Bielefeld. Seit dem ersten Juli gibt es auf der Radrennbahn wieder Freizeitspaß der besonderen Art. Die zweite Auflage der coronagerechten Pop-Up-Kirmes „BIE happy" läuft nach anfänglichen Schwierigkeiten gut. Schausteller und Besucher sind zufrieden. Teilweise nehmen Gäste sogar weite Wege nach Bielefeld auf sich, um ihre Lieblingsfahrgeschäfte auch in diesem Sommer zu erleben. Die Veranstalter hoffen, dass der positive Trend auf weiteren Festen im Herbst und beim Weihnachtsmarkt fortgeführt werden kann. Doch das ist noch ungewiss.
Der Bielefelder Schaustellerverein plant dennoch bereits für die Herbstkirmes und hat sogar schon die entsprechenden Anträge bei den Ämtern eingereicht. Auch der Geschäftsführer der Bielefeld Marketing GmbH, Martin Knabenreich, zeigt sich für die nächsten Monate zuversichtlich. Denn spätestens die Weihnachtsmärkte werden ein Thema sein, bei dem auch auf Bundes- und Länderebene Entscheidungen gefällt werden müssten - natürlich abhängig vom weiteren Verlauf des Pandemiegeschehens. „Entweder finden sie in ganz Deutschland statt und dann auch bei uns oder wir haben ein großes Problem", so Knabenreich.
Die Möglichkeit, Fahrgeschäfte und Essensstände anzubieten ist für Betreiber aus der Region gerade deswegen aktuell sehr wichtig. So musste zum Beispiel der Leinewebermarkt nun zwei Jahre in Folge ausgesetzt werden. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Feste in der Region, die unter den wechselnden Auflagen der letzten Monate nicht gestemmt werden konnten. Die Besucherzahlen zeigen, dass Angebote wie in Bielefeld aber gut und gerne angenommen werden. Am ersten Wochenende Anfang Juli gilt noch die 3G-Regel (Geimpft, Getestet, Genesen). Viele Besucher werden direkt am Einlass kostenlos getestet. Das führt zu langen Schlangen mit abschreckender Wirkung.
Insgesamt werden 8.000 Besucher gezählt. Nachdem die Testpflicht aufgrund der niedrigen Inzidenz dann aber entfällt, verdoppeln sich die Zahlen am zweiten und dritten Wochenende fast und steigen auf jeweils knapp 15.000 Menschen. André Schneider, Vorsitzender des Schaustellervereins, erwartet, dass am vierten und letzten Wochenende dann auch die 50.000er-Marke bei der Besuchermenge insgesamt geknackt wird. Das war auch der Wert, der im Vorjahr erreicht wurde - allerdings über einen Zeitraum von sechs Wochenenden. Eine kurzfristige Verlängerung der Kirmes wie 2020 soll es in diesem Jahr nicht geben.
"Nicht so wie auf einer ganz normalen Kirmes"

Schneider, der auch den Autoscooter betreibt, freut sich noch einmal auf spürbar dankbare Besucher: „Die Menschen haben sich natürlich gefreut über uns, jeder zweite Satz war 'Schön, dass Sie wieder da sind'", berichtet er. Auch für Klaus Rasch vom Fahrgeschäft Musik Shop fühlt es sich „nicht so wie auf einer ganz normalen Kirmes" an. Die Besucher seien geduldiger, würden weder drängeln noch streiten und würden öfter als sonst höflich „Bitte" und „Danke" sagen.
Rasch erzählt stolz von Stammkunden, die ihn normalerweise auf kleineren Festen etwa in Ascheberg oder Wolfhagen besuchen. Diese würden nun zum Teil extra die über 100 Kilometer langen Wege auf sich nehmen, um in Bielefeld in den Genuss seines Kultkarussells zu kommen. Früher seien es eher die Jugendlichen gewesen, heute nehmen „auch mal Oma und Opa mit den Enkelkindern" in einer seiner 20 Gondeln Platz. Es seien wie auch im Vorjahr vor allem Familien, die für ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen versuchen.
Bielefeld Marketing-Chef Knabenreich zieht ebenfalls ein positives Fazit zur Sommerkirmes: „Es ist ein tolles Angebot für die Bielefelder in der Urlaubszeit". Darüber hinaus liege das wirtschaftliche Überleben der Standbetreiber natürlich auch im Interesse der Stadt. Deswegen hatte sich das Stadtmarketing unter anderem dafür eingesetzt, dass Stand- und Nutzungsgebühren bei der Sommerkirmes entfallen.
Ab Herbst gehe es dann in die Planungen für Weihnachtsmärkte und Stadtfeste im nächsten Jahr. „Wenn diese Feste schön sein sollen, brauchen wir die Schausteller", so Knabenreich. Die „BIE happy" läuft noch bis Sonntag.