Nun doch: L 756 soll zugunsten der Stadtbahn auf zwei Spuren schrumpfen

Bielefeld. Die Mitteilung war durchweg positiv: Vor gut einem Monat vermeldeten MoBiel und das Amt für Verkehr, dass sie die stark kritisierte Planung für den Weiterbau der Stadtbahnlinie 1 nach Sennestadt optimiert hätten. Herausgekommen seien deutlich weniger betroffene Privatgrundstücke und eine verbesserte Radverkehrsführung. Und: Die Interessen und Belange des Straßenbaulastträgers Straßen NRW hätten in dieser Abwägung eine genauso große Rolle gespielt. Jetzt wird deutlich: Die neue Planung findet in einem sehr wesentlichen Teil nicht die Zustimmung des Landesbetriebes. MoBiel und die Stadt lassen es jetzt offensichtlich darauf ankommen, dass sich die Bezirksregierung im Planfeststellungsverfahren auf ihre Seite schlägt. Zu entnehmen ist dies einer Informationsvorlage der Verwaltung für die Bezirksvertretungen Senne und Sennestadt, die in dieser und der kommenden Woche tagen. Dort heißt es: &bdquo;Der Straßenbaulastträger der L 756 wurde über die angepassten Planungsparameter sowie die Regelquerschnitte informiert. Der fachliche Dissens, der zwischen den Anforderungen von Straßen NRW und der aktuellen städtischen Planung besteht, soll spätestens im Planfeststellungsverfahren durch die zuständige Bezirksregierung Detmold als Planfeststellungsbehörde abgewogen werden.“Ein Vabanque-Spiel? MoBiel und das Amt für Verkehr meinen Nein. Ein Planfeststellungsverfahren sei immer eine Abwägung aller öffentlichen und privaten Belange, eine Kompromisslösung könne erarbeitet werden. Beide sehen &bdquo;bei der neuen optimierten Planung höhere Chancen für einen Planfeststellungsbeschluss als bisher“, heißt es weiter in der Infovorlage für die Bezirkspolitik. Der Regelquerschnitt der von der Planung betroffenen Abschnitte der Brackweder und der Paderborner Straße ist seit Jahren der wesentlichste Streitpunkt bei den Überlegungen zum Weiterbau der Stadtbahn nach Sennestadt. Straßen NRW beharrt wegen der überörtlichen Bedeutung der L 756, der Tatsache, dass sie Bedarfsumleitung für die A 33 ist, und wegen ihrer Verkehrsbelastung (23.500 Kfz pro Tag, Stand 2015) auf eine Fahrbahnbreite von 8,50 Meter und vier Spuren – zumindest im Abschnitt zwischen Buschkampstraße und Eikelmannkreuzung, wo sich die Auf- und Abfahrten zur Autobahn befinden. MoBiel und das Amt für Verkehr haben nichtsdestotrotz jetzt auf 7 Meter sowohl in den Ortslagen von Senne und Sennestadt reduziert.Landesbetrieb beharrt auf 8,50 Meter Die Diskussionen der vergangenen Jahre hatten bereits gezeigt, dass eigentlich nur diese Fahrbahnbreite es zulässt, alle Verkehrsarten – inklusive Stadtbahn und Radverkehr – gut im jetzigen Straßenraum miteinander zu kombinieren. Eine zwischenzeitliche arbeitete Lösung mit höhengleichen Radfahrspuren auf der mit Tempo 70 befahrbaren L 756 und einer nördlich der vierspurigen Strecke dazu gepackten Stadtbahnlinie hätte enorme Betroffenheit bei etwa 70 Anliegern, überwiegend in Senne, ausgelöst. Abbiegespuren hätten in Senne gestrichen werden müssen, Kritiker befürchteten die Verdrängung von Verkehr in die Wohngebiete.Die optimierte Planung für die Mobilitätslinie sieht nun sowohl kombinierte Rad-/Gehwege vor, die im Fahrbahnbereich durch ein Hochbord geschützt sind, als auch einen Zweirichtungsradweg, der dem beschlossenen Konzept der Veloroute von Schloß Holte-Stukenbrock über Bielefeld nach Steinhagen gerecht werden soll. Stadteinwärts soll das Linksabbiegen in die Bretonische Straße in Senne wieder möglich werden. Abbiegen in die Hangstraße und den Spiegelsberger Weg werden demnach noch geprüft. Der Ausnahmefall soll nicht Alltag bestimmen Wesentliche Grundlage, dem Landesbetrieb mit der neuen Planung die Stirn zu bieten, ist eine Änderung der Zuständigkeiten, wenn es darum geht, Umleitungsstrecken für Autobahnen auszuweisen. Seit März sind nach einem Erlass des NRW-Verkehrsministeriums die Kommunen dafür zuständig. Und dies sehen MoBiel und Stadt offenbar als Chance, das bisherige Veto zur verringerten Fahrbahnbreite zu entkräften.Straßen NRW betont immer wieder, dass 8,50 Meter das Mindestmaß sind, um im Falle einer Havarie oder Baustelle zumindest den Verkehr auf einer Fahrbahn an der Blockade vorbeiführen zu können. Ein Radweg auf Hochbord gehe nicht, weil die L 756 im betreffenden Bereich keine Ortsdurchfahrt sei, sondern freie Strecke. Daher sei ein höhengleicher Radweg mit einem 1,25 Meter breiten Sicherheitsstreifen zur Fahrbahn das Mittel der Wahl, so Sven Johanning, Sprecher von Straßen NRW. Bei Bedarf könne der Bereich von Autos auch mitgenutzt werden. Die Stadt Bielefeld will stattdessen die Autobahnbedarfsumleitung verlegen und die L 756 komplett sperren, wenn die Straße saniert werden muss. Sie will den &bdquo;Ausnahmefall einer Sanierung (nicht) als bemessungsrelevant für den allgemeinen Querschnitt der Landesstraße“ ansehen.Zustimmung des Landesbetriebs formal nicht erforderlich &bdquo;Das Ziel der Planung ist eine Stadtbahnerweiterung zu realisieren, die Erfolg auf Genehmigung der Planfeststellungsbehörde hat, erklärt Yvonne Liebold, Sprecherin von MoBiel auf Anfrage der NW. Eine Zustimmung von Straßen NRW zur Planung sei zwar wünschenswert, aber formell nicht erforderlich. Trotzdem berücksichtige die Planung viele Vorgaben des Landesbetriebs. &bdquo;In den weiteren Abstimmungen mit dem Baulastträger zu den Details wird angestrebt, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, um möglichst einvernehmlich in das Planfeststellungsverfahren einzutreten“, sagt Liebold auch im Namen des Amtes für Verkehr. Das soll nach bisherigen Vorstellungen Mitte 2024 geschehen. Am Donnerstag sollen weitere Details der sogenannten Mobilitätslinie vorgestellt werden. Dann haben wieder die Bürgerinnen und Bürger das Wort. Sie können sich im Internet unter https://www.mobiel.de/mobilitätslinie informieren. Sie haben zudem jederzeit die Möglichkeit, telefonisch Kontakt aufnehmen unter (05 21) 51 12 22 oder eine Mail schicken an dialog@mobiel.de.

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