Bielefelder Goldbeck-Gruppe verzeichnet Rekordauftragslage und trotzt Bauflaute

Bielefeld. Die Marktbedingungen für die Baubranche sind europaweit &bdquo;ruppig“, der Wettbewerb ist &bdquo;hart“: So charakterisieren Jörg-Uwe Goldbeck und sein Bruder Jan-Hendrik Goldbeck die Folgen der anhaltend schwachen Baukonjunktur. Die Verunsicherung vieler Bauherren angesichts von Kriegen und Zollkonflikten führe zur Verschiebung von Bauprojekten, zusätzliche Verzögerungen gebe es nicht selten wegen bürokratischer Auflagen. Eine Folge sei ein leichter Dämpfer bei der Gesamtleistung: Im Geschäftsjahr 2024/25, das am 31. März endete, sei der Umsatz ähnlich wie im Vorjahr leicht gesunken, und zwar von 6,4 auf 6,3 Milliarden Euro. Doch angesichts der Umstände sei dies noch immer &bdquo;sehr ordentlich. Und wir glauben an künftiges Wachstum“, so Jörg-Uwe Goldbeck. Vor allem die Auftragslage lässt auf bessere Zeiten hoffen, mit einem Volumen von rund 7,0 Milliarden Euro sei &bdquo;gegen den Trend“ der höchste Auftragseingang der Unternehmensgeschichte verbucht worden. Passend dazu ist auch die Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiter gewachsen, von rund 12.500 im Frühjahr 2024 auf 13.150 Beschäftigte zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahrs. &bdquo;Wir stellen behutsam weiter ein“, sagte dazu Jörg-Uwe Goldbeck. Auch die hohen Investitionen im Wert von 108 Millionen Euro gelten als Beleg für große Zuversicht. Als Zeichen eines Aufschwungs wollen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter des größten deutschen Bauunternehmens in privater Hand die positive Auftragsentwicklung allerdings noch nicht gewertet wissen, sondern eher als &bdquo;Erreichen der Talsohle“. Zumindest in Deutschland, wo zwei Drittel der Aufträge für den Konzern geschrieben werden, sei noch keine durchgreifende Belebung zu verzeichnen, jedoch auch keine weitere Abwärtsentwicklung. Immerhin. Lesen Sie auch: Trotz Krisen: Drei Bielefelder Unternehmer setzen auf Zuversicht: &bdquo;Wir sind stark genug“ Bewegung bei Erweiterungsplänen in Bielefeld-Ummeln Noch immer mache die Goldbeck-Gruppe etwa die Hälfte des Geschäfts mit klassischen Gewerbehallen, sagte Jan-Hendrik Goldbeck, doch die Tendenz ist sinkend: In den vergangenen drei Jahren seien die Umsätze in diesem Feld um insgesamt rund 20 Prozent gesunken. Andere Bereiche hingegen sind in dieser Zeit zum Teil kräftig gewachsen, das Geschäft mit dem Bau von Schulen zum Beispiel um 70 Prozent, die Erlöse aus der &bdquo;Revitalisierung“ von Bestandsbauten haben sich mehr als verdoppelt, der Bau von Parkhäusern wuchs um zehn Prozent. Zu einem echten Hoffnungsträger hat sich unterdessen der Wohnungsbau gemausert: Die Umsätze seien hier in drei Jahren (von relativ niedrigem Niveau) auf das 7,4-fache gestiegen, und im laufenden Jahr würden erstmals Wohnungsbau-Aufträge in Milliardenhöhe erwartet - &bdquo;ein Schluck aus der Pulle“, freut sich Jan-Hendrik Goldbeck. Zum Thema: Goldbeck drängt in den Wohnungsbau Das Identifizieren von Zukunftsfeldern und die Erschließung neuer Marktregionen gelten als wichtige Aufgaben für die weitere Entwicklung. Jan-Hendrik Goldbeck nennt eine ganze Reihe von Ideen, die zum Teil bereits in der Umsetzung sind. So sollen die Stärken des Unternehmens im seriellen Bauen und in der industriellen Vorfertigung künftig auch im Ausland stärker in die Waagschale geworfen werden. Zwar sind die Bielefelder bereits in 21 Ländern präsent, die Marktdurchdringung ist jedoch fast nirgends so hoch wie in Deutschland. Neue Chancen werden auch jenseits von Europa gesucht - so werde ein kleines, zweiköpfiges Team an den Persischen Golf geschickt, um hier die Marktbedingungen zu erkunden. Expandieren will Goldbeck unterdessen auch in der Nähe des Stammsitzes in Ummeln. Gemeinsam mit der Sportanlagen-Firma Heiler will das Bauunternehmen künftig mehr als zehn Hektar im Gewerbegebiet &bdquo;Ummelner Straße/Bohlenweg“ nutzen. An diesem Mittwoch finde eine öffentliche Unterrichtung mit der Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung in der Bezirksvertretung Brackwede statt, heißt es. Goldbeck und Heiler wollen sich die Fläche annähernd im Verhältnis von 50:50 teilen. Konkrete Baupläne gebe es für die seit zehn Jahren angestrebte Erweiterungsmöglichkeit allerdings noch nicht, sagt Jörg-Uwe Goldbeck. Zunächst müsse ohnehin erst die nötige Änderung der Bauleitplanung realisiert werden. Auftrag von der Marine in Wilhelmshaven Der Bau von Rechenzentren gilt als eine zukunftsträchtige Marktnische, sagt Jan-Hendrik Goldbeck, als erster Meilenstein gelte ein Projekt in Marseille. Die großen Projekte mit den &bdquo;seriellen“ Gebäuden für den Zoll und das Technische Hilfswerk seien inzwischen erfolgreich angelaufen, aber auch in Aufträgen für Feuerwehren und die Bundeswehr sieht er Potenzial. Ein Auftrag kam von der Marine für den Bau einer Unterkunft mit fast 1.200 Zimmern in Wilhelmshaven. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von GOLDBECK (@goldbeck_group) Dabei sind die Bielefelder bodenständig genug, um auch das Stammgeschäft nicht aus den Augen zu lassen. Dazu zählt längst das Servicegeschäft, etwa die Bewirtschaftung von Immobilien. Und selbst &bdquo;das Büro“ sei keinesfalls tot. Einerseits warnen die Goldbecks vor dem Irrglauben, dass alte Bürogebäude leicht in Wohnungen umgewandelt werden könnten (&bdquo;schon gar nicht billig“), andererseits könnten auch Neubauten weiterhin sinnvoll sein, versichert Jörg-Uwe Goldbeck. Wenn sie so gebaut seien, &bdquo;dass die Menschen dort gern hineingehen“. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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