Bielefelder Museum Huelsmann stellt sich neu auf

Bielefeld. Fast-Fashion, also das immer schnellere Herstellen von Kleidung, ist kein neues Phänomen. Für viele Ketten, aber auch Verbraucher, zählt nur der neueste Trend – schon kurze Zeit später landen viele T-Shirts, Hosen und Jacken wieder im Müll. Allein 2020 haben die Deutschen laut einer Studie der Agentur ABCD rund 500.000 Tonnen Textilabfälle produziert. Langsam aber sicher kommt bei vielen der Nachhaltigkeitsgedanke hervor. Immer mehr greifen auf Recycling-, Upcycling- und Second-Hand-Textilien zurück. Worüber dagegen selten gesprochen wird, ist der Abfall, der schon bei der Herstellung von Kleidung und anderen Textilien anfällt – und das nicht nur in der Fast-Fashion-Industrie. Die Modedesignerin Julia Schürmann macht genau das in ihrer Arbeit &bdquo;Escape the Waste – vermeide die Verschwendung“ zum Thema. In der Direktorenvilla des Museum Huelsmann können Besucher noch bis zum 12. März immer mittwochs, freitags und sonntags von 14 bis 18 Uhr zuschauen, wie die Gastkünstlerin aus Textilresten, die aus Schürmanns bisherigen Kollektionen übrig geblieben sind, neue Kleidung, Accessoires, Objekte oder Kunst kreiert. Von klassischen Kleidern über Taschen bis hin zu Lampenschirmen soll alles dabei sein, erzählt sie. &bdquo;Die Besucher können den Prozess von einem Stofffetzen bis zum fertigen Stück live miterleben“, sagt Schürmann. &bdquo;Das macht es für uns alle sehr sehr spannend.“ Gläserner "Schüco-Anbau": Besondere Nähe zwischen Künstler und Besuchern Das Ziel: So viele Stoffreste wiederzuverwenden, um jede Verschwendung zu vermeiden. &bdquo;Es ist einfach zu schade, diese wertvollen Reste einfach wegzuschmeißen“, sagt sie. Um den Besuchern noch mehr Einblicke in die Arbeit der jungen Designerin zu geben, wurde ihr Arbeitsraum im Wintergarten, dem gläsernen &bdquo;Schüco-Anbau“ der Direktorenvilla, eingerichtet. So können die Menschen auch im Vorbeigehen auf das Projekt aufmerksam gemacht werden. Für Schürmann, die 2018 ihren Master in Modedesign an der Fachhochschule gemacht hat und im Vorstand des Kulturhauses Bielefeld aktiv ist, ist es schon immer ein großer Traum gewesen, selbstständig arbeiten zu können. &bdquo;Ich wollte nie bei einer großen Firma angestellt sein“, sagt sie. In Bielefeld sei aber genau das Standard. &bdquo;Eigene Ateliers sind Mangelware in der Stadt.“ Neuaufteilung der drei Museumsgebäude Für das Museum und dessen Leiterin Elisabeth Schwarm ist Schürmann ein Glücksgriff. Gerade jetzt, wo sich das Museum neu ausrichtet. Mit dem neuen Format &bdquo;Artists in Residence“, das immer wieder aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen aufnimmt und mit den Ausstellungen des Museums kombiniert, soll einmal im Jahr die junge Kunstszene ins Haus geholt werden – den Auftakt macht jetzt Modedesignerin Schürmann. Schwarm: &bdquo;Bisher haben wir mit unserer klassischen Sammlung ein klassisches, vor allem älteres Publikum angesprochen.“ Jetzt liegt der Fokus auf den jungen Menschen. &bdquo;Wir wollen aus der Starre heraus und zeigen, dass wir als Museum zur Stadt dazugehören“, sagt die Leiterin. Neben neuen Formaten, Kooperationen und der sich ab sofort immer wieder verändernden Dauerausstellung, justiert sich auch die Nutzung der drei Museumsgebäude neu. Die Direktorenvilla bleibt &bdquo;notgedrungen“ Ausstellungsort und bekommt einen neuen, barrierefreien Eingang. Durch den Umbau könne eine rund 50 Quadratmeter große Ausstellungsfläche dazugewonnen werden. Sonderausstellung greift Schürmanns Thema wieder auf In der Weißen Villa, die aus Brandschutzgründen nicht für Schauen genutzt werden dürfe, wird künftig die Museumsverwaltung beheimatet sein. Die Remise wird zu einem multifunktionalen Veranstaltungsraum umgestaltet. Schürmanns Textilkreationen werden im Rahmen der Sonderausstellung &bdquo;Nichts ist so undurchsichtig wie die absolute Transparenz“ gezeigt. Sie ist vom 24. März bis 25. Juni zu sehen.

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