Wie das Johanneswerk jährlich 1.000 neue Mitarbeiter gewinnen will

Bielefeld. Der Bedarf an sozialen Diensten für Alte und Kranke, Kinder und Jugendliche und Menschen mit Behinderungen wächst – doch Geld ist knapp, und noch knapper droht angesichts des demografischen Wandels das Arbeitskräfteangebot zu werden. Die Unternehmen und Wohlfahrtsverbände im Bereich der Sozialwirtschaft haben es immer schwerer, eine Reihe markanter Pleiten hat die Probleme der Branche in den vergangenen Jahren ans Licht gebracht. &bdquo;Die Rahmenbedingungen sind nicht schön, es wird enger“, sagen Pastor Ingo Habenicht und Burkhard Bensiek. &bdquo;Aber das Evangelische Johanneswerk schreibt schwarze Zahlen, und wir haben 2023 erstmals mehr als 500 Millionen Euro Umsatz erzielt.“ Tatsächlich sei der Umsatz des Johanneswerks 2023 kräftig auf 530 Millionen Euro geklettert, sagt Bensiek, der Finanzchef des gemeinnützigen diakonischen Unternehmens. Bensiek und Habenicht, der sich als Vorsitzender der Geschäftsführung auch um die psychiatrischen Kliniken des Johanneswerks kümmert, sowie Bodo de Vries (Altenhilfe) und Sabine Hirte (Teilhabe und Eingliederung) bilden eine vierköpfige Geschäftsführung und zugleich den Vorstand der Stiftung Johannesstift, unter deren Dach das Johanneswerk steht. Gut 7.500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind in ganz NRW inzwischen bei dem gemeinnützigen Bielefelder Unternehmen beschäftigt, und die Geschäftsführung sieht die Entwicklung der Belegschaft als grundlegende Herausforderung an. Allein 1.200 Mitarbeiter seien gegenwärtig über 60 Jahre alt, viele stehen kurz vor der Rente. Obendrein würden die Belegschaften seit der Coronakrise mehr als zuvor durch Krankheitswellen belastet und ausgedünnt. &bdquo;Wir brauchen jedes Jahr rund 1.000 Neueinstellungen“, sagt Habenicht. Doch die Suche werde erschwert durch eine Knappheit an Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt. Wie das Johanneswerk neue Arbeitskräfte sucht Zur Schließung der Personallücken setzt das Johanneswerk daher auch auf die direkte Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte, im laufenden Jahr seien schon fast 200 Menschen mit Migrationshintergrund eingebunden worden. So sei eine Kooperation mit einem Partner in der Türkei vereinbart worden, der bei der Personalsuche hilft, auch mit anderen Agenturen werde zusammengearbeitet: Das erste Kennenlernen finde in Videokonferenzen statt, schon im Vorfeld einer Ausbildung würden potenzielle Mitarbeiter ans Johanneswerk herangeführt. &bdquo;Wir helfen beim Spracherwerb und bei der Wohnungssuche, wir müssen Integrationsprofis werden“, sagt Habenicht. Wie wichtig die Entwicklung der Belegschaft ist, davon weiß etwa Bodo de Vries ein Lied zu singen, der den Betrieb der landesweit 38 Alten- und Pflegeheime des Johanneswerks verantwortet. Zuletzt seien mit dem Lutherstift und dem Pertheshaus in Bielefeld zwei Neubauten bezogen worden (investiert wurden mehr als 18 Millionen Euro), aber wegen eines Mangels an Personal sei es nicht möglich gewesen, alle Zimmer sofort zu belegen. Lesen Sie auch: Im Pertheshaus des Johanneswerks: So schick können Bielefelder Senioren wohnen Dabei gebe es angesichts der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenszeit einen wachsenden Bedarf: &bdquo;Wir haben in Bielefeld bereits eine Unterversorgung mit Altenheim-Plätzen“, glaubt de Vries, in der Stadt werde daher überlegt, wie neue Plätze geschaffen werden könnten. Johanneswerk eröffnet weitere Pflegeschule Zur Personal-Strategie des Johanneswerks gehört auch die Ausweitung der Ausbildung in eigenen Einrichtungen: Neben den bestehenden Pflegeschulen in Bielefeld, Blomberg und Bochum werde im April 2025 eine vierte Schule in Bad Berleburg (Kreis Siegen-Wittgenstein) in Betrieb genommen. Allerdings sei es derzeit auch gar nicht so einfach, die dafür benötigten Pflegepädagogen zu finden. Das Fachkräfteproblem beschäftigt wohl auch die anderen Bereiche des Johanneswerks – dazu gehört der Betrieb von zwei psychiatrischen und psychotherapeutischen Spezialkliniken in Bad Honnef und Bad Berleburg sowie die Betreuung von 700 beeinträchtigten Bewohnern besonderer Wohnformen im Ruhrgebiet und im Sauerland. Insgesamt verfügt das Johanneswerk über rund 300 unterschiedliche Immobilien im ganzen Land (von denen viele bis 2035 oder 2040 noch in Richtung CO2-Neutralität getrimmt werden müssen). Und es kommen weitere Einrichtungen hinzu: In Lüdenscheid werde gerade ein neues Haus für 24 Kinder und Jugendliche mit Assistenzbedarf geplant.

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