Die Bielefelder MVA soll der Klärschlamm-Ofen der Region werden

Bielefeld. Die Klärwerke reinigen unser Abwasser. Dabei bleiben große Mengen Klärschlamm übrig. Bisher durfte ein erheblicher Teil auf Äcker gebracht werden. Das schränkt der Gesetzgeber aber stark ein, weil darin zu viel Schadstoffe sind. Als Ausweg streben die OWL-Städte und -Kreise gemeinsam die Verbrennung an. Ihre Kooperationsgesellschaft hat diese ausgeschrieben. Hoffnung auf den Auftrag macht sich die Bielefelder Müllverbrennungsanlage (MVA). Die verbrennt heute schon mit bis zu 400.000 Tonnen pro Jahr einen großen Teil des Haus- und Gewerbeabfalls aus Ostwestfalen-Lippe. Jetzt soll auf dem Gelände an der Ecke Schelpmilser Weg/Eckendorfer Straße auch noch der Klärschlamm-Ofen der Region entstehen. Zudem plant die Stadtwerke-Tochter MoBiel neben der MVA eine Wasserstoff-Station mit Tankstelle für eine neue Generation von umweltfreundlicheren Bussen, die im Frühjahr 2022 fertig sein soll. Die Bewerbung Ob die MVA, die von der 75-Prozent-Stadtwerke-Entsorgungstochter Interargem betrieben wird, beim Klärschlamm mit ihrer Bewerbung den Zuschlag erhält, ist noch offen. Trotzdem plant sie die neue Anlage, die einen höheren zweistelligen Millionenbetrag kosten würde, schon recht konkret. Aktuell läuft die zweite Stufe des Genehmigungsverfahrens. Die Unterlagen legt die Bezirksregierung Detmold jetzt aus. Die Mengen Die Mengen, um die es geht, sind beträchtlich: 78 Städte, Gemeinden, Kreise und Zweckverbände der Region, die über 47 Mitglieder in einer Verwertungsgesellschaft kooperieren, müssen laut Ausschreibung etwa 178.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr los werden. Weil der Schlamm aber viel zu nass, um ihn so zu verbrennen, muss er vorgetrocknet werden. Das soll teils in Klärwerken geschehen, teils in der neuen Anlage. Für die hat die MVA-Muttergesellschaft Interargem hinter der heutigen Verbrennungsanlage einen Standort vorgesehen, an dem getrocknet und verbrannt werden könnte. Die Betreiberin geht davon aus, dass maximal 140.000 Tonnen schon teilentwässerten Klärschlamms dort angeliefert werden, so Sprecherin Yvonne Liebold. In der Vortrocknung müsste die Menge auf 35.000 Tonnen Trockensubstanz reduziert werden, die dann in den Ofen kann. Zurück bleiben aber auch noch 14.000 Tonnen Asche. Die sollen ins Recycling gehen, wo der für die Herstellung von Dünger wichtige Phosphor zurückgewonnen wird. Die Abgase Die Abgase aus dem Klärschlamm-Ofen sollen mit in die große Rauchgasreinigung der MVA, die in den 1990er-Jahren gebaut wurde und deren Werte angeblich vorbildlich sind. Ihre Kapazität reiche auch für das Abgas aus dann 435.000 Tonnen/Jahr verbrannten Materials aus, so die Interargem. Eine Nachrüstung sei nicht nötig. Die Energie, die bei der Verbrennung zusätzlich entsteht, soll vor allem für die Vortrocknung des Klärschlamms genutzt werden. Darüber hinaus erwartet man einen Überschuss von etwa 6.000 Megawattstunden Strom und 27.000 Megawattstunden Fernwärme pro Jahr, die mehr als 1.000 Haushalte versorgen könnten. Der Lkw-Verkehr Was den OWL-Städten nützt, bedeutet vor Ort aber mehr Verkehr und Lärm. Heute fahren etwa 200 Lastwagen pro Tag die MVA an, künftig kämen bis zu 30 dazu, so die Sprecherin. Die machten gerade mal zwei Prozent des gesamten Lkw-Verkehrs auf der Eckendorfer Straße aus. Für die Bürger dürfte es interessant sein, die Unterlagen für die zweite Teilgenehmigung einzusehen. Und das können sie ab Montag, 18. Oktober, bis einschließlich 17. November an drei Stellen tun: Bei der Bezirksregierung Detmold an der Leopoldstraße 15, bei der Außenstelle der Bezirksregierung in Bielefeld an der Stapenhorststraße 62 und beim Bezirksamt Heepen an der Salzufler Straße 13. Wegen Corona müssten vorher Termine vereinbart werden. Die Einspruchsfrist Außerdem veröffentlich die Bezirksregierung die Unterlagen im Internet auf ihre Homepage, kündigte sie an. Die Bürger können zudem bis einschließlich 17. Dezember 2021 Einwendungen gegen das Vorhaben machen. Detmold wird die prüfen. Sollten sie einer öffentlichen Erörterung bedürfen, werde dazu am 22. Februar 2022 ab 10 Uhr ein Termin angesetzt, und zwar in der Schüco-Arena im Saal &bdquo;Krombacher Stammtisch". Gebe es keine Einsprüche, entfalle der Termin. Der Baubeginn Die MVA-Betreiber erklärten, sie strebten einen Baubeginn im Jahr 2022 an. An Bauzeit müsse man üblicherweise mit drei Jahren rechnen. Dann könne die Anlage direkt in Betrieb gehen, also voraussichtlich 2025. Die Kooperation schreibt den Auftrag allerdings schon ab 1. Januar 2024 aus. Das Abfallrecht verlangt die Verbrennung aber erst ab 2029, so dass eine Übergangszeit bleibt. Ab 2029 sollen in OWL dann aber sogar 44.000 Tonnen getrockneter Klärschlamm anfallen.

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