OWL Crime mit Podcast Fast totgetreten: Brutaler Hooligan-Angriff versetzt Arminia-Fans in Schock

Bielefeld. Plötzlich stürmen Bielefelder Hooligans auf eine kleine Gruppe Bremer Fans zu. Es wird geschlagen, getreten – und geht schließlich um Leben und Tod. Es ist ein Gewaltausbruch von Bielefelder Fußball-Fans, den es in dieser Härte und mit diesen weitreichenden Folgen für ein Opfer noch nicht gegeben hatte. Bundesweit berichten die Medien über den Angriff. Über diesen Fall aus dem Jahr 2012, der nicht nur den Verein und seine Fanszene schockierte, spricht "Ostwestfälle"-Moderator Jan-Hendrik Gerdener im neuen NW-Podcast mit Redakteur Jens Reichenbach. Alle Fakten zur Hooligan-Attacke: Am 5. Mai 2012 spielt Drittligist Arminia Bielefeld gegen Werder Bremen II. Arminia gewinnt mit 1:0. Nach dem Spiel eilen einige junge Arminia-Ultras in Richtung Jöllenbecker Straße, wo sich angeblich Mitglieder der Ultra-Gruppierung "Wanderers Bremen" aufhalten sollen. Die Arminia-Ultras attackieren die vermeintlichen Bremen-Ultras und schlagen sie zu Boden. Der Haupttäter (20) tritt mit voller Wucht gegen die Köpfe von Malte K. (26) und Sebastian W. (29). Malte K. wird bewusstlos und ist lebensgefährlich verletzt. Noch Tage nach der Attacke liegt er im Koma. Wegen seiner lebensgefährlichen Verletzungen leidet er bis heute. Am 30. Januar 2013 wird der Haupttäter zu einer Jugendstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die neun Mitangeklagten erhalten Bewährungsstrafen. 5. Mai 2012: Arminia Bielefeld spielt zu diesem Zeitpunkt in der 3. Liga. Der Gegner am letzten Spieltag der Saison ist der bereits feststehende Absteiger Werder Bremen II - wohlgemerkt die Amateur-Mannschaft. Arminia hat eine durchwachsene Saison hinter sich, gewinnt aber durch ein Kopfballtor von Christopher Kullmann gegen den Tabellenletzten an diesem Tag mit 1:0. In der Startelf steht neben Fabian Klos damals auch Mittelfelddribbler Marc Rzatkowski, der heute wieder für den DSC spielt. Arminia beendet die Saison als Dreizehnter - punktgleich hinter Preußen Münster. Arminia-Ultras attackieren Werder-Fans: Malte K. atmete nicht mehr Während der Großteil der DSC-Ultras nach dem Spiel mit einer Verkaufsaktion zugunsten des Vereins beschäftigt ist und den Saisonabschluss feiert, klingelt plötzlich bei einem guten Dutzend junger Männer und Jugendlicher das Handy. Es geht die Nachricht herum, dass unter den wenigen Gästefans Mitglieder der Ultra-Gruppierung "Wanderers Bremen" gesehen wurden. Nach kurzer Beratung machen sich die jungen Fußballfans im Alter von 16 bis 23 Jahren auf in Richtung Jöllenbecker Straße. Denn durch die Fanfreundschaft zum Hamburger Sportverein (HSV) besteht für viele Arminia-Anhänger automatisch eine Feindschaft zum HSV-Erzfeind Werder Bremen. Mit dem Ruf "Scheiß Bremer" stürmen plötzlich mehrere Arminia-Fans aus der Wittekindstraße kommend auf die vermeintlichen Wanderers los. Wie sich später herausstellt, haben die Angegriffenen mit der Bremer Ultra-Szene wenig und mit den Wanderers gar nichts zu tun. Die angegriffenen Fußballfans flüchten in Panik auf die viel befahrene Jöllenbecker Straße. Mitten im Stau der nach Hause fahrenden Fans kommt es zu wilden Szenen. Der Rädelsführer der Arminia-Hooligans schlägt sofort zwei der Werder-Fans zu Boden. Dann taucht der Haupttäter auf. Er nimmt Anlauf und tritt jeweils mit der Wucht eines Fußballschusses gegen die Köpfe der beiden am Boden liegenden Werder-Fans Malte K. und Sebastian W. Der 26-jährige Malte K. verliert sofort das Bewusstsein. Kurz darauf atmet er nicht mehr. Opfer der Hooligan-Attacke für immer beeinträchtigt Jetzt zählt wirklich jede Sekunde. Eine ungewöhnliche Entscheidung eines Disponenten in der Feuerwehr-Leitstelle rettet Malte K. damals wahrscheinlich das Leben. Dennoch liegt er tagelang im Koma, fast totgetreten von einem Fußball-Fan. Bis an sein Lebensende wird das Gewaltopfer die Folgen dieses Tritts spüren. Denn das Hirnwasser, das sich im Schädel bildet, fließt bei Malte K. nicht mehr selbstständig ab, wie sich später herausstellt. Diese Funktion übernimmt seitdem ein Shunt - ein sogenannter Hirnwasser-Ablauf. Fußballspielen ist damit für den jungen Fan von nun an absolut tabu. Jede Erschütterung könnte für ihn lebensgefährlich sein. Sein Freund Sebastian hat damals mehr Glück, er kann sich noch wegdrehen, als der Gewalttäter ausholt. Er erleidet lediglich Schürfungen und Prellungen. Später stellt sich heraus, dass ein Großteil der Angreifer eigentlich Schals und Fahnen der verhassten Werder-Fans erbeuten wollte, um sie später als Trophäen im Stadion präsentieren zu können. Das ist eine immer noch übliche Unsitte unter manchen Ultragruppen. Der Gewaltausbruch des Haupttäters überraschte aber offenbar auch die anderen Angreifer. Nach Hooligan-Attacke: Große Solidarität Die Aufarbeitung des Falls dauerte lange. Im neuesten Podcast erfahren die Hörer von der Angst der Mutter um ihren Sohn, sie hören von ihrem beeindruckenden Brief an die Bielefelder Fanszene und erfahren von einem Prozess gegen 13 junge DSC-Fans vor dem Bielefelder Landgericht. Wie Arminia-Geschäftsführer Marcus Uhlig damals erstaunt betonte: "Eigentlich ganz normale Jungs." Von großer Bedeutung für den Fall war in mehrfacher Hinsicht auch ein Polizeifilm vom Tatgeschehen. Der Haupttäter aus Espelkamp wurde zu einer Haftstrafe verurteilt - vier Jahre und zehn Monate. Für den damals 20-jährigen Gewalttäter ist das eine Jugendstrafe. Außerdem muss er seinen Opfern ein Schmerzensgeld zahlen. Die Höhe des Schmerzensgeldes für die Gewaltopfer, die ohne Gewaltabsicht zum Auswärtsspiel nach Ostwestfalen gereist waren, fiel unterschiedlich aus. Malte K. erlitt schwerste Kopfverletzungen und soll 35.000 Euro Schmerzensgeld erhalten. Sebastian W., der dem Tritt noch ausweichen konnte, 3.000 Euro. Die neun Mitangeklagten entkommen einer Haftstrafe. Sie erhalten vom Landgericht Bewährungsstrafen. Am Ende steht aber auch große Solidarität in der Bielefelder Fanszene.

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