Randale-Gefahr: Polizei und Arminia Bielefeld erwarten berüchtigte Rostock-Fans

Bielefeld. Arminia Bielefeld und die Polizei bereiten sich derzeit auf den anstehenden Besuch der möglicherweise berüchtigtsten Fans des deutschen Profifußballs vor. Hansa Rostock kommt am Samstag, 19. April (Anpfiff: 14 Uhr) zum wichtigen Punktspiel nach Bielefeld und bringt nach Angaben der Polizei rund 2.600 Fans mit. Für die Beamten ist das allein aus den Erfahrungen der letzten Monate in anderen Städten ein Hochrisikospiel. Die Polizei wird mit einem Großaufgebot in der Stadt unterwegs sein. Dabei sind die Fans von Hansa Rostock berüchtigt. 2023 waren Hansa-Fans an massiven Ausschreitungen im Gästebereich des Paderborner Stadions beteiligt. Damals strömten die Fans zurück in den sogenannten Pufferblock und griffen dort die Polizei an – weil angeblich einer der ihren das Stadion nicht betreten durfte. Videos zeigen, wie Rostocker Hooligans einen Pavillon zerlegen und einen Ticketscanner herausreißen, um beides in die Gruppe der Polizeibeamten zu schleudern. 24 Polizisten und 13 Ordnungskräfte wurden damals verletzt. Ein Paderborner Fan stürzte nach dem Stoß eines anderen Hansa-Fans im Stadion über drei Sitzreihen und blieb schwer verletzt und bewusstlos liegen. Rostock-Fans greifen Fan-Zug mit faustgroßen Steinen an In dieser Drittliga-Saison gab es wieder beunruhigende Vorfälle mit Rostocker Beteiligung: Im Oktober 2024 griffen 150 bis 200 vermummte Hansa-Hooligans einen Zug an und bewarfen den mit 700 Rot-Weiss-Essen-Anhängern voll besetzten Sonderzug, der auf dem Weg zum Auswärtsspiel nach Rostock war, mit faustgroßen Steinen, zündeten Böller und Raketen. Lesen Sie auch: Großeinsatz nach Rostocker Gewaltexzess in Paderborn – mehr als 20 Verletzte Bei Waldhof Mannheim, Preußen Münster und zuletzt Alemannia Aachen beschädigten Hansa-Chaoten die Toiletten- und Sanitäranlagen &bdquo;massiv“, wie es der Verein selbst mitteilte. In Aachen rissen Teile der 3.000 mitgereisten Fans außerdem an die 700 Sitzschalen aus der Verankerung. Zahlreiche Anhänger hielten die Schalen anschließend in die Höhe, teilweise landeten die Kunststoffbruchteile im Innenraum des Aachener Tivoli. Gesamtschaden: 50.000 Euro. Mehr zum Thema: WDR-Bericht zur Rostock-Randale in Aachen Während Alemannia Aachen aus den zerstörten Sitzschalen inzwischen das Beste zu machen versucht und laut Aachener Zeitung in Behindertenwerkstätten ganz besondere Fan-Wanduhren aus den Bruchstücken fertigen lässt, reagierte Rot-Weiss Essen auf die Randale und sperrte am 6. April für die Rostocker Anhänger die sonst zur Verfügung stehenden Gäste-Sitzplätze. Polizei setzt 100 Autos mit Hansa-Fans fest Noch vor dem Anpfiff setzte die Polizei eine größere Gruppe von Hansa-Ultras fest, die individuell mit rund 100 Autos zunächst nach Gladbeck angereist waren. Dort wartete die mit schwerer Ausrüstung ausgestattete Polizei. Die Beamten hatten den Hinweis bekommen, dass die Rostock-Ultras mit &bdquo;Schutzbewaffnung und Vermummungsmaterial“ eingetroffen sein sollen. Die Polizei stellte schließlich sieben Verstöße gegen das Vermummungsverbot fest und sicherte zweimal Schutzbewaffnung (damit sind keine Waffen, sondern Schutzmaterial gemeint wie zum Beispiel Mundschutz). Diese Ausrüstung lässt zumindest auf Gewaltbereitschaft schließen. Die Polizei untersagte den Beschuldigten den Besuch des Stadions und erteilte ihnen Platzverweise. Weil sich das Spiel bereits in der Halbzeit befand, als längst noch nicht alle Kontrollen in Gladbeck beendet waren, trat die gesamte Ultra-Gruppe mit ihren 100 Fahrzeugen unverrichteter Dinge wieder die Heimreise an, so berichtet es die WAZ. Die Rostocker Fan-Szene sprach später von einer geplanten Aktion der Polizei, um Hansa-Fans am Stadionbesuch zu hindern. 2.000 Rostock-Fans reisen mit Autos nach Bielefeld Auch die Bielefelder Polizei ist auf alle möglichen Szenarien vorbereitet. Wie Bundespolizeisprecher Markus Heuer berichtet, werde wohl nur ein kleiner Teil der Rostock-Fans (geschätzt 300 bis 600 Personen) mit der Bahn nach Bielefeld reisen. &bdquo;Der Großteil der 2.600 erwarteten Fans reist individuell an“, so Heuer. Das heiße aber nicht, dass sich die Fans nicht trotzdem zu einem gemeinsamen Fanmarsch zum Stadion versammelten, so Heuer. Startpunkt könnte also trotzdem der Hauptbahnhof sein. &bdquo;Diese Fans agieren hochflexibel und verabreden teilweise sehr spontan neue Treffpunkte“, weiß Heuer. Die Sicherheitsbehörden werden wohl erst am Spieltag selbst erfahren, wo sie mit den Gästefans geballt zu rechnen haben. Deshalb werden Bundes- wie Landespolizei am Samstag mit deutlich verstärkten Kräften aufwarten, um Bielefelder und Rostocker Fans voneinander trennen zu können. Keine Rivalität mit Arminia, aber Hooligan-Schlägerei in Rostock Wie geht Arminia Bielefeld mit dem Thema um? Eine besondere Fan-Feindschaft zwischen den beiden Lagern ist nicht bekannt. Kleinere Ausschreitungen gab es in Bielefeld zuletzt 2012, im August 2022 nahmen Rostocker Polizisten 17 Bielefelder in Gewahrsam, nachdem diese augenscheinlich nach einer Prügelei mit Rostocker Hooligans mitgenommen aussahen. Nach der sogenannten Drittortauseinandersetzung – meistens eine Schlägerei fernab des Stadions – wiesen die Bielefelder &bdquo;frische und gut sichtbare Verletzungen“ auf. Bei den Durchsuchungen der Bielefelder Fahrzeuge fanden Polizisten damals blutige Kleidung, Mundschutze und bei Hooligans oft verwendete Quarzhandschuhe, die die Schlagwirkung verstärken. Da solche Auseinandersetzungen aber verabredet stattfinden, weist dieser Kampf auch nicht auf eine besondere Rivalität der Fan-Lager hin. Leverkusen-Fans beschädigen 300 Sitzschalen in der Schüco-Arena Trotzdem, das Thema Fan-Gewalt bleibt ein Dauerthema. Selbst beim DFB-Pokal-Halbfinale sollen die in der Szene als unverdächtig geltenden Anhänger des Bundesligisten Bayer Leverkusen im Gästebereich der Schüco-Arena sowohl die Sanitäranlagen als auch Sitzschalen auf der Nordtribüne zerstört haben. Arminia-Sprecher Malik Schacht bestätigt den Vorfall und spricht von 300 beschädigten Stadionsitzen. Eine Schadenssumme kann er nicht nennen. Der aktuelle Trend, die Toiletten im Gästebereich zu verwüsten und die Stadien der Gegner mit Hunderten von Aufklebern vollzutapezieren, ist aber auch in Bielefeld angekommen. &bdquo;Das ist leider ligaübergreifend ein Trend geworden“, sagt Schacht. Besondere Vorkehrungen wie in Essen hat der Verein dennoch nicht getroffen: Den Gästefans stehen 1.417 Stehplätze und 887 Sitzplatzkarten zur Verfügung. Immerhin: Der FC Hansa Rostock hat auf die jüngsten Krawalle seiner Anhänger insofern reagiert, als dass seit Ende März Auswärtstickets nur noch an Vereinsmitglieder verkauft werden. Auf der Vereinsseite wird der Hansa-Aufsichtsratsvorsitzende Sebastian Eggert dazu wie folgt zitiert: &bdquo;Es kotzt uns einfach nur noch an, dass wir fast wöchentlich mit Themen wie zerstörten Toilettenanlagen oder anderem Inventar beschäftigt sind. Es besteht kein Zweifel daran, dass hier und jetzt Schluss sein muss.“ In seinem Statement appelliert Eggert auch mehrfach an die Fanszene selbst, die &bdquo;diesem Mist endlich ein Ende“ bereiten müsse.

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