Diese Bielefelder Pflegeeinrichtungen sprechen sich für die Impfpflicht aus

Bielefeld. Er ist für eine Impfpflicht, zur Not auch für eine allgemeine Impfpflicht – und jetzt wird Karl Lauterbach in Kürze Gesundheitsminister. Die Ampel-Koalition will ab dem 16. März eine Corona-Impfpflicht unter anderem für das Personal in Pflege- und Altenheimen, Kliniken und Arztpraxen vorschreiben Das geht aus einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Entwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes vor, der kommende Woche im Bundestag beraten werden soll. In Bielefeld hält ein Diakonie-Riese dies für richtig und tragisch zugleich. Das Johanneswerk hat 7.000 Mitarbeiter, von denen etwa 1.500 In Bielefeld arbeiten. Das Unternehmen gehört damit zu den größten Arbeitgebern in der Region und legt nach eigener Darstellung Wert auf gute Arbeitsbedingungen in der Pflege. In einem aktuellen Beitrag auf der Homepage des Johanneswerkes begrüßt dessen Geschäftsführung die von der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) beschlossene Impfpflicht für Arbeitsfelder, in denen besonders vulnerable Menschen versorgt werden. &bdquo;Wir im Johanneswerk tragen eine besondere Verantwortung dafür, die Menschen, die in unseren Einrichtungen versorgt werden, keinen vermeidbaren gesundheitlichen Gefahren auszusetzen", betont Ingo Habenicht, Vorsitzender der Johanneswerk-Geschäftsführung. Die neue Impfpflicht beinhalte die Chance, dieses Risiko weiter zu verringern. 90 Prozent Impfquote nicht genug Sein Stellvertreter Bodo de Vries sieht es auch so, dass selbst eine sehr hohe Impfquote von rund 90 Prozent bei den Mitarbeitenden des Johanneswerkes nicht ausreiche, &bdquo;um sowohl die Menschen, die wir versorgen, als auch unsere Mitarbeitenden ausreichend zu schützen". Gleichzeitig bedauert er, dass der Beschluss der MPK überhaupt notwendig geworden ist. &bdquo;Es ist richtig und tragisch zugleich." Gerade die Menschen, die in den vergangenen 20 Monaten besonders hohe Risiken in der Pandemie getragen, Verantwortung und Solidarität gezeigt hätten, würden jetzt mit zusätzlichen Verpflichtungen konfrontiert. &bdquo;Die Impfpflicht ist nicht notwendig geworden, weil in den Heimen nicht ausreichend geimpft worden ist", erklärt de Vries im Gespräch mit der NW. Auch der Anteil der Booster-Impfungen bereits steige stetig. Die Mitarbeitenden würden jetzt reglementiert, weil der große Anteil der Impfverweigerer das notwendig mache. &bdquo;Die Pflegekräfte fühlen sich wieder nicht wertgeschätzt für das, was sie für die Gesellschaft leisten." Daher sollte seiner Ansicht nach zumindest im Gesetzgebungsverfahren die Wertschätzung für Pflegekräfte kommuniziert werden. &bdquo;Die Impfpflicht in der Pflege wäre umso tragischer, wenn die allgemeine Impfpflicht nicht kommt", betont Bodo de Vries. Großteil wird sich überzeugen lassen Der stellvertretende Geschäftsführer geht davon aus, dass sich auch von den restlichen 10 Prozent der Belegschaft, die zumeist nicht in der Pflege tätig ist, noch &bdquo;ein wesentlicher Teil überzeugen lässt, sich impfen zu lassen". In den Häusern von Arbeiterwohlfahrt, Rotem Kreuz und der Altenhilfe Bethel liegt die Impfquote bei rund 80 Prozent. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Insa für die "BamS" kommt zu dem Schluss, dass sich 63 Prozent der bisher nicht Geimpften auch künftig nicht immunisieren lässt. Lediglich 20 Prozent gaben an, sich den Pieks noch abholen zu wollen. Kommentar: Die Impflicht ist richtig, aber auch ein Zeugnis des Politikversagens Auch Wilfried Wesemann, Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe der von Bodelschwinghschen Stiftungen, spricht sich für eine Impfpflicht aus, sogar für eine allgemeine Impfpflicht. Er glaubt zwar kaum, dass damit die laufende vierte Welle noch gebrochen werden kann, &bdquo;aber für alles was kommt, ist das hilfreich". &bdquo;Mit einer Impfpflicht nur für die Gruppe der Pflegende werden die Probleme jedenfalls nicht gelöst." Es werde Mitarbeiter geben, die jetzt schon signalisiert hätten, sich nicht impfen lassen zu wollen. &bdquo;Diese Situation werden wir abwarten müssen", sagt Wesemann. Bis eine Impfpflicht greift, gelten weiterhin strenge Zugangsregeln in den Bielefelder Alten- und Pflegeeinrichtungen, in denen sowohl Corona-Infektionen von Ungeimpften als auch Impfdurchbrüche beobachtet werden – zumeist mit milderen Verläufen. Hart hat es drei DRK-Wohngruppe für Menschen mit Demenz getroffen. Seit September sind dort Infektionen aufgetreten, auch bei Geimpften. &bdquo;Die Menschen hatten zum Teil einen schweren Krankheitsverlauf, einige von ihnen sind gestorben", sagt DRK-Sprecherin Christina Rempe auf Anfrage. Mittlerweile habe der überwiegende Teil seine Booster-Impfung erhalten, ein geringer Anteil der Bewohner sei, auch aus medizinischen Gründen, nicht geimpft. Die Stadt meldete am 3. Dezember 26 infizierte Bewohner und 17 Mitarbeitende in Einrichtungen, nach einigen weiteren positiven Schnelltest stand das PCR-Testergebnis noch aus. Nach der neuesten Corona-Verordnung dürfen nur Besucher (und Beschäftigte) mit einem negativen Testergebnis die Einrichtungen betreten – und das unabhängig von ihrem Status (geimpft, genesen, nicht geimpft). Dabei können Testbescheinigungen von anerkannten Testzentren vorgelegt oder die eigenen Testzeiten genutzt werden. Laut Gesundheitsamt muss – wenn keine ständige Testmöglichkeit besteht, in den Einrichtungen montags bis freitags ein Zeitfenster von mindestens zwei Stunden angeboten werden, am Wochenende ein Termin. Zusätzlich muss ein Kurzscreening der Besucher auf typische Infektionssymptome gemacht werden. Vorschulkinder und Schulkinder gelten (mit Ausnahme der Ferienzeiten) als getestet. Zum Thema: Inzidenz über 400: Neue Corona-Regeln schränken das Leben drastisch ein Corona-Höchststände und Kontrollauflagen: Ämter und Labore in OWL am Limit

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