Schlaglöcher ohne Ende: Das sind die kaputtesten Straßen Bielefelds

Bielefeld. Viele kleinen Straßen stadtweit ähneln inzwischen einer Huckelpiste, auf der Auto- und Radfahrer durch Schlaglöcher und verschieden hohe Asphaltflicken durchgeschüttelt werden. Auch auf größeren, stark befahrenen Verbindungen wie Osning- oder August-Bebel-Straße bröckelt der Asphalt. In Brackwede wollen die Bezirkspolitiker das nun nicht länger mitansehen - und den Verkehr und damit die Belastung der maroden Fahrbahnen einschränken. Der Stadtteil steht mit seinen Problemen nicht allein dar. Brackweder Verkehr durch Poller reduzieren Sie heißen Mauseteich, Im Südfeld, Düsseldorfer, Rostocker oder Beckumer Straße: Brackwede ist reich an provisorisch geflickten Strecken mit immer neuen Schlaglöchern. "Wenn die Stadt nicht in der Lage ist, die Straßen in einen optimalen Zustand zu versetzen, müssen wir den Verkehr rausnehmen", fordert CDU-Bezirkspolitiker Carsten Krumhöfner. Die Bezirksvertreter beauftragen in ihrer jüngsten Sitzung die Verwaltung, zu überprüfen wie das zu erzielen sei. "Schilder bringen wenig", meint Krumhöfner, Abpollern oder Umfahrungen seien besser und auch zumutbar. Sanierungs- und Reparaturstau in der ganzen Stadt Brackwede ist kein Einzelfall. Überall in der Stadt kritisieren Bürger den schlechten Zustand des Verkehrsnetzes. Doch die Problematik ist komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint - die Misere liegt nicht nur an Geld und fehlenden Personalressourcen, wie der stellvertretende Leiter des städtischen Amts für Verkehr, Dirk Vahrson, erläutert.Er beziffert den aktuellen Sanierungs- und Reparaturstau auf rund 270 Millionen Euro - etwa 40 Millionen Euro mehr als noch vor zwei Jahren. Auch die Zahl der Schlaglöcher steigt seit Jahren: Im 2020 waren es laut Vahrson 494, vor einem Jahr 523 und in diesem Winter 595. Großprojekte verschlingen viel Geld Gleichzeitig investiert die Stadt mehr in das Straßennetz: Dieses Jahr sind es 40 Millionen Euro, nächstes Jahr sind 43 Millionen vorgesehen, 2024 sogar noch deutlich mehr. All das fließt gleichwohl nicht nur in den Erhalt, auch die politisch beschlossene Verkehrswende wird damit finanziert.Viel Geld verschlingen zudem Großprojekte wie aktuell der Jahnplatz - der im Sommer fertig sein soll - oder die Grundsanierung des Senner Hellwegs im vergangenen Jahr. Nun sind die Sender und die Grafenheider Straße dran, mit Letzterer ist im vergangenen Herbst schon begonnen worden. Erneuerung der Hauptstraße Darüber hinaus stehen die Verlängerung der Stadtbahnlinie 4 und der Ausbau der Jöllenbecker Straße, die vamostauglich werden soll, auf der städtischen Aufgabenliste. Vahrson: "Das beschäftigt uns auch schon." Dazu kommt die Brackweder Hauptstraße; dort soll im April mit dem Verlegen von Leitungen begonnen werden. 2023 folgt die Hauptphase. Insgesamt sind 20 Monate angesetzt - Querschnitt, Bahngleise, Decke, drei Hochbahnsteige, alles wird erneuert. Vielschichtige Grunderneuerung Das gibt eine Vorstellung davon, wie vielschichtig eine Grunderneuerung ist. Schon für die Planungen (nach heute gültigen Maßstäben) wird viel personeller Input gebraucht, sind zahlreiche Absprachen nötig mit Fachleuten, die für Kanäle, Wasser, Strom oder Telekommunikation zuständig sind. Vahrson: "Wir sind ja nicht allein auf der Welt." Ebenfalls zu bedenken: Eine solche grundlegende Maßnahme trifft bei den dort wohnenden Menschen wegen der Anliegerbeiträge und der oft langen Sperrungen meist auf wenig Begeisterung. Einfache Deckensanierungen immer häufiger "schlicht unmöglich" Bei einfachen Deckensanierungen dagegen, bei denen nur die oberste Schicht rund vier Zentimeter abgefräst und erneuert wird, ist die Stadt inzwischen an die Grenze des Machbaren gestoßen. Für so einen vergleichsweise preiswerten und schnellen "Reparatur-Schnellschuss" eignet sich nicht jede Straße im insgesamt rund 1.200 Kilometer betragenden Bielefelder Verkehrsnetz.Bei älteren Straßen aus den 1950er oder 1960er Jahren, dazu gehören auch die Brackweder, sei das schlicht unmöglich, sagt der Verkehrsexperte. Denn dort gebe es statt eines tragfähigen Unterbaus wie bei neueren Strecken im besten Fall eine teergetränkte Schotterdecke oder Pflastersteine. "Wenn man da einfach neuen Asphalt drüberzieht, dann brechen die Risse und Löcher schnell wieder durch." "1.000 Liter Diesel am Tag" Also werden nun - wie im Übrigen das ganze Jahr über - einmal mehr Löcher gestopft, wird Splitt verteilt oder auch mal ein einige Meter langes Deckenstück erneuert. Vahrson plagt derweil schon eine neue Sorge: die steil steigenden Preise."Bei einem Maschineneinsatz kommen schnell mal 1.000 Liter Diesel am Tag zusammen." Auch die Materialkosten wachsen. Vahrson: "Man weiß nicht, wo das noch enden wird. Da ist viel in Bewegung."

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