Millionenschwerer Schulneubau in Planung - und noch regnet's durchs Dach

Bielefeld. Schulleiter Torsten Schätz spricht Klartext: &bdquo;Wir haben nicht die Möglichkeit, die Schule nachhaltig energetisch zu sanieren." Diese Meinung herrsche zwischen den ehemaligen Schülern und Lehrkräften vor. Deshalb seien alle &bdquo;durch die Bank froh, dass es einen Neubau gibt." Dabei sei klar, dass die Gesamtschule in den 70er Jahren eine Vorreiterrolle gespielt habe. &bdquo;Dinge, die für alle Schulformen heute selbstverständlich sind oder sein sollten, wurden hier erkämpft", sagt Schätz. Ehemalige, Lehrer, Schüler und Verwaltungsmitarbeiter feierten das 50-jährige Bestehen der Martin-Niemöller-Gesamtschule mit Festakt und Schulfest. Das Motto lautete: &bdquo;So vielfältig ist Schule." Vor allem der erste Schulleiter Otto Hesse hat die Gesamtschule geprägt. &bdquo;Er war nicht nur der Direktor der Schule, er war zugleich eine Persönlichkeit, die die Entwicklung der staatlichen Gesamtschulen im Land maßgeblich mitgeprägt hat", heißt es in einem Nachruf der NW, der am 18. Dezember 2013 erschien. Hesse war im Alter von 81 Jahren gestorben. Otto Hesse hat die Schule geprägt Zu Beginn des Schuljahres im August 1971 gab es das heutige Gebäude an der Apfelstraße noch nicht. Dieses wurde erst 1976 bezogen. In den ersten Jahren war die neue Schule über mehrere Standorte verteilt. Torsten Schätz, der die Schulleitung in diesem Jahr übernommen hat, erinnert sich noch gut an Otto Hesse, denn der heute 56-Jährige begann 1992 mit seinem Referendariat in Schildesche: &bdquo;Es herrschte Aufbruchstimmung." Die Schulform sei ein Baustein für die Überwindung der bleiernen Nachkriegszeit gewesen, in der zwar Wohlstand entstanden sei, aber auch noch patriarchale und wenig grunddemokratische Gesellschaftsstrukturen vorherrschend gewesen seien. Dann sei die &bdquo;Mini-Uni" entstanden. Lesen Sie auch: Hier entsteht ein großes, neues Einkaufszentrum mit Wohnungen Der Düsseldorfer Architekt Christoph Parade hatte sich in einem Wettbewerb durchgesetzt und erhielt den Auftrag für den Bau der achtzügigen Schule. Für ihn war wichtig, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Schule identifizieren. Dafür müssten Räume geschaffen werden, aber auch Angebote, die über die bloße Wissensvermittlung hinaus gehen. Unverzichtbar seien Nischen und Bereiche, die Rückzugsmöglichkeiten bieten würden. Älteste und erste Gesamtschule Oberbürgermeister Pit Clausen betonte in seinem Festvortrag, dass die Schildescher Gesamtschule die älteste und erste Gesamtschule in Bielefeld und ganz OWL gewesen sei. Sie habe große Bedeutung für den Stadtteil. Seit Bestehen habe es rund 10.000 Schüler, darunter 4.000 Abiturienten und weitere Schulabschlüsse gegeben. Außerdem sei die Schule für ihre Theater-, Kultur- und Musikprojekte im Forum und an diversen Orten in Schildesche bekannt geworden. Unvergessen seien die Besuche der Backstreet Boys 1996 und von Fernsehkoch Tim Mälzer 2016 gewesen. &bdquo;Die Schule ist langjähriger Gastgeber und Organisator der Schildescher Traummeile rund um den Obersee für alle Bielefelder Schulen", berichtet Clausen. Viele Schulpartnerschaften seien bis heute aktiv – mit Nkululeko in Simbabwe (seit 1982), mit Rzeszow in Polen (seit 2004) und Gaziantep in der Türkeit (seit 1988). Torsten Schätz erzählt, dass zurzeit ein Bufdi der Nkululeko High School zu Besuch ist. Lloyd Zendaenda hat auch am Schulfest, zu dem an zwei Tagen Tausende Gäste kamen, teilgenommen. Mit dem Neubau, über den in der Vergangenheit häufig heftig diskutiert wurde, schlägt die Gesamtschule ein weiteres Kapitel in ihrer Geschichte auf. Der Schulleiter betont, dass die Gebäudetechnik des 70er Jahre-Baus nicht mehr den Anforderungen im 21. Jahrhundert genüge. Das Dach sei weitgehend undicht und der Keller sei pädagogisch untragbar: &bdquo;Die ganze Schulgemeinde freut sich, dass der Schulträger neue, moderne Gebäude erstellt, dass der Schulträger und die Bezirksregierung die Sechszügigkeit genehmigt haben und die nächsten 50 Jahre optimistisch angegangen werden können." Kritik gab es in der Vergangenheit an den hohen Kosten des Neubaus, dem Standort und der Verkehrssituation. Es gab auch Befürworter einer Sanierung. In 50 Jahren kamen rund 10.000 Schüler Der Stadtrat hatte 2018 beschlossen, das Bestandsgebäude aufgrund &bdquo;erheblicher baulicher und energetischer Mängel" durch einen Neubau auf zwei Grundstücken zu ersetzen. Die Anforderungen einer inklusiv arbeitenden Gesamtschule sollen im pädagogischen Konzept berücksichtigt werden. Zudem soll die Schule weiterhin als kultureller Baustein des Stadtteils mit integrierter Stadtteilbibliothek genutzt werden. Mehr als 100 Büros beteiligten sich am Wettbewerb für den Neubau. Das Büro Staab Architekten aus Berlin belegte den ersten Platz. &bdquo;Eine Schule an zwei Standorten ist nicht ungewöhnlich", sagt Torsten Schätz. Dafür gebe es viele Beispiele, nicht nur in Bielefeld.Der Pädagoge denkt auch, dass es eine &bdquo;kluge Lösung" für die viel befahrene Straße An der Reegt geben wird. Um zu den Sporthallen zu gelangen, müssen die Schülerinnen und Schüler, die im Gebäude an der Westerfeldstraße untergebracht sind, die Straße queren. Schätz berichtet, dass gerade erst mit der Planung des Außengeländes begonnen worden ist: &bdquo;Ich bin ganz optimistisch, dass bis 2026 eine sinnvolle Lösung gefunden ist." Zum runden Geburtstag sind Kaffeebecher und T-Shirts bedruckt worden. Allerdings gibt es jetzt auch eine Baustelle: Durch den Starkregen im September hat es durch das Schuldach geregnet. Die Stadt hat den Bereich rund um das Forum sofort eingezäunt, weil die Gefahr besteht, dass die mit Wasser vollgesogenen Akustikplatten aus zehn Metern Höhe herabstürzen. Torsten Schätz hofft, dass in den Herbstferien ein Netz montiert wird. Dieses würde die herabfallenden Teile auffangen. &bdquo;Dann können sich die Schüler nach den Ferien wieder darunter bewegen."

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