Sexismus-Vorfall an der Uni Bielefeld: Erstsemester sollen Frauen Klaps auf den Hintern geben

Bielefeld. Im Oktober steht an der Uni der Hochschulstart der Erstsemester im Fokus zahlreicher besonderer Aktionen. In der sogenannten Orientierungswoche sollen sich die Uni-Neulinge kennenlernen, sich auf dem Campus zurechtfinden, erste wissenschaftliche Inhalte erarbeiten, aber auch die Bielefelder Bar- und Kneipenlandschaft kennenlernen. Eines dieser Pub-Crawls (ein Kneipen-Wettstreit für Kleingruppen) geriet offenbar so aus dem Ruder, dass sich nun die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften (WiWi) an der Uni Bielefeld dafür offiziell entschuldigt hat. Der Grund für den peinlichen Seximus-Vorfall sind einige der Aufgaben, die die Organisatoren des Wettstreits ihren WiWi-Erstsemestern gestellt haben: &bdquo;Gebe 5 Frauen einen Klaps auf den Hintern“, heißt die Aufgabe für die männlichen Hochschulneulinge. &bdquo;Kneife 5 Männern in den Arsch“, lautet die Herausforderung für die weiblichen. Offenbar eine Art Mutprobe für die neuen Hochschüler. Für das Absolvieren dieser Aufgaben gibt es 3 Punkte für die Teilnehmer. Wer mit dem Barkeeper flirtet, erhält drei weitere Punkte, wer zusätzlich die Handynummer mitbringt, kann mit zwei Extrapunkten rechnen. Ein Kusskreis mit mindestens drei Personen bringt weitere 3 Punkte. "Die Gruppe mit den meisten Punkten gewinnt am Ende einen Preis", erklärt die Fachschaft in einer Stellungnahme. Funk meldet Seximus zum Bielefelder Uni-Start Wer in diesen Tagen abends in der Innenstadt unterwegs ist, wird die verschiedenen Gruppen junger Leute bereits mehrfach beobachtet haben. In zumeist feucht-fröhlicher Stimmung spielen sie miteinander oder gegeneinander mehr oder weniger nachvollziehbare Spielchen in und vor den Bielefelder Kneipen. Dabei handelt es sich um Erstsemester aller Fachrichtungen. Das ist manchmal etwas peinlich, oft fließt Alkohol. Doch diese speziellen Aufgaben der WiWi-Fachschaft haben dabei eine rote Linie überschritten. Funk, der junge Sender der öffentlichen-rechtlichen TV-Anstalten, zeigt am Dienstagabend dazu unter der Überschrift "Sexismus zum Uni-Start" ein Foto von dem strittigen Aufgabenzettel auf Instagram. Das Foto stammt demnach vom Campusradio Hertz 87.9, das den kritisierten Aufgabenkatalog offenbar zuerst veröffentlicht hatte. Die Funk-Redakteure ziehen einen Vergleich zu einem ähnlichen Skandal an einer Uni in Madrid. Dort hatten Studenten eines katholischen Männerwohnheim die Studentinnen des gegenüber gelegenen Frauenwohnheims auf "verabscheuungswürdige" Weise sexuell beschimpft und beleidigt, zitiert die Tagesschau den Universitätsminister Spaniens. Ältere Semester erinnern an Kleiderketten, andere kritisieren Rechtschreibung Für die Ministerebene reicht der Aufschrei in Bielefeld nicht. Dennoch kritisiert eine Funk-Leserin die gestellten Aufgaben unter anderem als "Aufruf zur sexuellen Belästigung". Nach zwei Stunden sind mehr als 250 Kommentare auf Funk zu finden. Andere Kommentatoren halten den Begriff Sexismus in dem Fall für ungeeignet, weil ja keine Diskriminierung nur eines Geschlechts festzustellen sei. Wieder andere konzentrierten sich - wie immer in den sozialen Medien - auf die zahlreichen Rechtschreibfehler, die in der Tat auf dem Aufgabenzettel zu finden sind. Ältere Semester erinnerten derweil an ihre Orientierungswoche damals, als noch "Kleiderketten" als peinlichster Höhepunkt auf dem Campus üblich waren. Dabei geht es den Gruppen darum, so viele Kleidungsstücke wie möglich aneinanderzubinden. Weil beide Gruppen gewinnen wollen, werden die Teilnehmer immer nackter und die Ketten immer länger. Je nach Alkoholgrad standen manche Erstsemester am Ende nur noch in der Unterbuxe oder noch weniger auf dem Campus. Bielefelder Fachschaft bittet die Betroffenen um Verzeihung Die Fachschaft der Wirtschaftswissenschaften, die ihre Orientierungswochen seit vielen Jahren ehrenamtlich organisiert, reagiert auf den Vorfall vom 10. Oktober mit einer unmissverständlichen Entschuldigung: &bdquo;In der abgelaufenen Orientierungswoche befanden sich beim Pub-Crawl Aufgaben, die den Werten der Fachschaft in jeder Form widerstreben. Sexualisierte Gewalt gegenüber Personen jeglichen Geschlechts ist auf das Schärfste zu verurteilen und wird von der Fachschaft in deutlichster Form abgelehnt“, heißt es in einer Mitteilung, die auf der Webseite der Fachschaft zu finden ist. &bdquo;Wir bedauern sehr, dass in Form des Zettels Druck ausgeübt wurde und bitten bei den Betroffenen um Verzeihung.“ In der Mitteilung wird zudem angekündigt, die Verantwortlichen zur Rede zu stellen und Maßnahmen zu treffen, um solche Vorfälle künftig zu verhindern. Dazu soll künftig der Austausch untereinander und die Prüfung der einzelnen Aktionen der Orientierungswoche verbessert werden. "Als Fachschaft übernehmen wir für die Vorkommnisse volle Verantwortung und bitten in aller Form um Entschuldigung. Den betroffenen Personen stehen wir selbstverständlich jederzeit zur Verfügung und wollen sie aktiv in die Aufarbeitung mit einbeziehen", heißt es abschließend.

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