Bielefeld will mehr Gas bei der Verkehrswende geben

Bielefeld. Die zuletzt stockende Verkehrswende soll Richtung Jahresende wieder richtig Fahrt aufnehmen. Dann sollen nahezu alle Bausteine, sprich Konzepte der vom rot-grün-roten Ratsbündnis beschlossenen Verkehrswende auf den Weg gebracht sein: die für den Rad- und Nahverkehr, für den motorisierten Verkehrsteilnehmer, die Fußgänger und den ruhenden Verkehr. Die Leitfäden sollen der Politik noch in diesem Jahr zur weiteren Beratung vorgelegt werden. Und Olaf Lewald, Leiter des Amtes für Verkehr, ficht ein Hauptkritikpunkt der Gegner bei der Arbeit nicht an. Beschlossenes Ziel ist es, dass bis 2030 in Bielefeld nur noch ein Viertel aller Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Der wiederkehrende Vorwurf ist, dass es kein Gesamtverkehrskonzept für Bielefeld gebe, in dem die Belange aller Verkehrsteilnehmer und Straßenanrainer dabei berücksichtigt werden. Olaf Lewald ist anderer Meinung: &bdquo;Wir sagen, es gibt ihn. Wir haben den Gesamtplan in der Mobilitätsstrategie." Das Amt für Verkehr habe damit begonnen, die Konzepte für die verschiedenen Verkehrsarten auf den Weg zu bringen. &bdquo;Wir sind der Meinung, dass ein Gesamtverkehrsplan nichts anderes beinhalten würde." &bdquo;Bei der Stadtgröße Bielefelds macht ein Verkehrsentwicklungsplan wenig Sinn", sagt auch Patrick Kühn, Abteilungsleiter Mobilitätsplanung. Aus dem bereits verabschiedeten Leitbild, den dann aufeinander abgestimmten Teilkonzepten und den Beschlüssen der Politik ergebe sich der weitere Weg für Bielefeld. &bdquo;Wir sind mit dem Radplan und dem Nahverkehrsplan in Vorleistung gegangen", sagt Lewald. Und er findet, dass in kurzer Zeit, seit dem Beschluss zur nachhaltigen Mobilitätsstrategie im Sommer 2019, bereits vieles sichtbar und spürbar sei. Anderenorts werde viel über Klimaschutz geredet und darüber, &bdquo;was gerade jetzt nicht geht" – auch in der Verwaltung. &bdquo;Aber wir im Amt für Verkehr tun etwas, und wir sind erst am Anfang unserer Aktivitäten." Einen Gesamtverkehrsplan zu erstellen, würde &bdquo;wahnsinnig viel Zeit kosten". Zeit, die Olaf Lewald für verschwendet hält. Wichtig sei, jetzt Veränderungen auf den Weg zu bringen, Zusammenhänge darzustellen. Dafür habe man auch an den eigenen Strukturen gerüttelt. Am weitesten ist das Radverkehrskonzept, das auf dem Vertrag mit der Initiative Radentscheid fußt und das bereits bis 2025 wichtige Maßnahmen einläuten soll, aber ebenso wie die anderen noch in Arbeit befindlichen Teilkonzepte noch nicht vom Stadtrat verabschiedet ist. Kurzfristiges Ziel ist, wie berichtet, die Umsetzung des geschützten Radweges entlang der Artur-Ladebeck-Straße möglichst noch in diesem Jahr. Der Umbau der Heeper Straße, der ab 2024 eingeplant ist, müsse angesichts dieser gefassten Beschlüsse noch einmal umgeplant werden. &bdquo;Das ist ein Projekt, das uns fordert", räumt Lewald ein. Der beschlossene vierspurige Ausbau der Herforder Straße zwischen Baumheide und Brake rücke im Hinblick auf den jetzt geplanten Radwegschnellweg Richtung Herford wohl auch noch mal in den Fokus. So geht's beim Nahverkehr weiter Beim Nahverkehrsplan, dessen verspäteter Entwurf von Oberbürgermeister Pit Clausen noch einmal ausgebremst worden war, weil er für eine Umsetzung zu wenig realistisch schien, geht im neuen Anlauf nach Kühns Worten in den nächsten Wochen in die Bürgerbeteiligung. Noch im August soll es dazu eine öffentliche Veranstaltung geben, die wegen Corona aber vermutlich online durchgeführt werden wird. Das amtsintern so genannte Visionsszenario beinhaltet in der Hauptsache Maßnahmen im Busbereich, Erweiterung des Stadtbahnnetzes, mehr Park & Ride, Mobilitätsstationen, Busbeschleunigung. Kinder vom Auto entwöhnen Die Ergebnisse sollen mit gutachterlicher Unterstützung ausgewertet und der Politik noch in diesem Jahr zur Beschlussfassung vorgelegt werden. &bdquo;Wir sind auch dabei, exakt gleichgeartete Konzepte für den motorisierten Individualverkehr und für den ruhenden Verkehr zu entwickeln." Darüber hinaus soll es einen Leitfaden für den Fußverkehr und ein schulisches Mobilitätsmanagement gegen, mit dessen Hilfe man perspektivisch die Kinder dazu erziehen möchte, als Erwachsene weniger aufs Auto zu setzen.

Meistgelesen