Energie-Krise: Bielefelder Feuerwehr warnt jetzt vor skurrilen Heiz-Experimenten

Bielefeld. "Heizen ohne Heizung: Die fünf besten Ideen." Hitlisten dieser Art kursieren derzeit, die Suche nach alternativen Heizmethoden hat angesichts explodierender Energiekosten Hochkonjunktur. Doch einige Vorschläge können im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich werden, wie bei dem 50-jährigen, der in Bayern versucht hat, seine Wohnung mit dem Holzkohle-Grill warm zu kriegen. Ein Experiment, das sein Neffe fast mit dem Leben bezahlt hätte. Solche waghalsigen Experimente hat es in Bielefeld angesichts der Energiekrise noch nicht gegeben. Aber Oliver Eichstädt von der Feuerwehr Bielefeld hat die Folgen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung in seiner fast 30-jährigen Berufslaufbahn schon häufiger erlebt und warnt davor. Auch die viel gepriesenen Teelicht-Öfen sind aus seiner Sicht keine gute Idee. Der Brandamtmann stellt daher hier eine Hitliste vor, die dazu beitragen kann, die eigene Wohnung beim Energiesparen nicht abzufackeln. Grills und Heizpilze niemals in Gebäuden nutzen Alle gasbetriebenen Heizquellen, zu denen Oliver Eichstätt auch noch Baustellenstrahler zählt, verbrauchen Sauerstoff und produzieren bei nicht vollständiger Verbrennung Kohlenmonoxid (CO). Das Tückische ist, dass dieses Gift farb-, geruch- und geschmacklos ist, sich somit unbemerkt in der Wohnung verteilen kann. "Das geht ganz schnell", sagt Eichstädt. Erst werde man müde, dann bewusstlos, und im schlimmsten Fall führe es zum Tod. Bei dem Geburtstag einer 80-Jährigen, der aufgrund schlechten Wetters in eine Doppelgarage verlegt worden war, sei alles gut gegangen. Aber der Versuch, es dort bei geschlossenen Garagentoren schön muggelig zu machen, habe gleiche mehrere Geburtstagsgäste ins Krankenhaus gebracht, erinnert sich der Feuerwehrmann. "Beim Einsatz solcher Heizquellen braucht es immer auch eine ordentliche Sauerstoffzufuhr", mahnt das Mitglied der Abteilung Vorbeugender Brandschutz. Das gilt auch für den Fall, das Ethanol-Feuerstätten oder Camping-Kocher in der Wohnung genutzt werden. Wachsexplosionen bei Teelicht-Öfen "Ich kannte bis zur Energiekrise diese Teelicht-Öfen gar nicht", räumt Eichstädt ein. Die Terrakotta-Heizung wird aus einem Ton-Teller, einem Ton-Topf und einer Gewindestange hergestellt. Unter den schwebenden Ton-Topf kommen ein paar Teelichter, fertig ist die vermeintliche Mini-Heizung. Im Selbstversuch hat der Brandschutzexperte zu Hause ausprobiert, wie es wirkt. "Bei vier Teelichtern wird es im Umkreis warm, aber es ersetzt keine Heizung." Gefährlich werde es vor allem Dingen dann, wenn gemäß des Mottos "Viel hilft viel" mehr Teelichter druntergestellt werden. Da die Temperatur nicht nach oben, sondern nach unten entweicht, werde das Paraffin-Wachs schnell flüssig, und ab einer Temperatur von 250 bis 280 Grad entflamme sich das Wachs von selbst. "Da brennt dann die komplette Wachsfläche aller Teelichter", warnt Oliver Eichstädt. Und das Schlimmste sei dann - wie beim Fettbrand - dieses Feuer mit Wasser löschen zu wollen. "Es gibt eine Stichflamme, brennende Tropfen werden rausgeschleudert, und der Brand breitet sich aus", erklärt der Feuerwehrmann. Schwerste Verbrennungen am eigenen Leib könnten ebenfalls die Folge sein. Die Flammen müssen stattdessen mit einer Löschdecke erstickt oder mit einem für Flüssigkeitsbrände zugelassenen Feuerlöscher gelöscht werden. Gefahrenquelle Heizlüfter Oliver Eichstädt rät den Verbrauchern dazu, nur in Deutschland zugelassene Geräte zu verwenden. Hinweise dazu fänden sich auf dem Gerät, der Umverpackung und in der Bedienungsanleitung. Um Stromunfälle und Brände zu vermeiden, gelte es auch beim Betrieb der Heizlüfter einiges zu beachten. So sollte man immer einen Sicherheitsabstand zu Vorhängen, Möbeln oder anderen brennbaren Gegenständen einhalten. Auf den Geräten sollte auch nichts abgelegt werden, um einen Hitzestau zu vermeiden. Auch auf langflorigen Teppichen ist der Einsatz eher suboptimal. Und am besten hat man den Heizlüfter im Betriebsmodus im Blick. Wichtig ist nach den Worten des Feuerwehrmanns auch, nicht mehrere Heizlüfter an einer Mehrfachstecker-Leiste zu betreiben oder ihn in einer Steckerleister anzuschließen, wo bereits andere elektrische Geräte eingestöpselt sind. Insbesondere geringe Leitungsquerschnitte können rasch zu einer übermäßigen Erwärmung oder Überlastung des Kabels und damit zu einer erhöhten Brandgefahr führen. Alte Feuerstätten reaktivieren Omas Kachelofen ist schon lange nicht mehr in Betrieb, aber in Zeiten der Energiekrise könnte man den doch reaktivieren. Ja, kann man, sagt Oliver Eichstädt, aber nur mit Zustimmung des zuständigen Bezirksschornsteinfegers, damit die Betriebs- und Brandsicherheit gewährleistet ist. Kamin-, Kachelöfen, Kochherde oder Heizeinsätze sollten daher unter keinen Umständen in Eigenregie und ohne Prüfung zum Heizen genutzt werden. Was später verfeuert wird, sei auch nicht egal, so der Brandamtmann. Wenn gutes Brennholz vergriffen ist, sollte beispielsweise kein Sperrmüll, beschichtetes Holz oder Zeitungspapier verbrannt werden. Dabei entstehen auch gesundheitsbelastende Emissionen. Kerzen immer im Blick behalten Eine der häufigsten Ursachen für Wohnungsbrände in der Weihnachtszeit ist unsachgemäße Umgang mit Kerzen, vor allem jenen auf dem Adventskranz. Dieser sollte auf einer nicht brennbaren Unterlage stehen, die Kerzen sollten sicher stehen, nichts Brennbares in der Nähe sein, und Zugluft sollte vermieden werden. An Rauchmelder denken Oliver Eichstädt rät dringend zu diesen kleinen Lebensrettern. Wichtig sei, diese regelmäßig zu prüfen. "Wenn die Bürger sich sachgemäß verhalten, kommt die Feuerwehr nicht in die brenzlige Situation, Menschenleben retten zu müssen."

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