
Bielefeld. Die Morgenbreede sowie die Straße Konsequenz sollen in den kommenden Jahren weiter zum Mittelpunkt der neuen Medizinfakultät der Universität Bielefeld werden. Neben den bereits bestehenden Gebäuden für die angehenden Ärzte kommen noch vier weitere Bauten hinzu. Das sagte jetzt Professor Sven Thoms, Bio-Chemiker und Prodekan der Medizinischen Fakultät, während eines Pressegesprächs zum Semesterbeginn.
Im Laufe der kommenden Jahre – bis 2025, so lautet der Plan, soll die Medizinfakultät auf 300 Studentinnen und Studenten anwachsen. Im Moment gibt es 60 Studienplätze pro Jahrgang, auf diese bewarben sich 2022 mehr als 15.000 Interessierte.

Für den ersten Jahrgang 2021, als sich Holly Moser und Justin Kock für das Studium bewarben, waren es mehr als 26.000 Bewerber. „Bei dem Auswahlverfahren spielt nicht nur der Numerus clausus (N.c.) eine Rolle, sondern auch ein Vortest, die Ausbildung sowie Vorkenntnisse“, sagt Prodekan Thoms.
Aktuell stehen auf der südlichen Seite der Morgenbreede die zwei Gebäude R1 und R2 für die Medizin bereit. Der Neubau mit Büros und 45 Laboren soll im kommenden Monat eröffnet werden. Weitere Gebäude sind bereits in Planung, etwa für Anatomie und Tierversuche.
"Man ist nicht einfach eine Nummer"
Im Vergleich zu anderen Hochschulen habe Bielefeld den Vorteil, dass der Medizinstudiengang noch recht klein und überschaubar sei, berichten die Studierenden. „Man ist nicht einfach eine Nummer. Ich bin froh, dass es bei meiner Wahl Bielefeld geworden ist“, sagt Holly Moser, die für das Studium aus München nach Ostwestfalen zog.
Sie hatte sich bei insgesamt 39 Universitäten in Deutschland beworben. So auch Justin Kock, der als Erstwunsch Bielefeld angegeben hatte. „Bewusst“, wie er betont: „Hier kann ich den Bachelor in interdisziplinären Medizinwissenschaften machen. Das geht sonst nur im Greifswald.“
Studenten werden gefördert, damit sie in der Region bleiben
In Anbetracht des Ärztemangels in Ostwestfalen-Lippe – gerade im ländlichen Bereich – setzt der Förderverein „MED OWL“ für die Medizinfakultät darauf, dass die Studierenden ihren Lebensmittelpunkt in der Region finden und hier später praktizieren. Dies versucht die Organisation, deren Mitglieder die Kreise und Kliniken aus Ostwestfalen-Lippe sind, durch Aktionen umzusetzen.
Es werden Willkommenspakete und Programme an die Studierenden vergeben, Studienbegleitprogramme sowie Mobilitätsförderung und Stipendienpakete angeboten. „Wir sprechen da von einem Klebeeffekt. Die ländliche Region ist oftmals nicht attraktiv, aber frühes Heranführen ändert das“, sagt Manfred Müller, Vorstandsmitglied des Fördervereins. Das Programm zeigt anscheinend Wirkung. Für gewöhnlich brechen 14 Prozent der Medizinstudierenden ihr Studium ab, in Bielefeld liege die Quote bei nur 10 Prozent, heißt es vom Förderverein.