Ausnahmezustand an Schulen in Bielefeld

Bielefeld. Etliche Lehrer fehlen, teils seit Wochen. Die nächste Arbeit steht an, aber selbst Vertretungsunterricht findet mancherorts nicht mehr statt, obwohl die Schulen tun, was sie können. "Das ist wirklich frustrierend, für alle Beteiligten", sagt eine gestresste Mutter. Sie wünsche sich doch sehr, dass die Stadt als Schulträger, Institutionen wie die Uni und die Landes- und Bundespolitik "jetzt Prioritäten setzen und sich auf die wirklich wichtigen Themen, wie eine Verbesserung der Situationen an den Schulen konzentrieren, statt Gender-Toiletten zu schaffen oder Listen über Kinderbücher zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt zusammenzustellen". Hoher Krankenstand im Kollegium, aber auch unter den Schülerinnen und Schülern: Die Stimmung ist angespannt zum Start in die Weihnachtsferien. "Einen so hohen Krankenstand hatten wir noch nie", sagt auch Caro Brauneis, Leiterin des Gymnasiums am Waldhof und Sprecherin der Bielefelder Gymnasien. "Da tröstet es wenig, dass es in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ähnlich aussieht." Bielefelder Schulleiter hofft auf mehr Flexibilität bei Festanstellungen Ein großer Weihnachtswunsch der Schule sei, dass in der angespannten Lage zumindest doch der Schulsozialarbeiter, der "eigentlich unabkömmlich" sei und über ein Corona-Extrabudget von der Stadt finanziert worden sei, bleiben könne. Das Programm laufe zum Jahresende aus, solle wohl mit Landesmitteln verlängert werden. Die Träger bekämen Mittel über die fachbezogene Pauschale. Derzeit sieht es aber wohl so aus, dass die Stadt Bielefeld diese Mittel nicht weiter für Schulsozialarbeit einsetzt. &bdquo;Unsere Schule würde sehr gerne die Schulsozialarbeit weiterlaufen lassen, was uns zunächst in Aussicht gestellt wurde", sagt Brauneis. Auch Markus Spiekermann, Leiter der Martinschule, hat einen Weihnachtswunsch. "Dass wir noch flexibler sind, was die Festanstellung von guten Kräften angeht", sagt er. Es dürfte nicht sein, dass beispielsweise ein Quereinsteiger, der für wirklich gute Unterrichtsqualität sorge, aufgrund von schulbürokratischen Vorgaben nicht gehalten werden könne. Ansonsten sei sein Kollegium aktuell aber glücklicherweise nicht so stark von der Krankheitswelle betroffen. Allerdings seien Kinder von Kolleginnen und Kollegen krank, sodass die Eltern dann deshalb fehlten. Da teils aber auch nur die Hälfte der Schüler da sind, funktioniere der Vertretungsunterricht ganz gut. "Aber die Kinder verpassen viel, müssen dann alles nacharbeiten", berichtet er. Das sei schon sehr anstrengend für alle - und alles andere als ideal. Einzelne Klassen mussten in den vergangenen Wochen tageweise zuhause bleiben "Insgesamt trifft uns die aktuelle Krankheitswelle, genauso wie andere Schulen auch, mit voller Wucht", berichtet auch Uwe Niedzballa, stellvertretender Schulleiter der Sekundarschule Königsbrügge. "Dies führt sowohl in der Schülerschaft als auch im Kollegium zu hohen Ausfällen, wie wir sie bisher noch nie erlebt haben und die nur schwer bis gar nicht mit den zur Verfügung stehenden Vertretungsressourcen aufgefangen werden können." Daher sei es in den vergangenen Wochen vorgekommen, dass einzelne Klassen an einzelnen Tagen zuhause bleiben mussten. Die Landespolitik habe aktuell die schwierige Situation an den Schulen erkannt, dazu jetzt ja auch das Handlungskonzept zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung vorgestellt. Die Schaffung zusätzlicher Stellen oder Personalressourcen in Form von nicht lehrendem Personal sei sicher sehr zu begrüßen und auch notwendig. Abzuwarten sei, wie die Umsetzung in der nahen Zukunft gelingen werde. "Ich wünsche mir, dass der Bereich der Bildung insgesamt, beginnend in den Kitas und Grundschulen, deutlich mehr in den Fokus genommen wird", ergänzt Niedzballa. Ein Handlungskonzept sei da ein guter erster Schritt, aber es müssten weitere folgen. Die Stadt Bielefeld beziehungsweise das Amt für Schule und das Bildungsbüro begleite, realisiere und initiiere eine Vielzahl von Projekten, Förderprogrammen und Kooperationen zur Unterstützung der Schulen und zur Verbesserung der Bildungschancen für Kinder und Jugendliche, heißt es auf Nachfrage zum Thema vom Amt für Schule. Förderprogramm: Stadt Bielefeld bekommt mehr als 4 Millionen Euro bewilligt Dazu gehöre auch die Umsetzung des Bundes- und Landes-Förderprogramms "Ankommen und Aufholen nach Corona" (AnC), das mit den Bausteinen Extra-Geld, Extra-Personal, Extra-Zeit und Extra-Blick "Kinder und Jugendliche als besonders vulnerable Gruppe in Bezug auf die Pandemiefolgen fördern und bei der Beseitigung von Lern- und Entwicklungsrückständen unterstützen" soll. 4.195.000 Euro habe Bielefeld da insgesamt seit August 2021 bis zum 31. Dezember bewilligt bekommen. Das Projekt solle auch in 2023 weitergeführt werden, konkrete Einzelheiten zur Fortführung lägen allerdings derzeit noch nicht vor. Für die Lehrkräfteversorgung sei das Land zuständig. Wenn auf Distanz- oder Hybridunterricht umgestellt werde, werde aber immer die Schulaufsicht informiert. Allen stehe MS-Teams zur Verfügung. In den vergangenen Tagen seien einzelne Klassen nicht in der Schule gewesen. "Komplette Schulschließungen gab es aber nicht", berichtet Annemarie Jockheck aus dem Amt für Schule. Aktuell (Stand 20. Dezember) seien aber alle Schulen im Präsenzunterricht.

Meistgelesen