Unwetter Warum die Bielefelder Innenstadt bei Sturm oft besser geschützt ist

Bielefeld. Die Warnungen waren deutlich und die Aussichten äußerst stürmisch: Orkantief Ylenia sollte weite Teile Norddeutschlands und damit auch Bielefeld in der Nacht zum Donnerstag und vor allem dann am frühen Morgen kräftig durchpusten. Doch die Feuerwehr, die sich aufs Schlimmste vorbereitet hatte, musste dann nur vergleichsweise selten ausrücken. Abgesehen von kleineren Schäden war Ylenia in weiten Teilen der Stadt zwar stürmisch, letztlich aber weitestgehend harmlos.Die Meldungen vor Zeynep zwei Tage später klangen sehr ähnlich – und die Bielefelder Feuerwehr geriet mit rund 200 Einsätzen ins Rotieren. Der große Unterschied zwischen den beiden Stürmen war nicht nur der Anfangsbuchstabe, sondern auch die Windrichtung. Denn dadurch kam zumindest bei Ylenia der natürliche Sturm-Schutzschild der Bielefelder Innenstadt zum Einsatz: Der Teutoburger Wald. Der sich quer durch die Stadt ziehende Höhenzug hat sich durch seine Ausrichtung von Nordwest nach Südost wie ein Schutzschild gegen den sich mit hoher Geschwindigkeit von Südwest nähernden Sturm gestemmt. &bdquo;In so einem Fall ist dann die eine Seite des Hangs dem Wind stärker ausgesetzt, auf der abgewandten Seite können das dann aber durchaus eine oder zwei Windstärken weniger sein“, erläutert Diplommeteorologe Friedrich Föst. Entsprechend wurden die Windböen am Donnerstagmorgen stellenweise von 120 auf 90 Kilometer pro Stunde abgebremst. Je nach Richtung des Windes kann dieser Effekt noch mehrere Kilometer vom Hang entfernt spürbar sein – in Bielefeld also im Idealfall in weiten Teilen der Innenstadt."In Sicherheit sollte man sich nicht wiegen" Der aus Lübbecke stammende Wetterexperte kennt das Phänomen von windgeschützten Bereichen selbst vom Höhenzug vor seiner eigenen Haustür: Dem Wiehengebirge. &bdquo;Da kann ich dann hören, wie die Sturmböen in 200 Metern Entfernung mit Kraft durchsausen und sehe, wie sich die Bäume biegen. Und bei mir bewegen sich gerade einmal ein paar Äste.“ In Sicherheit sollte man sich trotz des natürlichen Windschutzes aber keineswegs wiegen. &bdquo;Bei Windgeschwindigkeiten von 90 Kilometern pro Stunde reden wir noch immer von Sturmböen“, sagt Föst.&bdquo;Es ist dann ja nicht auf einmal windstill.“ Besonders am Kamm des Teuto kann es durch die dort herrschenden Höhenwinde noch einmal besonders kritisch werden. Und zu allem Überfluss kann sich der schützende Effekt des Mittelgebirges in Luft auflösen, wenn sich die Windrichtung ändert. Zeynep machte sich erst gar nicht die Mühe: Das von den britischen Inseln nach Norddeutschland ziehende Sturmtief kam hauptsächlich aus westlicher Richtung – und zischte so im Gegensatz zu Ylenia nahezu ungebremst auch durch die Innenstadt.Ohnehin sollten sich die Bielefelder dies- und jenseits des Teutoburger Waldes vorerst weiter auf stürmische Zeiten einrichten. &bdquo;Die Wetterlage ist auf Krawall gebürstet“, prognostiziert Friedrich Föst weiteres Ungemach. Nach den für Freitag angekündigten orkanartigen Böen wird es wahrscheinlich am Sonntag und auch in der Nacht zum Montag stürmisch weitergehen. &bdquo;Das wird dann zwar nicht mehr in der Liga sein wie am Freitag, aber noch immer heftig genug.“

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