Jetzt auch noch ein Datenleck: Die Pannenserie beim Altstadt-Test

Bielefeld. Bei der Online-Umfrage zum Verkehrsprojekt Altstadt.raum ist es zu einer weiteren Datenpanne gekommen. Auf dem Open-Data-Portal der Stadt waren in der vergangenen Woche einen Tag lang vom 1. bis 2. Februar Daten einsehbar, die nicht hätten veröffentlicht werden sollen. Wie die Stadt jetzt mitteilte, wurden &bdquo;versehentlich“ E-Mail- und IP-Adressen von Nutzern veröffentlicht. &bdquo;Glücklicherweise gab es in dieser Zeit nur eine Handvoll Zugriffe auf die Seite“, schreibt Stadtsprecher Daniel Steinmeier in einer Mitteilung. 4.500 Personen betroffen Von gut 4.500 Personen, die sich an einer Umfrage zum Altstadt.raum beteiligt hatten, seien die IP-Adressen zu sehen gewesen, bei etwa 2.400 davon zusätzlich auch noch die E-Mailadressen.Nachdem der Fehler entdeckt wurde, seien die Daten sofort von der Seite entfernt worden, hieß es. Mit der Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit seien die weiteren Schritte abgestimmt und alle Betroffenen, deren Mailadresse sichtbar war, über das Versehen informiert worden, so Steinmeier. &bdquo;Das ist ein großer Fehler, der nicht hätte passieren dürfen“, sagt Olaf Lewald, Leiter des Amtes für Verkehr.Es ist nicht die erste Panne im Zuge des Verkehrsversuchs Der Vorfall sei zum Anlass genommen worden, die Archivierung von Daten auf den Prüfstand zu stellen. Bei allen Betroffenen bestehe nun das Risiko, dass ihnen möglicherweise so genannte Spam- oder Phishingnachrichten geschickt werden. Es ist nicht die erste Panne im Zuge des Verkehrsversuchs. Immer wieder haben sich die Akteure verheddert. Sie stolperten über juristische Fallstricke und verloren sich im Dickicht der Aufgaben-Komplexität. Zu viel ist beim Altstadtversuch mit der heißen Nadel gestrickt worden.Ein Überblick über Pleiten, Pech und Pannen:10. Juli 2021: Das Amt für Verkehr versucht den Test in die richtige Bahnen zu lenken. Denn die neuen Durchfahrtsverbote sorgen für weiträumige Verwirrung. Ein halbes Dutzend großer Schilder als Wegweiser werden bestellt. Auf diese hatte die Stadt bisher verzichtet. Folge: An der Klosterstraße staut es sich bei der Ausfahrt aus der Altstadt im Berufsverkehr heftig. 21. Juli 2021: Die 25 Bäumchen, die für mehr Grün in der Altstast verteilt wurden, müssen wieder abgeräumt werden.Die Kübel sind viel zu klein. Die Bäumchen kippten um, die Wurzeln hatten viel zu wenig Platz im Topf. Sie werden schließlich in der Gärtnerei umgetopft. Doch das dauert Wochen. Ende August tauchen die Bäumchen in der Altstadt auf den Test-Straßen wieder auf. 30. Juli 2021: Die Tischtennisplatten auf der Straße Altstädter Kirchplatz stehen seit ein paar Wochen, werden genutzt, sorgen aber auch für Frust. Kritik gibt es, dass hier kein Rundlauf möglich und das unebene Kopfsteinpflaster darunter gefährlich sei. Das wird geändert: Das Pflaster wird entfernt, die Spielfläche glatter befestigt und dem Bordstein angepasst. Darauf kommen noch Gummimatten, die den Komfort erhöhen sollen. 31. Juli 2021: Ein 38-Tonner, vom Navi geleitet, fährt sich in der Altstadt fest und findet von allein nicht wieder heraus. Er muss von der Polizei durch die Fußgängerzone aus dem Hufeisen gelotst werden. Auf der Ritterstraße fehlt plötzlich der aufgestellte Poller, der die Straße für den Durchfahrtsverkehr in Höhe von Feinkost Klötzer gesperrt hat. Der Pömpel tauchte nicht wieder auf. Er wurde aber ersetzt. 13. August 2021: In der Altstadt werden plötzlich die Schilder für die Durchfahrtsverbote wieder abgebaut. Auch Baken und Schilder für Halteverbote sind verschwunden. Neu sind dafür provisorisch gelb markierte Haltelinien an den Straßeneinmündungen. Das Ergebnis: Chaos, Verwirrung, Ahnungslosigkeit aufseiten der Verkehrsteilnehmer. Autos auf Gegenfahrspuren, stehende PKW mitten auf der Straße, waghalsige Wendemanöver und nicht wenige Fahrer, die rote Ampeln ignorieren. Die Mitarbeiter der Stadt stellen schnell fest: Das läuft nicht gut. Fazit: Teilweise werden die Schilder wieder aufgestellt. Doch weiterhin geht es ohne Poller nicht. Vor allem ohne Ordner (Kosten 90.000 Euro) in Höhe der Süsterkirche funktioniert die Sperrung auf der Ritterstraße nicht. 17. September 2021: Aufgrund vorbereitender Arbeiten für eine anstehende Sanierung werden unangekündigt rund 100 Stellplätze im Parkhaus an der Ritterstraße gesperrt. Der Betreiber Contipark informierte darüber erst auf Anfrage der NW. Der genaue Umfang und die Sanierungsdauer stünden noch nicht fest, hieß es. Für die Besucher der Stadt und für die Altstadt-Kaufleute kam die Nachricht überraschend. Dabei war sie angesichts des laufenden Altstadt-Tests nicht unbedeutend. Denn ein Ziel des Verkehrsversuchs war es, die Autofahrer, die noch nicht auf ÖPNV oder Fahrrad umgestiegen sind, aber in die Altstadt wollen, in die Parkhäuser zu lenken. Für einige Tage fielen die an der Ritterstraße aber so gut wie aus. 24. September 2021: Das Verwaltungsgericht Minden erklärt die Abbindung der Klasingstraße für den Kfz-Verkehr in Höhe Obernstraße für rechtswidrig, weil Bielefeld den Eingriff nicht ausreichend begründet habe und dieser rechtlich zweifelhaft sei. Die Stadt muss die Rechtslage neu bewerten. Sie sagt daraufhin einen Termin am selben Tag ab, bei dem sie Details des &bdquo;altstadt.raum“-Projekts zeigen wollte. 18. November: Bei Kälte und Regen musste der Ordner, der auf der Ritterstraße Autofahrer von der Durchfahrt durch die gesperrte Strecke abhalten soll, bisher auf der Straße stehen. Die Stadt entscheidet sich, für ihn einen Container aufstellen lassen. Das wiederum bringt einen Anlieger auf die Palme. Der Container steht direkt vor dem Mountainbike-Laden &bdquo;RadStand“ von Michael Hohensohn. Er kritisiert, dass er nicht einmal darüber informiert worden sei. Der Container steht immer noch da. Ein Ordner sitzt nicht oft drin. 23. November 202: In der Bielefelder Altstadt sorgen zerstörte Stromkabel für Kopfschütteln. Die nagelneue Adventsbeleuchtung ist bereits nach einem Tag sabotiert. 30 geschmückte und beleuchtete Weihnachtsbäume waren an der Ritterstraße aufgestellt worden, aber die adventliche Stimmung war schon wieder vorbei, bevor sie erst richtig angefangen hatte. 26. Januar 2022: Wer im Herbst durch die Altstadt ging, konnte per Knopfdruck abstimmen, wie er den Verkehrsversuch &bdquo;altstadt.raum“ findet. Vier Wochen lang hingen die Feedback-Geräte an der Ritterstraße und am Kirchplatz. Im Januar stellte sich heraus: Beide Geräte haben versagt. Die Daten wurden nicht gespeichert und sind nun allesamt verloren. 28. Januar 22: Pit Clausen zieht die Notbremse. Der Verkehrsversuch soll überraschend zum 1. März enden. Die Straßensperrungen werden so lange wieder aufgehoben, bis der Verkehrsversuch ausgewertet ist. Hintergrund der Kehrtwende ist der Beschluss des Verwaltungsgerichts Minden, das die Abbindung der Klasingstraße für den Kfz-Verkehr in Höhe Obernstraße für rechtswidrig erklärte. Aus den Beschlussgründen ergebe sich, dass die Stadt für solche Einschnitte ein Konzept &bdquo;mit einer detaillierten Beschreibung von Ist- und Planzustand“ erstellen müsse. Wie es weiter geht ist noch offen. 9. Februar 2022: Es wird bekannt, dass es bei der Stadt zu einer Datenpanne im Zuge des Projektes gekommen ist.

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