Bielefeld Gefährliche Überholmanöver: Bielefelder Straße bald für Radfahrer gesperrt?

Bielefeld. &bdquo;Die Laarer Straße ist nicht breit genug, um Radfahrer zu überholen", betont Frederike Michaelis. Dennoch passiert es der 28-Jährigen täglich auf ihrem rund 14,4 Kilometer langen Weg zur Arbeit von Theesen nach Herford. Dabei kommen ihr die Autos häufig ganz schön nah. Einen Radweg gibt es nicht. Um Gefahrenstellen zu entschärfen und zumindest eine Beschilderung durchzusetzen, hat sie nun einen Bürgerantrag gestellt. Nicht nur Autos machen der jungen Frau das Leben schwer. Sie erzählt, dass sie eigentlich sehr gerne Rad fährt. Doch wenn Trecker, große Firmenfahrzeuge und Lastwagen nahen, werde es noch enger. Auf rund 350 Metern sind hier sogar 70 Stundenkilometer erlaubt. &bdquo;Von einem Auto oder sogar Lkw mit Tempo 70, zum Teil noch schneller, überholt zu werden, ist ohne den erforderlichen Mindestabstand lebensgefährlich", sagt Michaelis. Komplette Sperrung Auch die Politik beschäftigte sich schon mit dem Antrag. Klaus Feurich (Grüne) gibt zu bedenken, dass die Stadt Bielefeld nicht für alle Straßen im Stadtbezirk zuständig ist. Die Laarer Straße befindet sich nur teilweise in ihrem Zuständigkeitsbereich. Beteiligt sind auch der Kreis Herford und der Landesbetrieb Straßen NRW. Feurich meint, dass die Lage rechtlich zwar eindeutig sei. Es könne jedoch passieren, dass die Verwaltung wegen der Gefährdung die Straße komplett für Radfahrer sperre. So gefährlich ist Radfahren in Bielefeld Der Jöllenbecker Bezirksbürgermeister Mike Bartels (SPD) erinnert daran, dass bereits ein Antrag, der Tempo 50 auf der gesamten Laarer Straße forderte, abgelehnt wurde. Gregor vom Braucke (FDP) warnt davor, Rad- und Autofahrer gegeneinander auszuspielen. Man solle lieber Paralellstrecken ausbauen. Die Politiker einigten sich darauf, einen Prüfauftrag an das Amt für Verkehr zu stellen. &bdquo;Ich habe nichts gegen Autos, ich finde nur, man sollte es Radfahrern nicht noch schwerer machen", meint Frederike Michaelis. Die Mitarbeiterin eines Museums hat sich auch Gedanken über eine alternative Route gemacht. &bdquo;Es gibt einen Weg gegenüber der Kirche. Der ist aber voller Schlaglöcher und führt durch ein Waldstück." Die Laarer Straße sei zudem die kürzeste Strecke. Über Schildesche müsste sie einen fünf Kilometer langen Umweg in Kauf nehmen. Niemand hält sich an Regeln Weil sich niemand an die Regeln halte, schlägt die junge Frau vor, zumindest ein Hinweisschild aufzustellen. Auf ihre Anfrage hin teilt der Landesbetrieb Straßen NRW mit, dass die Entscheidung über die Verkehrszeichen bei der zuständigen Anordnungsbehörde liege. Dies sei in diesem Fall die Stadt Herford. Bielefelder Radfahrer stirbt bei schwerem Unfall Als Frederike Michaelis ihr Anliegen bei einer Sitzung des dortigen Verkehrsausschusses vortrug, hoffte sie auf Zuspruch, wurde jedoch enttäuscht: &bdquo;Man hat sich mein Anliegen zwar angehört, sagte aber dann, dass man es den Autofahrern nicht antun könne, die lange Strecke hinter einem Rad herzufahren. Außerdem müsse erst die Stadt Bielefeld entscheiden, weil dort ein wesentlich längerer Straßenbereich betroffen wäre. Die Stadt Herford hätte auch noch richtige Verkehrsprobleme, denen man sich lieber widmen solle." Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Politik bereits seit rund 20 Jahren einen Radweg an der Laarer Straße auf Herforder Gebiet realisieren will – und immer wieder zähe Verhandlungen mit Grundstückseigentümern führt, die ins Leere laufen. Auch schon angespuckt Wenn Frederike Michaelis in diesen Tagen nach Hause radelt, ist es bereits dunkel. Wegen des fehlenden Radweges ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Manch gefährliche Situation hat die Naturfreundin bereits erlebt: &bdquo;Sobald Autofahrer Angst haben beim Überholen in den Gegenverkehr zu kommen, ist es vorbei." Eine Autofahrerin habe sie einmal so massiv abgedrängt, dass sie Anzeige erstattete: &bdquo;Davon habe ich aber bis heute nichts mehr gehört." Auch angespuckt worden sei sie schon. Die 28-Jährige hat sich kundig gemacht: Eine Straße, die ein Überholen von einspurigen Fahrzeugen ermögliche, müsse mindestens 5 Meter breit sein. Die Laarer Straße bringt es nur auf 4,50 Meter. Ein Überholen wäre an der kurvenreichen Allee wegen Unübersichtlichkeit nicht erlaubt. &bdquo;Selbst Fahrschulautos fahren aber einfach an Radfahrerinnen vorbei." Die Gefahrenlage für Radfahrer übersteige hier das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung des fließenden Verkehrs &bdquo;in erheblichem Maße". Ob es sich um eine Freizeit- oder so genannte Alltagsroute handele sei nicht relevant. Michaelis hat beobachtet, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs sind. Gerade für ältere Mitbürger sei die Situation auf den schmalen Straßen ohne Schutzstreifen gefährlich. Die Antragstellerin fordert auch, dass der Telgenbrink überprüft wird. Hier werde der Mindestabstand von 1,5 Metern (innerorts) und 2 Metern (außerorts) häufig nicht eingehalten. Probleme mit dem Mindestabstand gebe es auch auf der Jöllenbecker Straße, zwischen Homannsweg und Telgenbrink.

Mehr zum Thema