Bielefelder Johanneswerk-Chef blamiert AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel

Bielefeld. Was den Kanzler-Kandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (Union), Robert Habeck (Grüne) und den Moderatoren bei der ZDF-Sendung &bdquo;Klartext“ nicht so recht gelingen wollte, übernahm Bodo de Vries. Der stellvertretende Vorsitzende der Johanneswerk-Geschäftsführung stellte AfD-Bewerberin Alice Weidel bloß. Er lockte die gebürtige Gütersloherin mit sachlichen Argumenten gar so aus der Reserve, dass sie ihn beleidigte und sich am Ende völlig blamierte. De Vries hatte sich mit Guranda Bolkvadze eine mutige Mitstreiterin an seine Seite geholt. Die Georgierin arbeitet nach Angaben des Johanneswerks seit 2023 im Herforder Johannes-Haus, habe eine feste Anstellung als Pflegehelferin und beziehe keinerlei Sozialleistungen. Ihre Asylanträge seien jedoch abgelehnt und sie werde aktuell nur geduldet. Sichtlich berührt fragte sie Alice Weidel in der Sendung: &bdquo;Gibt Deutschland mir eine Chance?“ Weidel, die das Instrument der Duldung ablehnt, bekundete Bolkvadze zunächst ihre Wertschätzung und betonte mehrfach, wie willkommen sie sei, weil sie arbeite und Steuern zahle. So lange, bis Bodo de Vries einschritt: &bdquo;Die Wertschätzung, die hier rüberkommt, ist nicht das, was ich von Ihrer Partei erlebe. Ich erlebe genau das Gegenteil. Ich sehe eine Willkommenskultur weder in Ihrer Politik noch in Ihrem Wahlprogramm.“ De Vries erläuterte kurz, dass die deutsche Altenhilfe ums Überleben kämpfe und dringend Fachkräfte aus dem Ausland brauche. &bdquo;Sie differenzieren hier in einer wertschätzenden Weise – tut mir leid, das kann ich Ihnen nicht abnehmen.“ Klare Kante, für die de Vries den Applaus des Publikums einstrich. Alice Weidel bleibt echte Antwort schuldig und beleidigt Eine echte Antwort blieb Weidel schuldig. &bdquo;Da müssen Sie einfach nur unser Programm lesen“, entgegnete sie. &bdquo;Das hab ich gemacht“, konterte de Vries. &bdquo;Gerade zur Pflege ist Ihr Programm eine absolute Enttäuschung. Da sind Sie ein vollständiger Ausfall im Bereich der Sozialpolitik, im Bereich der Altenhilfe, im Bereich des demografischen Wandels. Was wir brauchen, ist Migration. Was haben Sie für eine Antwort auf die Zukunft der Altenpflege in Deutschland?“ &bdquo;Das habe ich Ihnen gerade schon gesagt“, antwortete Weidel. &bdquo;Ich habe den Eindruck, dass Sie unser Wahlprogramm nicht gelesen haben“, beleidigte Weidel de Vries, nachdem sie ihm zuvor schon vorgeworfen hatte, seine Fragen &bdquo;auswendig gelernt“ zu haben. Moderator Christian Sievers ließ die AfD-Kanzlerkandidatin nicht vom Haken, denn im Programm ihrer Partei heißt es klar, dass es keine Lösung sein könne, &bdquo;Ausländer die durch schlechte Politik gerissenen Fachkräftelöcher auffüllen zu lassen“. Und weiter: &bdquo;Zuwanderung aus fremden Zivilisationen löst kein wirtschaftliches Problem Deutschlands, sondern schafft zusätzliche Probleme.“ Auch interessant: Hoher Eigenanteil für Pflegeheim trifft Bewohner hart – dabei könnte NRW entlasten Bielefelder empfiehlt: &bdquo;Vielleicht lesen Sie mal Ihr Wahlprogramm“ Weidel, die eben noch die Herforder Pflegehelferin aus Georgien als Arbeitskraft in Deutschland willkommen geheißen hatte, stand nun blamiert da. Lächelnd versetzte Bodo de Vries der AfD-Frontfrau einen Konter, der zum Schachmatt führte: &bdquo;Vielleicht lesen Sie mal Ihr Wahlprogramm.“ Die Bilanz des Schlagabtausches: eine sehr sympathische Pflegehelferin, ein sehr engagierter Chef und null konkrete Antworten von einer krawalligen AfD-Kanzlerkandidatin. Das Evangelische Johanneswerk ist einer der großen diakonischen Träger Deutschlands mit Sitz in Bielefeld. Rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in mehr als 70 Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen tätig. Die diakonischen Angebote richten sich an alte und kranke Menschen sowie Menschen mit Assistenzbedarf, Kinder und Jugendliche. Im Johanneswerk arbeiten Menschen aus 95 Nationen Mitarbeiterin Guranda Bolkvadze ist nach Angaben des Johanneswerkes ein Beispiel für viele: Im Unternehmen würden Menschen aus 95 Nationen arbeiten. &bdquo;Ohne internationales Pflegepersonal sähe es jetzt schon düster aus in der Pflege“, so de Vries. Ganz zu schweigen von den nächsten Jahren: Die Verrentung der Babyboomer werde ein riesiges Loch in das System reißen – obwohl die deutsche Altenpflege eigentlich wachsen müsste. &bdquo;Es ist für uns eine Gelingensgeschichte unserer Arbeit, dass wir im Johanneswerk mit Menschen aus so vielen Nationen bereits heute die Pflege alter Menschen an 365 Tagen gewährleisten können“, so de Vries. &bdquo;Remigration“, wie Alice Weidel sie fordere, &bdquo;würde schlicht zum Pflegekollaps führen.“ Und so setze sich das Johanneswerk leidenschaftlich ein: für Guranda Bolkvadze ganz persönlich – aber eben auch auf politischer Ebene. Für all die anderen Menschen, die diese wichtige Arbeit machen würden und für die Zukunft der Pflege in Deutschland. Lesen Sie auch: Experte warnt: In Bielefelder Altenheimen werden die Plätze knapp Johanneswerk verurteilt Rechtspopulismus Die Geschäftsführung und die Gesamtmitarbeitervertretung des Johanneswerks verurteilen in einer Mitteilung zudem gemeinsam und entschieden Rechtspopulismus und hätten – sowohl in der Vergangenheit als auch ganz aktuell – zur Teilnahme an Demonstrationen aufgerufen. Im Überblick: Demos gegen Rechts in Ostwestfalen-Lippe Für die Bundestagswahl im Februar werbe die Unternehmensführung ebenfalls aktiv bei den Mitarbeitern: für den Gang zur Wahlurne. Für eine Stimme für eine Partei, die sich zu Demokratie, Vielfalt, Offenheit, Inklusion und Teilhabe bekenne. Und damit für das Einstehen für die Vision des Johanneswerks: &bdquo;Wir wollen, dass alle Menschen in Würde, selbstbestimmt und in Gemeinschaft leben können“, heißt es zum Abschluss. Hier können Sie die Sendung &bdquo;Klartext“ schauen Die ganze Sendung &bdquo;Klartext“, das Wahlforum im ZDF, ist in der ZDF-Mediathek zu sehen. Zum Beitrag mit Bodo de Vries und Guranda Bolkvadze bitte bis 1:20:58 vorspulen. Das ZDF lockte mit seiner Sondersendung am Donnerstagabend 5,14 Millionen Leute und erzielte einen Top-Marktanteil von 19,9 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen bescherten 1,12 Millionen Neugierige der Sendung sogar 20,1 Prozent und den Tagessieg, auch &bdquo;Germany’s next Topmodel“ hatte da keine Chance. Übersicht: Alle Nachrichten und Hintergründe zum Thema Bundestagswahl 2025

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