Darum erhält ein 82-Jähriger den wichtigsten Europäischen Innovationspreis

Bielefeld. Das Bauunternehmen Goldbeck hat schon zahlreiche Preise eingeheimst. In diesem Jahr wurde es erneut als bester Arbeitgeber der Baubranche ausgezeichnet. Außerdem gab es den renommierten &bdquo;Germany Leadership Award“ in der Kategorie Innovation. Und jetzt hat Unternehmensgründer Ortwin Goldbeck die Rudolf-Diesel-Medaille erhalten, den ältesten Innovationspreis in Europa. Die Auszeichnung wird für Erfindergeist und die Fähigkeit, Innovationen wirtschaftlich in die Zukunft zu führen, verliehen. Goldbeck bekam sie in der Kategorie &bdquo;Erfolgreichste Innovationsleistung“. Doch um welche Erfindung geht es eigentlich? Revolution in der Branche Die Goldbeck GmbH errichtet heute europaweit Produktionshallen, Bürogebäude, Parkhäuser und Schulen. Hört sich erstmal nicht spektakulär an. Doch dahinter steht ein Konzept, das die Regeln der Baubranche revolutioniert hat. 1969 machte sich der gerade 30-jährige Stahlbauingenieur Goldbeck selbstständig, &bdquo;weil man Erfolg nur dann hat, wenn man seine Ideen selbst umsetzen kann.“ Die Idee hieß: Statt Gewerbebauten immer wieder neu zu konstruieren, werden sie schneller und materialsparender gebaut, wenn sie aus einem System von industriell vorgefertigten Teilen bestehen. Idee zur Serienproduktion &bdquo;Am Anfang stand die Idee der Serienproduktion“, erzählt Goldbeck. &bdquo;Zu Beginn der 1980er Jahre war klar: Wir müssen mehr bieten als Stahlkonstruktionen. Es muss um komplette Gebäude als Produkt aus einer Hand gehen.“ Die unterschiedlichsten Bauten entstehen dabei aus dem gleichen System. &bdquo;Wir haben die Legosteine des Gewerbebaus entwickelt“, sagt Goldbeck. Und noch eines kam hinzu. Warteten traditionelle Baufirmen auf Aufträge und Ausschreibungen, wurde Goldbeck zusammen mit seinen damaligen Partnern – dem Kaufmann Hans-Heinrich Knufinke und dem Ingenieur Dieter Pohlmann – selbst aktiv. &bdquo;Wir haben den Kunden unsere Leistungen angeboten, haben Kaltakquise betrieben“, so Goldbeck. Nicht jedes Gebäude kann man zum Denkmal machen Eine Strategie, die in den 1990er Jahren zur Internationalisierung führte. Heute hat das Unternehmen 64 Niederlassungen und Geschäftsstellen sowie zehn Werke für Fertigteile. Dass mit den Jahren Serviceleistungen zum Betrieb und zur Verwaltung von Gebäuden hinzukamen, ergab sich fast von selbst. &bdquo;Wir müssen auch das können. Denn gemessen an den Kosten, die über 50 Jahre für ein Gebäude entstehen, liegt der Anteil für die Erstellung nur bei 15 bis 20 Prozent“, so Goldbeck. Längst spielt der nächste Schritt eine immer wichtigere Rolle. &bdquo;Heute denken wir schon bei der Planung daran, dass sich ein Gebäude auch wieder entfernen, dass sich das Material recyceln lassen muss“, sagt der Unternehmer. &bdquo;Nicht jedes Industriegebäude kann man zum Denkmal machen.“ Die Unternehmensführung hat er schon vor Jahren an seine Söhne übergeben. Seit 14 Jahren ist der 82-Jährige nicht mehr im operativen Geschäft des Unternehmens, das zuletzt einen Jahresumsatz von fast 3,5 Milliarden Euro schrieb und europaweit über 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat. Firma baut auch für Tesla Das Thema Bauen lässt Ortwin Goldbeck aber noch lange nicht los. Die Möglichkeiten der Digitalisierung hat er im Blick: &bdquo;Wir können beispielsweise digitale Zwillinge von Gebäuden erzeugen, mit deren Hilfe sich die Qualität der realen Bauten digital prüfen lässt.“ Zusammen mit einem anderen Unternehmen baut die Goldbeck GmbH eines der derzeit meistbeachteten Industriegebäude: die Tesla-Fabrik in Brandenburg. &bdquo;Einen besseren Werbeeffekt hätten wir uns nicht wünschen können“, sagt der Bau-Pionier. Tesla-Chef Elon Musk gilt als Leitfigur, wenn es um Innovationen in der Mobilität oder Weltraumfahrt geht. Goldbecks Sohn Jan-Hendrik hat den Amerikaner bei einer Baustellenbesichtigung selbst kennengelernt und sagt: &bdquo;Dessen Leistungen sind schon beeindruckend.“

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