Überraschend: Die Uni ist der Hauptmieter im neuen H1-Hochhaus in Bielefeld

Bielefeld. Es ist Bielefelds Top-Büro-Adresse, und die Uni wird künftig ihr Hauptnutzer sein. In das H1-Hochhaus am Kesselbrink werden im Herbst kommenden Jahres drei Ambulanzen des neuen Psychotherapie-Studiengangs der Hochschule einziehen. Dazu hat die Uni mit der Goldbeck-Gruppe, die das ehemalige Telekom-Hochhaus aktuell saniert, einen Mietvertrag über sechs Etagen abgeschlossen. Zur Miethöhe wurden keine Angaben gemacht. Der Abteilung Psychologie der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft wird im H1 eine Gesamtfläche von 3.662 Quadratmetern vom vierten bis zum neunten Obergeschoss zur Verfügung stehen. Als Nutzfläche bleiben davon 2.330 Quadratmeter. Darauf sollen 39 Büros, 38 Therapieplätze und studentische Arbeitsplätze entstehen. Geplant sind außerdem Wartebereiche für Patienten, Elektroenzephalografie-Labore zur Messung von Hirnströmen und weitere Technikräume. Voraussichtlich im Mai 2023 können die Flächen übergeben werden. Den Innenausbau übernimmt die Uni im Anschluss selbst. Zum Start des Wintersemesters 2023/24 soll alles fertig sein. &bdquo;Dann gehen die Studierenden in die praktische Ausbildung“, sagt Frank Neuner, Professor für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Uni Bielefeld. Er gehört zu dem Team, das den neuen Studiengang entwickelt hat. Jedes Jahr 90 Studienplätze Der Masterstudiengang bietet im Endausbau ab dem Wintersemester 2025/26 jährlich Platz für 90 angehende Psychotherapeuten. Die absolvieren den praktischen Teil ihrer Ausbildung an Kliniken, also im stationären Bereich, und in der ambulanten Behandlung. Dafür werden die Räume im H1 benötigt. Die Studierenden müssen während des Masterstudiums insgesamt 270 Lehrtherapien mit zahlreichen Einzelterminen nachweisen. Dabei gibt es in der Regel eine Eins-zu-eins-Betreuung. Ein Lehrender ist immer dabei, wenn Studentinnen und Studenten einen Patienten behandeln. Und weil Therapiesitzungen &bdquo;nicht im Großraumbüro“ (Neuner) abgehalten werden können, sei der Flächenbedarf groß. Zentrale Lage auch gut für die Patienten Auch bisher gibt es schon psychotherapeutische Ambulanzen an der Uni. Die sind aber in beengten Containern an der Morgenbreede untergebracht. &bdquo;Das reicht bei Weitem nicht mehr aus“, sagt Neuner. Der Standort in der Innenstadt sei dagegen ideal. Auch für die Patienten, die aus der ganzen Region zur Behandlung dorthin kommen werden. Da es sich um ein Gebäude handele, das gerade saniert werde, könne es ganz nach den Bedürfnissen der Uni ausgestattet werden. Seit vielen Jahren fehlt es an Psychotherapeuten. Einen Mangel gibt es vor allem auch im Bereich Klinische Neuropsychologie, also bei der Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen nach einer Schädigung des Gehirns, etwa durch einen Schlaganfall oder einen Unfall, und im Kinder- und Jugendbereich. &bdquo;Hier werden wir Schwerpunkte setzen“, sagt Uni-Rektor Gerhard Sagerer. &bdquo;Im Bachelor- und in den Masterstudiengängen werden die Kapazitäten ausgebaut“, kündigt Elke Wild, Dekanin der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft, an. Die Zahl der Psychologie-Studierenden wird von derzeit 870 auf 1.110 in drei Jahren steigen. Fünf Stockwerke nutzt Goldbeck selbst Mitte des Monats hatte die Firma Goldbeck mitgeteilt, fünf Etagen des 18-stöckigen H1-Hochhauses selbst nutzen zu wollen. Zusammen mit dem Anker-Mieter Universität wären dann elf Stockwerke des markanten Gebäudes vergeben. In den unteren Etagen sollen auch kleinere Einheiten bis zu einer Größe von 210 Quadratmetern vermietet werden, darüber soll es nur eine etagenweise Nutzung geben. Das zum Komplex gehörende Parkhaus wird abgerissen und – wie berichtet – durch einen Neubau ersetzt. Der Neubau soll wie sein Vorgänger über einen unterirdischen Gang mit dem Hochhaus verbunden bleiben. Die oberirdische Brücke über die Kavalleriestraße wird dagegen abgerissen.

Meistgelesen