Kaufleute blockieren Straße aus Protest gegen Verkehrsversuch

Bielefeld. Highnoon am Waldhof. In der Sonne leuchten die rotweißen Warnwesten der Aktivisten. Das strahlend weiße Logo vom A-Team auf der Brust signalisiert, wer hier auf die Straße geht: Die Kaufmannschaft der Altstadt. Ihr kurzfristig angemeldeter Protest richtet sich gegen die Absicht der Ratsmehrheit von Rot-Grün-Rot, im Rahmen eines Versuchs zur Verkehrsberuhigung im Viertel, die Einbahnstraße Waldhof für Autos zu sperren – von Juni bis zum Februar 2022. Die Idee hinter dem Versuch: weniger Autoverkehr im Viertel, dafür mehr Fahrradfahrer und Freiflächen für die Außengastronomie. Dass die Wirte von dem Konzept profitieren, dass begrüßen die Kaufleute. Das Konzept habe durchaus seine Stärken, sagen die Protestler unisono, und die demonstrative Sperrung des Waldhofs sei auch kein Ausdruck einer pauschalen Ablehnung. Nein. Abkopplung von zwei Seiten Aber die Sperrung des Waldhofs für den Autoverkehr sei eine Abkopplung der Altstadt vom Westen und Süden der Stadt – eine Katastrophe besonders fürs Weihnachtsgeschäft. Besuchen doch rund 30 Prozent auswärtige Kunden die Altstadt, von denen viele Dank des Jahnplatzumbaus schon jetzt Probleme hätte, überhaupt einen Weg zu finden, sagt Henner Zimmat, Sprecher des A wie Aktions–Teams. Unterstützung erhalten die Händler von den Granden der IHK sowie dem Handelsverband OWL. Auch dort regt sich Widerstand gegen die potenzielle Rats-Mehrheit, die mit der Entscheidung sogar die eigenen Fraktionen in der BZV Mitte brüskiert. Der Einschnitt sei &bdquo;riskant", schreiben die Verbände in einer Erklärung. Das Weihnachtsgeschäft sei für die durch Corona ohnehin geplagten Altstadtkaufleute zu wichtig. Der Testzeitraum wäre bis Oktober, wie es das Amt für Verkehr vorgeschlagen hatte, völlig ausreichend. "Verschärfung ist risikoreich" Doch die Politiker hatten den Vorschlag aus dem Rathaus geändert. &bdquo;Der Kompromiss mit Testzeitraum bis Ende Oktober und die Beibehaltung der Erreichbarkeit der Parkhäuser über den Waldhof hätte unsere Unterstützung gehabt", betont IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke: &bdquo;Die jetzt vom Stadtentwicklungsausschuss beschlossene Verschärfung halten wir für risikoreich". Durch den Jahnplatzumbau sei die Erreichbarkeit der Innenstadt und der Altstadt schon stark eingeschränkt. Die Parkhäuser an der Welle und am Bach erfüllten eine wichtige Funktion. Pigerl-Radtke: &bdquo;Sie sind vor allem bei den auswärtigen Gästen sehr beliebt. Die Sperrung des Waldhofs führt zu weiten und umständlichen Umwegfahrten über den Niederwall." Die Erreichbarkeit der Altstadt samt Parkhäuser würde so gerade in der umsatzstärksten Weihnachtszeit stark eingeschränkt. Thomas Kunz, Handelsverband: &bdquo;Sie muss aber unbedingt sichergestellt bleiben." Autofahrer reagieren mit Verständnis Um das zu erreichen, entschlossen sich die Kaufleute am Freitag zu ihrer spontanen Demo. Die Entscheidung dazu sei morgens um 8.30 Uhr gefallen, erzählt Optiker Thomas Renken. Zur symbolträchtigen Uhrzeit von 5 vor 12 blockiert die Gruppe den Waldhof, hinter ihr steht ein Auto quer und vor ihre versperrt ein kleines rotweißes Gitter das Autofahren den Weg. Die zeigen sich geduldig, verzichten aufs Hupen oder Fluchen, lassen sich stattdessen von Bezirksbeamtin Elke Wagner kurz erklären, wieso sie gerade warten müssen. Die nächste Aktion plant die Kaufmannschaft der Altstadt digital per Zoom-Konferenz am Dienstagabend. Dazu seien auch der OB und diverse Ratsmitglieder eingeladen. Zum Thema: Alle Autoverbindungen durch die Altstadt werden in Kürze gekappt Heftiger Streit um Waldhof-Sperrung und den Altstadt-Verkehrsversuch

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