Bielefeld (cpa). Russland greift die Ukraine an - das macht viele Menschen fassungslos. Auch Pit Clausen. Der Oberbürgermeister meldet sich mit scharfer Kritik am Donnerstag zu Wort. Er kündigt eine besondere Aktion an. Und auch die Kirchen reagieren sofort.
Clausen sagt: „Ich bin entsetzt und bedrückt über den Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine. Russland verletzt die Grundregeln der internationalen Gemeinschaft. Russland löst Leid und Elend für viele Menschen aus. Wir können hier in Bielefeld nicht das Weltgeschehen ändern. Aber wir können unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine ausdrücken. Deshalb wird heute Abend die Sparrenburg gelb-blau leuchten – in den Landesfarben der Ukraine."
Demo am Freitag in der Bielefelder Innenstadt
Die vier großen Jugendorganisationen der Bielefelder Parteien rufen unterdessen zusammen zu der Kundgebung "Solidarität mit der Ukraine" am Freitag um 16 Uhr auf dem Rathausplatz auf.
In einer gemeinsamen Mitteilung schrieben Jusos, Grüne Jugend, Junge Liberale und Junge Union bereits am Mittwoch: "Mit großer Sorge verurteilen wir Bielefelder Jugendorganisationen die Anerkennung der Separatistengebiete und der Ankündigung des Truppeneinmarsches in diese", hieß es am Donnerstag in der Ankündigung.
"Dadurch hat Wladimir Putin den Weg der Eskalation unmissverständlich gewählt. Wir verurteilen dieses völkerrechtswidrige Vorgehen scharf und stehen solidarisch an der Seite der Ukraine. Wir fordern Russland auf, die Integrität der europäischen Grenzen zu achten und an den Verhandlungstisch zurückzukehren."
Parteien tun sich für die Demo zusammen
Die Nachwuchspolitiker rufen in ihrer Mitteilung dazu auf, laut zu werden für Solidarität mit der Ukraine und Frieden in Europa. Bei der Demonstration soll es einen Redebeitrag aus den Reihen der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft geben.
"Die Zivilbevölkerung darf nicht weiter unter dem Konflikt leiden! Weitere Eskalationen müssen verhindert und beendet werden", sagt Katharina Kotulla, Vorsitzende Junge Union Bielefeld. „Als junge Generation ist es unsere Verantwortung, den Frieden in Europa zu bewahren und Krieg zu verhindern", so Jannik Meyer, Vorsitzender der Bielefelder Jusos.
„Für uns ist und bleibt Frieden das wertvollste Gut", heißt es von Friederike Wietschel, Sprecherin der Grünen Jugend in Bielefeld. Leo Knauf, Vorsitzender der Jungen Liberalen sagt: „Diese Grenzüberschreitung Russlands können wir nicht hinnehmen."
Annette Kurschus ist erschüttert und kündigt Friedensgebete an
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, verurteilt die Angriffe auf die Ukraine und drückt ihr Mitgefühl für die Menschen aus, die um Leib und Leben fürchten. Am Donnerstag um 18 Uhr wird sie in der Altstädter Nicolaikirche in Bielefeld für den Frieden beten und ruft die Gemeinden in der Ev. Kirche von Westfalen auf, ebenfalls um 18 Uhr zu Friedensgebeten einzuladen.
Kurschus sagt: „Erschüttert und sprachlos stehen wir vor den Angriffen auf die Ukraine. Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Menschen die nun um Leib und Leben fürchten und die erleben, wie Leid und Tod in ihre Städte und Dörfer einziehen.Grenzen zwischen Ländern werden verschoben, die Souveränität von Nationen wird missachtet, Völkerrecht wird gebrochen und der Friede auf unserem Kontinent aufs Spiel gesetzt.
Kurschus ordnet das Geschehen historisch ein
Drohungen mit militärischer Übermacht und die willkürliche und gewaltsame Verschiebung vertraglicher anerkannter Grenzen haben im 20. Jahrhundert unsägliches Leid auch und gerade über die Völker in Mittel- und Osteuropa gebracht, das auch und gerade von Deutschland ausging.Wir sind gewiss: Sie können keine Mittel internationaler Politik sein und dürfen es nie wieder werden.
Zur Angst vor weiterer militärischer Eskalation und sich ausbreitendem Krieg und zu unserem Mitgefühl mit den Menschen in den umstrittenen Gebieten tritt die Sorge um die Grundlagen des Miteinanders der Völker in Europa und um die internationale Ordnung, wie sie sich zwischen den Staaten seit dem friedlichen Ende des kalten Krieges entwickelt hat. Wir sind überzeugt: Waffengewalt werden Leid und Unrecht nur vergrößern.
Auch jetzt darf das diplomatische Gespräch mit Russland nicht abreißen. Unsere Kirchen und Gemeinden werden über unsere ökumenischen Beziehungen weiter den Kontakt mit unseren Brüdern und Schwestern in Osteuropa halten. Die Kraft und der Wille zum Frieden muss nicht nur bei den Regierenden wachsen; es ist wichtig, dass sie auch bei denen gefördert wird, die regiert werden."
Kirchenglocken läuten ab 17.50 Uhr - Friedensgebet ab 18 Uhr
Pfarrer und Pressesprecher Uwe Moggert-Seils vom Evangelischen Kirchenkreis kündigt unterdessen bereits an: "Aufgrund der dramatischen Entwicklung in der Ukraine laden alle evangelischen und katholischen Kirchengemeinden für heute Abend um 18 Uhr ein. Zuvor sind die Gemeinden gebeten, mit Glockenläuten ab 17.50 Uhr zu den Friedensgebeten einzuladen."
Weiter heißt es: "Das zentrale Friedensgebet in Bielefeld findet in der Altstädter Nicolaikirche um 18 Uhr mit Präses Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, und dem Bielefelder Superintendenten Christian Bald statt. Weitere Infos, in welchen Bielefelder Gemeinden weitere Friedensgebete stattfinden, werden auf der Homepage des Kirchenkreises unter www.kirche-bielefeld.de laufend aktualisiert."