienbesitz. Seit seiner Kindheit habe sich hier einiges getan, berichtet der Landwirt. Einiges sei aber auch noch wie zu Zeiten seines Großvaters. Das Heu werde – sehr zur Begeisterung der Kinder aus der Nachbarschaft – immer noch mit Pferd und Wagen eingefahren. Der Hof sei immer vergleichsweise klein gewesen. &bdquo;Angefangen haben wir mit einer kleinen Gärtnerei, dem Hofladen und ein paar Ponys“, berichten Wörmanns. Kindergeburtstage mit Planwagenfahrten, Reitunterricht und das Hofcafé kamen dazu. Auch die beiden erwachsenen Kinder Lena Klug und Jan Wörmann wohnen noch mit auf dem Hof und arbeiten im Familienbetrieb. Klug, selbst Mutter dreier Kinder, ist gelernte Heilerziehungspflegerin und macht inklusiven Reitunterricht. Während das Café und der Hofladen aufgrund fehlender Parkplätze geschlossen werden mussten, darf der weiter stattfinden. Sommerfest der Grünen, Weihnachtsfeier von Arminia Zur großen Freude von Lotta (6). Sie strahlt, als sie Pony Pia nach der Stunde zurück in den Offenstall bringt. &bdquo;Das war ein Glücksgriff mit dem Unterricht hier“, sagt Lottas Vater. Seit sie auf dem Hof reite, habe sich ihr Selbstbewusstsein deutlich verbessert. Sommerfest der Grünen, Weihnachtsfeier von Arminia: Nicht nur Kinder und Familien schätzen die kleine, zentral gelegene Dorfidylle. &bdquo;Hier ist die Welt noch in Ordnung“, sagt die Mutter eines anderen Reitkindes. Es sei ein Unding, dass auch das den Familien jetzt genommen werde. Parken können man doch wunderbar auf dem breiten Streifen an der Straße. &bdquo;Wenn hier ein paar Autos stehen, fahren die anderen auch wenigstens nicht so schnell“, ergänzt sie. Ohnehin kämen sie aber meistens mit dem Fahrrad. Auch, dass im Hofcafé und Laden Menschen mit Behinderungen arbeiten könnten, sei etwas Besonderes. &bdquo;Das muss man doch als Stadt unterstützen.“ Zwölf Menschen arbeiten im Bauerngärtchen Insgesamt zwölf Menschen arbeiten im Bauerngärtchen, sagt Elke Wörmann. Sie hofft sehr, dass sie ihren Hofladen bald wieder öffnen darf. Käsetheke und Regal sind gefüllt mit Bioprodukten, die die Familie extern einkauft. &bdquo;Freu dich mit uns. Fühl dich hier wohl. Lache mit uns – und komm gerne wieder“, steht auf einem Schild im Eingang zum Laden und Café. &bdquo;Hier wäre es jetzt proppevoll“, sagt Wörmann, die ursprünglich Arzthelferin gelernt hat, mit Blick auf die leeren Tische und Stühle vorm Deelentor. &bdquo;Die Leute kommen, sobald es trocken ist.“ Ziegen, Hühner, Schweine, Pferde, Laufenten, Gänse, Hasen, Hunde: Alle wollen versorgt sein. Viel Arbeit, wenig Freizeit, aber auch ganz viel Freude mache den Hof aus. Wie jetzt über Ziegenkinder, die vor zwei Wochen geboren wurden. &bdquo;Wir haben uns gefreut, so einen Platz zu finden“, sagt Zäyad Alresly. Auch seine Tochter Ritta (5) hat am Samstagnachmittag Reitunterricht im Bauerngärtchen. Nach Corona nicht noch unnötig Steine in den Weg legen Auch er hofft, wie über 5.500 Bielefelder, die die Petition zum Erhalt des Bauerngärtchen unterzeichnet haben, dass Café und Hofladen bald wieder öffnen dürfen. &bdquo;Gerade jetzt, wo’s endlich wieder schön wird“, sagt eine andere Besucherin, die gerne einen Kaffee im Sonnenschein getrunken hätte. Die Coronazeit sei für viele Betriebe schon nicht einfach gewesen. Viele hätten es nicht geschafft. &bdquo;Da muss man doch nicht unnötig Steine in den Weg legen.“

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