Bielefelder braut in seiner Scheune 15 Biersorten

Bielefeld. Was wächst denn hier? Die weißen, fünf Meter hohen Pflanzstangen hinter dem alten Kötterhaus an der Deppendorferstraße in Dornberg fallen auf. Hopfen, 14 verschiedene Sorten sind das. Vor ein paar Jahren hat Carsten Weymann mit dem Anbau begonnen, ihn nach und nach professionalisiert. Jetzt hat der 50-Jährige an seinem Wohnhaus eine kleine Brauerei eröffnet: "Hopfenfreund". Weymann ist gelernter Kaufmann, arbeitet selbstständig als Feng-Shui-Berater und hat noch eine Ausbildung zum Braumeister gemacht. Auch Äpfel, Birnen, Pflaumen, Brombeeren, Kiwis, Feigen, Walnüsse und Sanddorn wachsen auf seinem rund 4.000 Quadratmeter großen Grundstück. Aber der Hopfen und die Braukunst sind Weymanns Leidenschaft. Mit einer kleinen Experimentierfläche habe "eher aus Jux" vor einigen Jahren alles angefangen, berichtet er. "Ich wollte schauen, wie die Sorten unter den hiesigen Bedingungen gedeihen." Dabei setzt er auf Unterstützung aus der Natur, setzt statt chemischer Wirkstoffe gegen Schädlinge Sonnenblumen und Blühstreifen ein, Lebensraum für Insekten. Die wiederum fressen die Hopfen-Feinde, Marienkäfer seien die schlimmsten. Mittlerweile gedeihen 14 unterschiedlich Sorten - alte und neue - im Hopfengarten hinterm Haus. Dolden für das Dornberger Bier werden per Hand gezupft Bisher sei es eher ein Nachbarschaftsprojekt gewesen, sagt Weymann, der zusammen mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn auf dem kleinen Hof lebt. Es sei Karma gewesen, dass er dieses Fleckchen Erde vor sieben Jahren habe erwerben können. "Es stand zum Verkauf, aber den angesetzten Preis hätten wir so nicht zahlen können", berichtet Weymann. Dennoch habe sich die damalige Besitzerin, eine alte Dame, für sie entschieden. Die Dolden für das Dornberger Bier werden per Hand gezupft. Da helfe immer die ganze Nachbarschaft. Zum krönenden Abschluss werde eine Art Erntefest gefeiert, inklusive Bierprobe und Wahl der Dornberger Hopfenkönigin. Mit der Brauereieröffnung sollen jetzt auch andere in den Genuss kommen. Jeden Samstag von 11 bis 15 Uhr ist der Verkauf in Weymanns Scheune geöffnet. Am Eröffnungstag am 5. August sei alles ziemlich schnell ausverkauft gewesen. Jetzt werde immer frisch nachproduziert. Im ehemaligen Schweine- und Hühnerstall werden die Biere in 200- bis 300-Liter-Kesseln gebraut Der handgeerntete Hopfen werde einige Tage getrocknet, dann direkt im Braukessel verarbeitet oder tiefgefroren. Die Rezepte für seine Biere in Bio-Qualität, wie das "Altbayrische dunkel", das laut Etikett nach Schoko- und Karamellaromen schmeckt und eine leicht florale Maiglöckchen-Note hat, oder das "Old School", aus der Hopfensorte "Perle", das nach Birne und Zitrone schmeckt, mit eine Kräuternote von Majoran und Pfeffer, schreibt Weymann selbst. Im ehemaligen Schweine- und Hühnerstall werden die Biere in 200- bis 300-Liter-Kesseln gebraut und direkt in braune 0,75 Lite-Flaschen abgefüllt. Dank der Flaschengärung, wie man sie von Weinen kennt, könne man eine angebrochene Flasche wieder verschließen und für die nächsten Tage in den Kühlschrank stellen, ohne dass das Bier schal werde. Kühlen, das sei auch ein wichtiger Bestandteil in seinem Produktionsprozess, berichtet Weymann. Der Energieverbrauch seiner Geräte halte sich bei konstanter Temperatur bei etwa einem Grad glücklicherweise im Rahmen. Vor vier, kein Bier: Den Spruch würden viele kennen. Wenige aber würden wissen, wie Bier produziert wird. Da gebe es auch große Unterschiede, die man auch schmecke. Den Dornbergern und Bielefeldern zu zeigen, "wo das Dornberger Bier wächst" und zu erleben, wie es entsteht, ist Weymanns ein Anliegen. "Jetzt im September wird es Gelegenheit geben, an der Hopfenernte teilzuhaben, gemeinsam Hopfen zu zupfen und dabei unsere Biere zu kosten", kündigt er an. Der Termin werde auf der Hopfenfreund-Homepage kurzfristig bekannt gegeben, sobald die Dolden erntereif sind. Er sehe sich nicht als Konkurrenz zur ebenfalls noch recht jungen, aber deutlich größeren Bielefelder Braumanufaktur mit ihrem Flutlichtbier, sondern als kleine, besondere Mikrobrauerei mit eigenem Hopfenanbau im Stadtteil.

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