Bielefeld Abriss am Kesselbrink steht kurz bevor - Händler stehen vor dem Nichts

Bielefeld. Das Parkhaus neben dem H1-Hochhaus am Kesselbrink wird nicht saniert, sondern steht kurz vor dem Abriss. Wie das Bielefelder Bauunternehmen Goldbeck auf Anfrage bestätigte, ist der Abbruchantrag bei der Stadt eingereicht. Die langjährigen Mieter im Erdgeschoss des Gebäudes haben die Kündigung erhalten und müssen bis zum 31. August raus sein. Für viele der Händler geht es nach Jahrzehnten am Kesselbrink nun um die berufliche Existenz. Eine Chance auf eine Rückkehr nach dem Neubau haben sie nicht. Als Eigentümer des H1 habe sich Goldbeck &bdquo;die Revitalisierung des stadtbildprägenden Hochhauses und benachbarten Parkhauses zum Ziel gesetzt“, heißt es auf Anfrage von einem Pressesprecher des Bielefelder Bauunternehmens zu den Plänen nach dem Abriss. Fragen zum Neubau oder möglichen Ladenflächen an derselben Stelle, blockt das Unternehmen ab. Auch dass am Kesselbrink wieder ein Parkhaus-Gebäude entstehen wird, will man so nicht mehr bestätigen. In der Vergangenheit hatte es geheißen, dass mehrere Hundert Stellplätze unter anderem für die Hochhaus-Mieter an dieser Stelle benötigt würden. Das älteste Geschäft muss nach 30 Jahren Abschied nehmen &bdquo;Uns hat man jedenfalls gesagt, dass es in Zukunft keine Möglichkeit geben wird, wieder einzuziehen“, heißt es von betroffenen Händlern. Viele von ihnen stehen, wenn die Abbruchbagger am Kesselbrink anrollen, vor dem Nichts. Der Friseursalon von Angela Bottemöller wird nach 30 Jahren Geschichte sein. Der Asia-Markt nebenan war fast 25 Jahre lang eine feste Größe am &bdquo;Kessel“, der Can-Supermarkt 17 Jahre, das Urfa-Restaurant rund zwölf Jahre. Den Geschäftsleuten ist der Schock noch im Gesicht abzulesen, darüber, dass für sie nun Schluss ist am Kesselbrink. Der Abriss kommt zwar mit Ankündigung, aber dennoch plötzlich: Erst Ende Mai sei die schriftliche Kündigung eingegangen. &bdquo;Wir waren dumm, dass wir die neuen Verträge mit nur drei Monaten Kündigungsfrist unterschrieben haben, als die Langzeitverträge ausliefen“, sagt Bottemöller. Aber was hätten sie für eine Wahl gehabt? Erst kam die Kündigung, dann folgte Brandstiftung Seit Jahresanfang sei klar gewesen, dass sie alle für die Parkhaus-Sanierung irgendwann raus mussten, so die Friseur-Chefin. Goldbeck teilt mit, man habe &bdquo;im unregelmäßigen Austausch mit den Mieterinnen und Mietern der Ladenlokale“ gestanden. Doch jetzt läuft den Händlern die Zeit davon. Viele suchen bereits seit Monaten erfolglos nach neuen Geschäftsräumen. Nun wissen sie nicht, wie sie ihre Angestellten ab September weiter bezahlen sollen. So geht es auch Bottemöller. Der 57-Jährigen stehen die Tränen in den Augen. Sie hat seit 1992 fünf, sechs Vermieterwechsel im Kesselbrink-Parkhaus erlebt. Damals habe es nebenan noch einen Schlecker und ein Reisebüro gegeben. Viel habe sich verändert, aber irgendwie sei es immer weitergegangen. &bdquo;Jetzt bin ich ratlos. Zuerst hatte ich die Hoffnung, hier in der Ecke wieder etwas zu finden.“ Die hat sie aufgegeben und sucht nun &bdquo;händeringend“ einen kleinen Salon außerhalb oder Möglichkeiten zur Stuhlmiete. &bdquo;Jedes Angebot ist willkommen.“ Im türkischen Can-Supermarkt an der Kavalleriestraße fragt sich Sardar Mezgalhaji, wie er seine Mitarbeiter weiter bezahlen und seine Waren noch loswerden soll. Einen neuen Standort hat auch er nicht in Aussicht. Ein Ladengeschäft mit etwa 150 Quadratmetern suche er. &bdquo;Die Nähe zum Wochenmarkt war für uns sehr, sehr wichtig. Wir haben hier viele Stammkunden. Aber wo sollen wir in der Nähe ein Geschäft finden?“ Ende Juni hatte der Familienbetrieb einen weiteren Schlag zu verkraften: Nach Brandstiftung griff ein Feuer von Paletten vor der Tür auf die Fassade über, ein Fenster zersprang, Waren wurden beschädigt. &bdquo;Wir wissen nicht, was wir machen sollen. Wir sind sprachlos.“ Der beliebte Asia-Markt zieht um an den Niederwall Die Händler hätten versucht, mit Goldbeck zu verhandeln, eine Verlängerung bis zum Jahresende zu bekommen, sagt Inhaber Ismail vom Restaurant &bdquo;Urfa Kebab“ an der Ecke, das nach zwölf Jahren ebenfalls ohne Perspektive dichtmachen muss. Ohne Erfolg. &bdquo; Eigentlich lief es super für uns hier am Kesselbrink.“ Traurig ist auch Tran Nguyen vom alteingesessenen Asia-Markt: &bdquo;Aber wir haben Glück gehabt und ein neues Ladengeschäft am Niederwall/ Ecke Marktstraße gefunden. Das ist nur eine Gehminute von der Stadtbahnhaltestelle Rathaus entfernt.“ Doch der Kesselbrink-Markt als Anzugspunkt werde auch ihr fehlen. Nguyen hofft, dass ihr die Stammkunden nach dem Umzug am 27. August treu bleiben. Der Kommentar zum Thema:Goldbecks Großprojekt ist eine Chance für Bielefelds Kesselbrink

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